Familienarbeit bleibt Frauensache |
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Wien (statistik austria) - Familie und Kinder haben im Leben der meisten Österreicherinnen und Österreicher
einen zentralen Platz. Allerdings überlässt eine Mehrheit der Männer die Haushaltsführung,
die Kinderbetreuung und die Pflege naher Angehöriger nach wie vor den Frauen. Deshalb sind berufstätige
Mütter in der Regel „doppelt" belastet: Sie verbringen in einer Woche durchschnittliche 32 Stunden am
Arbeitsplatz und wenden zusätzlich rund 40 Stunden für Haushalt und Kinderbetreuung auf. Weitere Ergebnisse
aus zwei Mikrozensus-Erhebungen, die von der Statistik Austria im Auftrag des BMSGK durchgeführt und ausgewertet
wurden: Weniger als 10 Prozent der jungen Frauen wollen kinderlos bleiben, und österreichweit gibt es für
48.000 außerfamilial nicht betreute Kinder den Wunsch nach einem Betreuungsplatz. Frauen mehrheitlich für Haushalt und Kinder zuständig In Österreich leben derzeit knapp 2 Millionen Paare. In 57 Prozent der Fälle ist die Frau alleine oder überwiegend für die Haushaltsführung zuständig, aber nur in 1,3 Prozent der Fälle der Mann. 28 Prozent der Paare teilen sich die Hausarbeit partnerschaftlich. Bei weiteren 12 Prozent führt die Frau gemeinsam mit einer dritten im Haushalt lebenden Person (in der Regel mit ihrer Mutter oder Schwiegermutter) den Haushalt. Auch wenn beide Partner voll erwerbstätig sind, führt in 47 Prozent der Fälle die Frau überwiegend oder ganz alleine den gemeinsamen Haushalt. Aber immerhin zu 36 Prozent werden die Haushalte erwerbstätiger Paare partnerschaftlich geführt. Bei Paaren, wo nur der Mann erwerbstätig ist, gibt es lediglich in 15 Prozent der Fälle eine partnerschaftliche Teilung der Hausarbeit. Etwas gleichberechtigter ist die Situation bei der Kinderbetreuung. 54 Prozent aller Paare mit Kindern betreuen ihre Kinder gemeinsam. Dennoch ist jede dritte mit Mann und Kindern lebende Frau für die Kindererziehung und –betreuung alleine zuständig. Selbst wenn die Frau zu Hause und der Mann erwerbstätig ist, erfolgt die Betreuung der Kinder in 43 Prozent der Fälle gemeinsam. Erwerbstätige Frauen arbeiten pro Woche 64 Stunden in Beruf und Haushalt, Männer nur 48 Stunden Erwerbstätige leisten im Schnitt 38 Stunden bezahlte Arbeit pro Woche. Dazu kommen 10 Stunden Hausarbeit und 7 Stunden Kinderbetreuung (insgesamt: 55 Stunden). Erwerbstätige Frauen verbringen in Schnitt 35 Wochenstunden am Arbeitsplatz. Für den Haushalt wenden sie wöchentlich 18 Stunden, für Kinderbetreuung 11 Stunden auf. In Summe ergibt das 64 bezahlte und unbezahlte Arbeitsstunden. Bei erwerbstätigen Männern macht die wöchentliche Gesamtbelastung nur 48 Stunden aus. Davon entfallen 41 Stunden auf bezahlte Erwerbsarbeit, 4 Stunden auf Hausarbeit und 3 Stunden auf die Betreuung der Kinder. Am größten ist die zeitliche Belastung berufstätiger Mütter. Sie leisten im Schnitt 32 Stunden bezahlte und 40 Stunden unbezahlte Arbeit. Dies sind in Summe 72 Stunden pro Woche. Ähnlich hoch ist mit 69 Stunden die Gesamtbelastung alleinerziehender berufstätiger Frauen. Durchschnittlich 7 nahe Angehörige Österreichs Haushalte haben im Durchschnitt 2,4 Mitglieder. Das heißt: Österreichs Einwohner leben im Schnitt mit weiteren 1,4 Personen im gemeinsamen Haushalt. Viel größer ist hingegen das familiäre Netzwerk. Bezieht man die außerhalb des Haushalts lebenden nahen Angehörigen mit ein, so zeigt sich: Weniger als 1 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben keinen einzigen nahen Angehörigen, 17 Prozent dagegen zehn und mehr Angehörige. Im Durchschnitt umfasst das Familiennetz 7 Personen. Bei älteren Menschen (60+ Jahre) ist dieser Wert mit fast 9 Personen am höchsten. Immer mehr „Bohnenstangen"-Familien Durch die gestiegene Lebenserwartung lebten noch nie so viele Angehörige unterschiedlicher Generationen gleichzeitig. 78 Prozent aller Einwohner Österreichs haben Angehörige aus mindestens zwei weiteren Generationen. In vier- oder mehrgenerationalen Familienverbänden („Bohnenstangen"-Familien) lebt immerhin ein Fünftel der Bevölkerung. Aus Sicht der Kinder stellt sich das folgendermaßen dar: Im Kleinkindalter haben 93 Prozent zumindest zwei lebende Großelternteile und 52 Prozent sogar noch alle vier lebenden Großeltern. 96 Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren haben zumindest einen lebenden Großvater oder eine lebende Großmutter. Bei 30 Prozent gibt es auch noch eine Urgroßmutter oder einen Urgroßvater. Aus Sicht der älteren Menschen bedeutet dies: Von den über 65-Jährigen haben 70 Prozent wenigstens ein Enkelkind, 30 Prozent sogar 4 oder mehr Enkelkinder. „Hotel Mama" bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer häufiger Jugendliche verlassen ihr Elternhaus immer später. Dies trifft besonders auf junge Männer zu. 44 Prozent der 25- bis 29-jährigen Männer und ein Fünftel (20%) der gleichaltrigen jungen Frauen leben noch bei den Eltern. Vor dem 20. Geburtstag verlässt in Österreich nur eine Minderheit der jungen Erwachsenen (10 Prozent der jungen Männer, 22 Prozent der jungen Frauen) das Elternhaus. Hand in Hand mit dieser Entwicklung hat in den letzten Jahrzehnten ein grundlegender Wandel in der Form der Familiengründung stattgefunden. Das Zusammenziehen mit einem Partner bzw. einer Partnerin erfolgt immer später und hat sich zeitlich von einer Heirat weitgehend entkoppelt. Ein weiterer Trend: Junge Frauen bekommen ihr erstes Kind zunehmend später. So sind derzeit drei von vier Frauen und neun von zehn Männern vor dem 23. Geburtstag noch kinderlos. In den 1960er Jahren war in diesem Alter bereits jede zweite Frau Mutter. Familienkontakte sehr dicht Zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern besteht ein dichtes Kontaktnetz. 83 Prozent aller älteren Menschen haben zumindest ein lebendes Kind, und fast ein Viertel davon lebt mit erwachsenen Kindern unter einem Dach, aber nicht notwendigerweise in derselben Wohnung. Bei weiteren 22 Prozent wohnt zumindest ein erwachsenes Kind in unmittelbarer Nähe. Entsprechend häufig sehen sich Eltern und Kinder. 61 Prozent der älteren Menschen treffen wenigstens eines ihrer Kinder nahezu täglich, weitere 24 Prozent zumindest einmal pro Woche. Ähnlich häufig treffen einander Großeltern und Enkelkinder. 40 Prozent der Großeltern sehen wenigstens eines ihrer Enkelkinder täglich, weitere 31 Prozent zumindest einmal pro Woche. 426.000 Personen betreuen 465.000 hilfs- und pflegebedürftige Angehörige und Bekannte Einem Teil des dichten familialen Kontaktnetzes kommt gesellschaftlich eine besondere Bedeutung zu. Denn soziale Dienste und Hauskrankenpflege wären ohne die Pflegeleistungen der Familien völlig überfordert. Nahezu 465.000 Personen werden aufgrund eines länger andauernden gesundheitlichen Problems von Angehörigen und Bekannten mehr oder weniger regelmäßig betreut, mehr als die Hälfte davon (55 Prozent) von einer im selben Haus lebenden Person. Diese Betreuungsleistungen werden überwiegend von Frauen erbracht. Zwei Drittel der 426.000 pflegenden Angehörigen sind Frauen – sie erbringen 71% der pro Woche durchschnittlich geleisteten Pflegestunden. Das bedeutet aber auch, dass immerhin knapp 30 Prozent der Pflegeleistungen von Männern erbracht wird. Kinderwunsch höher als Kinderzahl Die 20- bis 39-jährigen Österreicherinnen wünschen sich im Durchschnitt 1,9 Kinder. Auf jede Frau werden Schätzungen der Statistik Austria zufolge aber weniger als 1,5 Kinder entfallen. Sehr gering ist der Anteil jener jungen Frauen, die von Haus aus planen, kinderlos zu bleiben. Weniger als 10 Prozent der Frauen äußern diesen Wunsch. Auch hier klafft zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine erhebliche Lücke – wahrscheinlich werden zwischen 20 und 25 Prozent der jungen Frauen keine eigenen Kinder haben. Auffallend ist weiters, dass die erreichte Schulbildung kaum einen Einfluss auf den geäußerten Kinderwunsch hat, während die tatsächlich realisierte Kinderzahl mit dem formalen Bildungsgrad sinkt und der Anteil lebenslang kinderloser Frauen steigt. Außerfamiliale Kinderbetreuung: verbesserte Versorgung, aber punktuell Defizite vorhanden Zwischen 1992 und 2002 entstanden in Österreich 41.000 zusätzliche institutionelle Betreuungsplätze für Kinder zwischen 0 und 15 Jahren. Derzeit werden laut Mikrozensus österreichweit 344.000 Kinder unter 15 Jahren in Kindergärten, Krippen, Horten und Kindergruppen oder von Tagesmüttern betreut. Für 48.000 Kinder fehlt aus Sicht der Eltern ein Betreuungsplatz. Für 42.000 bereits betreute Kinder würden sich die Eltern ein zusätzliches Angebot wünschen. Am dichtesten ist die Versorgung im Vorschulalter (3 bis unter 6 Jahre). Hier besuchen 73 Prozent eine Einrichtung. Für 6.000 bislang nicht untergebrachte Kinder (2 Prozent) wünschen sich die Eltern einen Betreuungsplatz. Für weitere 19.500 (8 Prozent) bereits untergebrachte Kinder wünschen sich die Eltern ein zeitlich ausgedehnteres oder zusätzliches Betreuungsangebot. Im europäischen Vergleich ist die Betreuungsquote bei den unter 3-Jährigen in Österreich mit 10 Prozent ziemlich gering. Hier finden sich – bezogen auf das bestehende Angebot – auch die größten Defizite. Betreut werden 22.800 Kinder. Ein zusätzliches Angebot wird für 17.500 Kinder (darunter 14.700 bislang nicht außerfamilial betreute Kinder) gewünscht. Eine Befriedigung dieser Nachfrage würde die Betreuungsquote von 10 Prozent auf 16 Prozent erhöhen. Deutlich verringert hat sich seit 1995 das Defizit bei der Nachmittagsbetreuung von Schulkindern. Für diese Altersgruppe ist der quantitative Mangel an Betreuungsplätzen mit 46.500 Kindern (darunter 27.100 bislang nicht außerfamilial betreute Kinder) aber immer noch am größten. Die Befriedigung dieser zusätzlichen Nachfrage würde die Betreuungsquote bei Kindern im Pflichtschulalter von 16 Prozent auf 19 Prozent erhöhen. Verglichen mit 1995 hat sich aus Sicht der Eltern die Zufriedenheit mit den institutionellen Betreuungseinrichtungen verbessert. Das betrifft vor allem das Problem zu langer Ferienschließzeiten. Allerdings gaben die befragten Eltern immer noch für 15% ihrer betreuten Kinder an, mit den Öffnungszeiten der besuchten Einrichtung nicht zufrieden zu sein. In lediglich 7 Prozent der Fälle sind Eltern mit anderen Aspekten (Kosten, Erreichbarkeit, Betreuungsqualität) nicht zufrieden. Besonders hoch ist die Zufriedenheit der Eltern jener 12.000 Kinder, die von Tagesmüttern betreut werden. Methodische Hinweise Die präsentierten Ergebnisse stammen aus den Mikrozensus-Erhebungen September 2001 („Fragen zur Familie") sowie September 2002 („Pflegeleistung – Haushaltsführung – Kinderbetreuung"). Befragt wurden dabei jeweils rund 55.000 Personen in privaten Haushalten, deren Antworten auf die österreichische Bevölkerung hochgerechnet wurden. Weitere Informationen zum Mikrozensus finden sie auf der Homepage der Statistik Österreich http://www.statistik.at unter „Mikrozensus". |
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