OeNB-Direktor Zöllner: Österreich sichert sich Startvorteil für kommende EU-Erweiterung  

erstellt am
05. 09. 03

Österreich baut seine Spitzenposition bei den Direktinvestitionen in Mittel- und Osteuropa weiter aus
Wien (oenb) - Bei der Präsentation des 12. World-Investment-Reports der UNCTAD im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz der Oesterreichischen Nationalbank und der UNCTAD in Wien berichtete OeNB-Direktor Dr. Peter Zöllner am Donnerstag (04. 09.), dass Österreich - trotz weltweiter Direktinvestitionsschwäche - seine Spitzenposition bei den Direktinvestitionen in Mittel- und Osteuropa weiter ausgebaut habe. Das sichere Österreich im Hinblick auf die in acht Monaten anstehende EU-Erweiterung einen wichtigen Startvorteil, der die Konjunktur stützen und zusätzliches Wirtschaftswachstum erwarten ließe. Zöllner erwartet für Österreich wesentlich höhere Wachstumsgewinne als für die EU im Durchschnitt.

Insgesamt entfielen zu Jahresende 2001 bereits 36% der österreichischen Direktinvestitionen im Ausland auf Mittel- und Osteuropa, nur noch 38% auf die Europäische Union. Die Zahlungsbilanzstatistik des Vorjahres, so Zöllner, weise darauf hin, dass österreichische Investoren im Jahr 2002 ihre Position weiter ausgebaut hätten. Österreichs aktive Direktinvestitionsumsätze sind 2002 nicht nur gegen den Trend auf 6 Mrd Euro angestiegen, die Investitionen in Mittel- und Osteuropa erreichten mit über 4 Mrd. Euro bzw. 70% aller neuen Investitionen Höchstwerte.

Als Folge des frühen und entschlossenen Engagements belegt Österreich als Auslandsinvestor zahlreiche Spitzenplätze: so nimmt es in Slowenien den 1. Rang und in Kroatien den 2. Rang ein. Auch in der Slowakei, in Ungarn, der Tschechische Republik, Bulgarien und Rumänien spielt Österreich eine führende Rolle. Besonders deutlich wird die wichtige Rolle Österreichs in diesem Raum, wenn man die Beschäftigtenzahlen analysiert. Seit 1989 ist die Zahl der Menschen, die für österreichische Auslandstöchter arbeiten, von 30.000 auf 270.000 gestiegen, davon arbeiten 190.000 Personen in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Erfreulich ist die Entwicklung auch bei den Erträgen. Während die österreichischen Auslandstöchter bis zur Mitte der neunziger Jahre kaum Erträge erwirtschafteten, betrugen die Jahreserträge im Jahre 2001 in Summe bereits 1,3 Mrd. Euro; 1,1 Mrd. Euro oder mehr als 80% davon stammten aus Mittel- und Osteuropa, berichtete Zöllner.

Die geäußerte Befürchtung, Direktinvestitionen könnten zu Lasten der österreichischen Exporte gehen, habe sich nicht bestätigt, so Zöllner weiter. 2002 konnte erstmals in der Geschichte ein Handelsbilanz-überschuss erzielt werden, Mittel- und Osteuropa spielte dabei eine besondere Rolle. Der Anteil der Ostexporte ist seit der Wende jährlich gewachsen, im Handel erzielte Österreich mit diesem Raum sogar meistens Überschüsse. Im Jahr 2002 gingen 18 % der österreichischen Exporte nach Mittel- und Osteuropa, während es bei der EU insgesamt nur etwa 6 % waren. 2002 stiegen die Ostexporte um 6,4% auf 13,5 Mrd. Euro, fast das Dreifache der Exporte nach Nordamerika, die 4 Mrd. Euro ausmachten. Die österreichische Wirtschaft erfuhr dadurch de facto ein "Sonderkonjunkturprogramm", so Zöllner.

Dem weltweit rückläufigen Trend bei ausländischen Direktinvestitionen konnte sich Österreich nicht vollkommen entziehen. Die Nettoinvestitionen des Auslands in Österreich sind 2002 deutlich eingebrochen. Dies habe mit dem Ausbleiben von dominanten Großinvestitionen wie in den Jahren 2000 bei der Bank Austria und 2001 bei der Austria Tabak zu tun. Immerhin haben im Jahr 2002 insgesamt 400 Unternehmen neue Direktinvestitionen in Österreich begründet oder bestehende durch Kapitalzufuhr erweitert, so Zöllner abschließend.
     
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