Österreich baut seine Spitzenposition bei den Direktinvestitionen in Mittel- und Osteuropa
weiter aus
Wien (oenb) - Bei der Präsentation des 12. World-Investment-Reports der UNCTAD im Rahmen einer
gemeinsamen Pressekonferenz der Oesterreichischen Nationalbank und der UNCTAD in Wien berichtete OeNB-Direktor
Dr. Peter Zöllner am Donnerstag (04. 09.), dass Österreich - trotz weltweiter
Direktinvestitionsschwäche - seine Spitzenposition bei den Direktinvestitionen in Mittel- und Osteuropa weiter
ausgebaut habe. Das sichere Österreich im Hinblick auf die in acht Monaten anstehende EU-Erweiterung einen
wichtigen Startvorteil, der die Konjunktur stützen und zusätzliches Wirtschaftswachstum erwarten ließe.
Zöllner erwartet für Österreich wesentlich höhere Wachstumsgewinne als für die EU im Durchschnitt.
Insgesamt entfielen zu Jahresende 2001 bereits 36% der österreichischen Direktinvestitionen im Ausland auf
Mittel- und Osteuropa, nur noch 38% auf die Europäische Union. Die Zahlungsbilanzstatistik des Vorjahres,
so Zöllner, weise darauf hin, dass österreichische Investoren im Jahr 2002 ihre Position weiter ausgebaut
hätten. Österreichs aktive Direktinvestitionsumsätze sind 2002 nicht nur gegen den Trend auf 6 Mrd
Euro angestiegen, die Investitionen in Mittel- und Osteuropa erreichten mit über 4 Mrd. Euro bzw. 70% aller
neuen Investitionen Höchstwerte.
Als Folge des frühen und entschlossenen Engagements belegt Österreich als Auslandsinvestor zahlreiche
Spitzenplätze: so nimmt es in Slowenien den 1. Rang und in Kroatien den 2. Rang ein. Auch in der Slowakei,
in Ungarn, der Tschechische Republik, Bulgarien und Rumänien spielt Österreich eine führende Rolle.
Besonders deutlich wird die wichtige Rolle Österreichs in diesem Raum, wenn man die Beschäftigtenzahlen
analysiert. Seit 1989 ist die Zahl der Menschen, die für österreichische Auslandstöchter arbeiten,
von 30.000 auf 270.000 gestiegen, davon arbeiten 190.000 Personen in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Erfreulich
ist die Entwicklung auch bei den Erträgen. Während die österreichischen Auslandstöchter bis
zur Mitte der neunziger Jahre kaum Erträge erwirtschafteten, betrugen die Jahreserträge im Jahre 2001
in Summe bereits 1,3 Mrd. Euro; 1,1 Mrd. Euro oder mehr als 80% davon stammten aus Mittel- und Osteuropa, berichtete
Zöllner.
Die geäußerte Befürchtung, Direktinvestitionen könnten zu Lasten der österreichischen
Exporte gehen, habe sich nicht bestätigt, so Zöllner weiter. 2002 konnte erstmals in der Geschichte ein
Handelsbilanz-überschuss erzielt werden, Mittel- und Osteuropa spielte dabei eine besondere Rolle. Der Anteil
der Ostexporte ist seit der Wende jährlich gewachsen, im Handel erzielte Österreich mit diesem Raum sogar
meistens Überschüsse. Im Jahr 2002 gingen 18 % der österreichischen Exporte nach Mittel- und Osteuropa,
während es bei der EU insgesamt nur etwa 6 % waren. 2002 stiegen die Ostexporte um 6,4% auf 13,5 Mrd. Euro,
fast das Dreifache der Exporte nach Nordamerika, die 4 Mrd. Euro ausmachten. Die österreichische Wirtschaft
erfuhr dadurch de facto ein "Sonderkonjunkturprogramm", so Zöllner.
Dem weltweit rückläufigen Trend bei ausländischen Direktinvestitionen konnte sich Österreich
nicht vollkommen entziehen. Die Nettoinvestitionen des Auslands in Österreich sind 2002 deutlich eingebrochen.
Dies habe mit dem Ausbleiben von dominanten Großinvestitionen wie in den Jahren 2000 bei der Bank Austria
und 2001 bei der Austria Tabak zu tun. Immerhin haben im Jahr 2002 insgesamt 400 Unternehmen neue Direktinvestitionen
in Österreich begründet oder bestehende durch Kapitalzufuhr erweitert, so Zöllner abschließend.
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