Verbund leistet Beitrag zu historischer Aufklärung und setzt sichtbares Zeichen
Wien / Kaprun (verbund) - Der Verbund als nunmehriger Betreiber des Kraftwerkes in Kaprun setzt mit
der Enthüllung einer Gedenktafel am Donnerstag (04. 09.) ein sichtbares Zeichen
nicht nur für die tödlich verunglückten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen beim Bau des „Tauernkraftwerkes“.
Es soll damit zum Ausdruck gebracht werden, daß sich der Verbund der tragischen historischen Umstände
auch in der ersten Bauphase von 1938 bis 1945 während der Zeit des Nationalsozialismus bewußt ist.
Erste Pläne für eine Nutzung der Wasserkraft in den Hohen Tauern hat es schon Ende der 20er-Jahre gegeben.
Sie waren aber wegen der gigantischen Ausmaße heftig umstritten und scheiterten nicht zuletzt wegen der Weltwirtschaftskrise.
Wenige Wochen nach dem „Anschluß“ 1938 erfolgte der Spatenstich an einer Stelle, an der dann aber nicht gebaut
wurde. Erst ein halbes Jahr später lagen die ersten konkreten Pläne vor. In den folgenden Jahren arbeiteten
mehr als 6.300 zivile Zwangsarbeiter und bis zu 4.000 Kriegsgefangene auf der Großbaustelle. Der Bau des
Kraftwerkes in Kaprun geht somit in wesentlichen Teilen, wie andere Wasserkraftwerke in Österreich auch, auf
die Nazi-Kriegswirtschaft und auf den Einsatz von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen zurück.
In den Kriegsjahren wurde das Baumaterial immer knapper, der Bau des „Tauernkraftwerks“ ging trotzdem langsam voran.
Ab 1943 konnte aber nur mehr ein „Not-Programm“ durchgezogen werden. Der erste Maschinensatz im Krafthaus Kaprun
wurde am 17. November 1944 in Betrieb genommen.
Nach dem 2. Weltkrieg geriet das Schicksal der ehemaligern Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen in Vergessenheit
- im „Mythos Kaprun“ war für diese Vorgeschichte kein Platz. Das „Tauernkraftwerk“ wurde zum Symbol des österreichisch-patriotischen
Wiederaufbaus.
Auslöser für das Forschungsprojekt über die NS-Zwangsarbeit war die Diskussion über Zwangsarbeit
und die bisher nicht kompensierten materiellen Vermögensverluste während der NS-Zeit, sowie die „Sammelklagen“
in den USA gegen eine Reihe von schweizerischen, deutschen und österreichischen Unternehmen. Der Verbund war
in der Folge von Anfang an bereit, einen Beitrag zum „Versöhnungsfonds“ zu leisten . Er wollte aber nicht
nur eine finanzielle Pflicht erfüllen, sondern auch zu einer historischen Aufklärung über die Situation
und den Umfang der Zwangsarbeit beim Bau der heute im Eigentum des Verbund stehenden Kraftwerke (Kaprun, Donaukraftwerk
Ybbs-Persenbeug und die Kraftwerke an der Drau und Enns) beitragen.
Die Historiker Oliver Rathkolb und Florian Freund haben mit Unterstützung des Verbund dieses Kapitel der österreichischen
Energiegeschichte in einer Studie umfassend aufgearbeitet. Die Studie wurde in Buchform (erschienen im Böhlau
Verlag) bereits im Jänner dieses Jahres vorgestellt und liefert einen wesentlichen Beitrag um das verzerrte
Geschichtsbild zurecht zu rücken. |