Bozen/Wien (lpa) - Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist derzeit das Thema in der europäischen
Landwirtschaftspolitik. So stand sie auch im Mittelpunkt einer Aussprache zwischen Landesrat Hans Berger und dem
österreichischen Landwirtschaftsminister Josef Pröll. „Obwohl die Landwirtschaft in Südtirol und
vielen Teilen Österreichs vergleichbar ist und wir ein und dasselbe Dokument vor Augen haben, wird es in Zukunft
wohl einige Unterschiede in der praktischen Umsetzung geben“, so das Fazit Bergers.
Als einen "gangbaren Weg" hatte Österreichs Landwirtschaftsminister Josef Pröll gleich nach
der Verabschiedung der Reform den erzielten Kompromiss bezeichnet. Wobei sich die Wege, welche die einzelnen Mitgliedstaaten
dann auch tatsächlich gehen werden, durchaus unterscheiden. "Nicht umsonst hat man die GAP-Reform als
"Reform a la carte" bezeichnet. Um einen Kompromiss herbeiführen zu können hat man den einzelnen
Mitgliedstaaten überaus weite Handlungsspielräume eingeräumt", so Landesrat Berger.
Im Gespräch mit Minister Pröll hat Berger vor allem die Möglichkeit diskutiert, ob ein "Weiterreichen"
dieser Freiräume von der Ebene der Mitgliedstaaten auf jene der Regionen denk- und machbar wäre. "Das
Reformpapier sieht diese Möglichkeit vor, doch stehen einer Verwirklichung eigener regionaler Konzepte wohl
bürokratische Hürden im Weg", so Berger. Demnach glaubt der Landesrat auch nicht, dass in Italien
von Region zu Region unterschiedliche Systeme zugelassen werden. Auch Landwirtschaftsminister Pröll hat Berger
gegenüber angedeutet, dass er in Österreich auf eine einheitliche Umsetzung der Reform pochen werde.
Dies vor allem um ein bürokratisches Chaos zu verhindern.
Letzteres bereitet derzeit auch Landesrat Berger Sorgen: "Das eigentliche Ziel der GAP-Reform war eine Verwaltungsvereinfachung,
aber das, was auf uns zukommt, ist davon weit entfernt", so der Landesrat, der befürchtet, dass der bürokratische
Aufwand für die Bauern und die auszuzahlenden Prämien in keinem Verhältnis mehr stehen werden.
Einig sind sich Pröll und Berger bei der Bewertung der positiven Aspekte der Reform. "Klar ist, dass
für die Landwirtschaft im Berggebiet auch in Zukunft die Milchwirtschaft primäres Standbein bleiben wird.
Deshalb ist die Beibehaltung der derzeitigen Milchquotenregelung - ohne nennenswerte Quotensteigerungen - bis ins
Jahr 2014/15 natürlich ein Lichtblick", so Berger. Auch die Modulation, also die Umschichtung von Geldern
zugunsten der ländlichen Entwicklung sehen beide als Pluspunkt der Reform. "Nachdem in Südtirol
und in Österreich landwirtschaftliche Kleinbetriebe vorherrschen, war es für uns besonders wichtig, dass
diese von den notwendigen Kürzungen der Direktbeihilfen ausgeklammert wurden", erklärt Landesrat
Hans Berger. |