Wien (kunst.net) - Ab Oktober werden die Museen der Stadt Wien mit einem neuen Namen und einem neuen Erscheinungsbild
in der Öffentlichkeit auftreten. Die Museumsgruppe wird als Dachmarke den Namen WIEN MUSEUM führen.
Das Haupthaus (bisher Historisches Museum der Stadt Wien) wird die Bezeichnung WIEN MUSEUM KARLSPLATZ tragen, wodurch
bereits im Namen die zwar zentrale, aber dennoch zu wenig bekannte Lage des Hauses betont wird. Die Hermesvilla
im Lainzer Tiergarten, zweiter wichtiger Ort von Sonderausstellungen des Museums, wird WIEN MUSEUM HERMESVILLA
heißen. Bei den zahlreichen Spezialmuseen und Außenstellen - Musikergedenkstätten, Uhrenmuseum,
Pratermuseum, Archäologische Ausgrabungen u.a. - wird die Dachmarke WIEN MUSEUM als Unterzeile den bisherigen
Bezeichnungen hinzugefügt. Mit diesen Maßnahmen soll die Vernetzung zwischen den Häusern und Ausstellungsorten
verstärkt und das unübersichtliche Auftreten der Wiener Museen vereinheitlicht werden.
Die Einführung der neuen Marke stellt einen wichtigen und markanten Schritt auf dem Weg zu einer Neuprofilierung
eines der großen Wiener Museen dar. Sie erfolgt nur wenige Monate, nachdem Direktor Wolfgang Kos anlässlich
seiner Antritts-Pressekonferenz im April 2003 auf eine grundlegende Problematik im Außenbild der Museen der
Stadt Wien hingewiesen hat: einerseits handle es sich um eine Museumsgruppe mit großartigen Sammlungen, hoher
fachlicher Kompetenz und ruhmreicher Ausstellungs-Geschichte, andererseits müsste man diese Stärken offensiver
an das Publikum heranbringen. Die rasche Neupositionierung zielt auf eine positive inhaltliche Abgrenzung gegenüber
den Mitbewerbern ebenso wie auf eine klare Unterscheidbarkeit im äußeren Erscheinungsbild der Museen
der Stadt Wien.
"Es geht darum", so Wolfgang Kos, "das Museum als starke Marke im Bewusstsein der Wiener Öffentlichkeit
neu zu verankern und zudem den Wien-Touristen ein prägnanteres Angebot zu machen. Wir wollen als bedeutendes
Haus in Wien und für Wien wahrgenommen werden." Der neue, prägnante Name soll Selbstbewusstsein
ausstrahlen und steht für das Assoziationsfeld "Wien". Er verweist ohne Umschweife auf die zentrale
Kompetenz des Museums, nämlich die Auseinandersetzung mit der Stadt und ihren Menschen: "Wir sind nicht
irgend ein Wiener Museum, sondern ,das` WIEN MUSEUM ".
Bewusst hat man auf Übersetzungen verzichtet. Auch in fremdsprachlicher Verwendung wird das Museum als WIEN
MUSEUM auftreten. Das gemeinsam mit dem Markenspezialisten Christian Satek entwickelte Konzept verzichtet zudem
auf ein begleitendes Bildlogo oder Abkürzungen à la "muvie". Der klare Schriftzug ist zugleich
Bildmarke. Der Prozess der Umgestaltung und Rebranding der Wiener Museen wird bis Mitte 2004 unter der Leitung
von Peter Doujak, dem Leiter der neuen Marketing- und Kommunikationsabteilung durchgeführt.
Wichtig am neuen Namen ist seine inhaltliche Offenheit, handelt es sich beim WIEN MUSEUM doch um ein urbanes Universalmuseum
mit heterogenen, aber reichhaltigen Sammlungen und vielfältigen Ausstellungsthemen. Das WIEN MUSEUM ist mehr
als ein "Stadtmuseum", "Geschichtsmuseum" oder "Kunstmuseum" im üblichen Sinn.
Die traditionsreiche und in Ehren ergraute Bezeichnung "Historisches Museum" hat bereits in den vergangenen
Jahrzehnten nur einen Teilaspekt des Spektrums eines Hauses, das stadt- und alltagsgeschichtliche Zeugnisse ebenso
beherbergt wie bedeutende kunst- und kulturhistorische Objekte, zum Ausdruck bringen können.
"Wir suchten nach einem Namen", so Wolfgang Kos, "der klar und unkompliziert ist und der der Vielfalt
unserer Sammlungen und geplanten Aktivitäten Raum gibt". Der Leitbegriff Wien stehe dabei für kein
starres und homogenes Bild einer Großstadt und ihrer Entwicklung, sondern auch und gerade für Urbanität
generell. Es handle sich "um einen offenen Begriff, der immer wieder neu - und keinesfalls nur lokalpatriotisch
- zu befragen sein wird."
Die Typografie der Wort-Bildmarke WIEN MUSEUM suggeriert deshalb Tempo, Aktualität und Urbanität. Mit
ihrer raschen Erfassbarkeit und mit ihrem visuellen Klima ist sie Schriften ähnlich, die in Zeitungen verwendet
werden. Der lebendige Dialog zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist speziell für ein Museum unerlässlich,
zu dessen Aufgaben die Befassung mit Alltagsphänomen gehört.
Wolfgang Kos: "Es ist klar, dass die Institution Museum ein Ort gründlicher wissenschaftlicher Arbeit
und auf Langfristigkeit abzielenden Sammelns bleiben muss. Aber ein Museum sollte, um nicht museal zu werden, auch
ein Gespür für aktuelle Stimmungslagen und neue kritische Fragestellungen haben." Der Claim "Geschichte
leben", der in Zukunft die Marke WIEN MUSEUM begleiten wird, drückt diese Verpflichtung aus.
Ausstellungsprogramm 2004
Für 2004 plant das Wien Museum acht Ausstellungen. Fünf davon werden im Wien Museum Karlsplatz
zu sehen sein: Gemeinsam mit der Initiative Minderheiten unternimmt das Wien Museum einen kritischen Rückblick
auf 40 Jahre Arbeitsmigration. Unter dem Titel "gastarbajteri" (22. Jänner - 12. April 2004) erzählt
die Ausstellung Migrationsgeschichten und beleuchtet Biografien von ArbeitsmigrantInnen, Arbeits- und Wohnprobleme,
strukturelle Zusammenhänge sowie politische und rechtliche Veränderungen in Österreich und den Herkunftsländern.
In der Ausstellung "Phantom fremdes Wien 1991/2003", die zeitgleich mit "gastarbajteri, stattfindet,
präsentiert die österreichische Fotografin und Filmemacherin Lisl Ponger ihr "fremdes" Wien
am Beispiel von einer Serie von Bildern, die 1991 und 1992 entstanden ist. Ergänzend dazu gestaltet Ponger
im Auftrag des Wien Museums den Essayfilm "Phantom fremdes Wien 1991/2003".
Die Stadt mit ihren vielfältigen Ordnungssystemen ist Thema von "Wiener Linien - Kunst und Stadtbeobachtung
seit 1960" (29. April - 27. Juni 2004). Gezeigt werden künstlerische Arbeiten - u. a. Fotografien, Malerei,
Installationen, Film- und Videowerke - aus vier Jahrzehnten. Die erstmalige Rekonstruktion der bemerkenswerten
Schiele-Bestände des Wien Museums, ergänzt um Leihgaben aus dem In- und Ausland, steht im Mittelpunkt
von "Schiele und Roessler - Der Maler und sein Promotor - Kunst und Networking im frühen 20. Jahrhundert"
(8. Juli - 10. Oktober 2004). Und die in Kooperation mit der Maison européenne de la photographie der Stadt
Paris und dem Wien Museum konzipierte Ausstellung "Henri Cartier-Bresson - Die Essenz von Paris" (4.
November 2004 - 9. Jänner 2005) zeigt Cartier-Bressons Blicke auf das urbane Pariser Leben zwischen 1930 und
1970.
Im Künstlerhaus thematisiert das Wien Museum unter dem Titel "Alt-Wien - Die Stadt, die niemals war"
(25. November 2004 - März 2005) das permanente Duell zwischen "Alt-Wien" und "Neu-Wien".
Ziel der Ausstellung ist es, durch Begegnungen mit historischen Vergangenheitsbeschwörungen eine Folie für
heutiges Nachdenken und Diskutieren über Wien und seine Leitbilder anzubieten. Zugleich ist die Ausstellung
eine Gelegenheit, die 120-jährige Geschichte der Wiener Museumssammlungen zu befragen, an deren Anfang das
Ziel, vor allem Versatzstücke des verschwindenden "Alt-Wien" - etwa in Form von Resten abgerissener
Häuser oder von Bildserien volkstümlicher "Wiener Typen" - museal zu sichern.
Wien Museum Hermesvilla steht 2004 ganz im Zeichen der Exotik und Magie. Die Winterausstellung "Orientalische
Reise - Malerei und Exotik im späten 19. Jahrhundert" (16. Oktober 2003 - 12. April 2004), eine Kooperation
mit der Residenzgalerie Salzburg, ist ein besonderes Angebot des Wien Museums, statt der anstrengenden saisonalen
Reise in den Süden an einem Nachmittag im Wien Museum Hermesvilla komprimiert Bilder der Ferne zu genießen.
"Magische Orte - Wiener Lokalmythen und ihre Geschichte" (6. Mai - 21. November 2004) spürt Orten
nach - wie z. B. dem "Heidenschuss", dem "Basilisk", dem "Stock-im-Eisen" oder der
"Spinnerin am Kreuz" -, die über Jahrhunderte hindurch als bedeutsam und prägend empfunden
wurden und berichtet über ihre Geschichte und ihre Tradierung. |