25. September bis 16.Oktober 2003 im Gartenbau Kino
Wien - Die Emilia, der Po, Landwirtschaft. Im Todesjahr Verdis werden zwei Knaben geboren: Alfredo
Berlingheri, der Enkel eines Großgrundbesitzers, und Olmo Dalco, der uneheliche Sohn einer Landarbeiterin.
Herr und Knecht sind , wie schon ihre Vorväter, durch die Tradition aneinander gebunden: sie wachsen gemeinsam
auf, spielen zusammen, messen ihre Kräfte miteinander. Erst in der Folge des 1. Weltkriegs trennen sich ihre
Wege, driften ihre Lebenserfahrungen und politische Haltung auseinander. Freundschaft und Feindschaft, Liebe und
Hass, Respekt und Verachtung: Alle diese Gefühlsfacetten sind eingeschrieben in die konkreten Arbeitsverhältnisse
auf dem Landgut und die italienische Zeitgeschichte.
Bertolucci thematisiert alle vier Jahreszeiten. Beginnend mit einem langen Sommer der Kindheit und Jugend, der
von der Jahrhundertwende bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs dauert; dann folgen Herbst und Winter, die zwanzig
Jahre Faschismus bedeuten. Am Ende steht der Frühling mit dem Tag der Befreiung. Der Rhythmus des Landes wurde
der des Films.
"Die tiefe Freundschaftsbeziehung von Alfredo und Olmo liegt eigentlich in der Nicht – Versöhnung der
beiden Klassen. Deshalb dauert die Beziehung, hält auf Jahre, ein Jahrhundert. Deshalb schafft es weder die
bäuerliche Klasse noch die besitzende, das innere Bild, das sie sich jeweils von der anderen – Alfredo vom
Bauern Olmo und Olmo vom Grundherrn Alfredo – macht, aufzugeben, denn es ist so strukturiert, daß sie beide
füreinander unverzichtbar sind. Die Revolution vom April ´45 ist eine vollkommen theatralisch ausagierte
Rationalisierung, um sie nicht wirklich erleben zu müssen. Olmo geht so weit zu sagen: der Padrone ist tot,
aber wir brauchen ihn nicht umzubringen. Denn er ist der lebende Beweis dafür, daß der Padrone tot ist."
(Bernardo Bertolucci.
Bernardo Bertolucci
Geboren 1941 in Bachanelli bei Parma. Studium der Literaturwissenschaften an der Philosophischen Fakultät
Rom wo er Pier Paolo Passolini kennenlernt. Der Student
Bertolucci assistiert 1961 Pasolini bei den Dreharbeiten zu Accattone. 1962, im selben Jahr, in dem sein Gedichtband
In cerca del Mistero (Auf der Suche nach dem
Geheimnis) erscheint; bricht er sein Studium ab und dreht sein Debüt mit La Commare secca (Gevatterin Tod).
1967 entwirft Bertolucci im Auftrag von Sergio Leone das
Treatment zu C`era una volta il West (Spiel mir das Lied vom Tod). Seinen ersten großen Publikumserfolg kann
Bertolucci 1969 mit der Produktion Il Conformista (Der
große Irrtum) verbuchen. Weltweite Popularität erlangte er doch erst 1972 mit dem freizügigen Sittenspiel
"L`ultimo Tango a Parigi" (Der letzte Tango in Paris), das trotz
Aufführungsverboten und Androhung von Haftstrafen ein internationaler Erfolg wurde und Bertolucci eine Oscar-Nominierung
als bester Regisseur einbrachte. |