»Mini-U-Boot« sendet scharfe Bilder
Münster (pte) - Eine winzige Hightech-Kapsel, die vom Patienten einfach verschluckt wird, kann
künftig eine genauere Diagnose von Erkrankungen im Dünndarm-Bereich ermöglichen. Mittels einer in
der Kapsel verborgenen elektronischen Mini-Kamera versendet das "Mini-U-Boot" während seiner Reise
durch den Magen-Darm-Trakt über sechs bis acht Stunden kontinuierlich gestochen scharfe Bilder aus dem Körperinneren.
Dadurch kann erstmals der gesamte etwa vier bis sieben Meter lange Dünndarm endoskopisch betrachtet werden,
teilte das Universitätsklinikum Münster (UKM) am Donnerstag (11. 09.) mit.
Untersuchungen über Krankenheiten im Dünndarm waren bisher schwierig, da hier wegen seiner Länge
und "Unzugänglichkeit" herkömmliche Untersuchungsverfahren wie Magen- und Darmspiegelung an
ihre Grenzen stoßen. Mit Hilfe der neuen Kapsel kann diese diagnostische Lücke nunmehr geschlossen werden.
Sie wiegt weniger als vier Gramm, ist 26 mal elf Millimeter klein und verfügt neben einer Videokamera über
einen Radiosender mit Antenne und vier LED-Leuchtdioden.
Damit werden pro Sekunde zwei Bilder aus dem Magen-Darm-Trakt gesendet - während der sechs bis acht Stunden
dauernden Untersuchung entstehen so bis zu 50.000 Einzelbilder. Die aus dem Körperinneren gesendeten Informationen
werden von Elektroden empfangen, die auf der Bauchdecke des Patienten platziert sind, und an ein Aufnahmegerät
weitergegeben. Die Daten werden anschließend an einen PC übertragen. Mithilfe einer speziellen Software
kann der Arzt dabei mittels Zeitrafferfunktion die gesamte Dünndarm-Schleimhaut genau betrachten.
Für die Patienten ist dieses als Kapsel-Endoskopie bezeichnete Verfahren in mehrfacher Hinsicht von Vorteil:
Die Untersuchung ist schmerzfrei, erfordert keine Beruhigungsmittel und erfolgt ohne Strahlenbelastung. Als Haupteinsatzgebiet
der Methode gelten, so Wolfram Domschke, Direktor der Medizinischen Klinik B des UKM, unter anderem chronische
und wiederholte Blutungen aus dem Darmbereich, chronischer Durchfall, Verdacht auf Morbus Crohn bzw. der Nachweis
schmerzmittelbedingter Dünndarmschäden. |