Sozialpolitik – Recht auf Teilzeil  

erstellt am
11. 09. 03

 Prammer zu Teilzeit-Vorschlag Schüssels: Trick 17 mit Schlupfloch?
Wien (sk) - SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer bezweifelte am Mittwoch (10. 09.) gegenüber dem Pressedienst der SPÖ die Ernsthaftigkeit des im gestrigen ORF-Sommergespräch vorgebrachten Vorschlags nach einem Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit. "Für mich stellt sich die Frage, warum Schüssel in den letzte zehn Jahren sämtliche Vorschläge, die in diese Richtung gingen, verhindert hat. Ich selbst habe in meiner Regierungszeit zwei komplett ausgearbeitete Vorlagen eingebracht, die an der ÖVP gescheitert sind", erinnerte Prammer. Für Prammer ist die von Schüssel zugesicherte Aussicht auf einen Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit "nur ein Trick 17: Große Sprüche machen und sich dabei ein Schlupfloch lassen." Prammer verwies auf den Zusatz des ÖVP-Chefs, wonach ein Rechtsanspruch im Herbst kommen werde, "sollte die Wirtschaft dazu bereit sein."

"Die ÖVP-Vertreter der Wirtschaft haben sich immer wieder gegen einen solchen Rechtsanspruch ausgesprochen - und Schüssel wird sich wieder nicht dem Wunsch des Wirtschaftsbunds entgegenstellen", meinte Prammer. In einer parlamentarischen Anfragebeantwortung vom Mai 2002 habe Schüssel noch wörtlich erklärt: "Ein Rechtsanspruch widerspricht dem Grundsatz der Privatautonomie zwischen den Vertragspartnern Arbeitgeber und Arbeitnehmer."

"Jedenfalls wundert es mich nicht, dass die ÖVP nach den Umfragedaten nicht mehr als Familienpartei zu bezeichnen ist. Denn sie tut alles, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verschlechtern - und die Position der Frauen in der Familie zu stärken, verhindert sie", resümierte Prammer abschließend.

 

  Tancsits: Recht auf Teilzeit für Eltern ab 1. Jänner 2004
Beruf und Familie müssen vereinbar sein
Wien (övp-pk) - Für das von Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel angekündigte Recht auf Teilzeit sprach sich am Mittwoch (10. 09.) ÖVP-Sozialsprecher Abg.z.NR Mag. Walter Tancsits aus. "Das Recht auf Teilzeit für Eltern von Kindern bis zum siebenten Lebensjahr ist im Regierungsprogramm vorgesehen, das werden wir so auch umsetzen." Das Recht auf Rückkehr zur ursprünglichen Arbeitszeit solle darin beinhaltet sein.

"In Betrieben mit mehr als zwanzig Mitarbeitern wird ein Rechtsanspruch auf Teilzeit bestehen", präzisierte Tancsits. Details bezüglich Beginn, Dauer, Ausmaß etc. seien allerdings noch zu vereinbaren. "Wenn beide Elternteile die Teilzeit in Anspruch nehmen wollen, so ist wird das natürlich auch möglich sein", sagte der ÖVP-Sozialsprecher.

"Ich bin überzeugt, dass wir mit diesem Vorhaben die Situation zahlreicher Familien verbessern können", sagte der Abgeordnete. Beruf und Familie müssen vereinbar sein." Die ÖVP als die Familienpartei setze damit erneut ein weiteres richtungsweisendes Signal, so Tancsits abschließend.

 

Regierung und Wirtschaft haben bisher Recht auf Teilzeit verhindert
Sburny: WK-Vorschläge würden nur wenigen MitarbeiterInnen zu Gute kommen
Wien (grüne) - "Ein Recht auf Teilzeit klingt immer gut, aber bisher hat es die Regierung und die Wirtschaft nur bei Ankündigungen belassen und jegliche Verwirklichung verhindert", kritisierst die Wirtschaftssprecherin der Grünen, Michaela Sburny. Die Wirtschaftskammer erklärte sich in einer heutigen Aussendung zu Verhandlung beim Anspruch auf Teilzeit bereit. "Aber es sind wieder nur leere Worte. Denn der Anspruch soll nur für Menschen gelten, die in größeren Betrieben arbeiten und wenn es die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zulassen. Da aber ca. 80 Prozent aller Betriebe in Österreich weniger als 20 MitarbeiterInnen haben, wird ein Großteil der MitarbeiterInnen benachteiligt. Die Wirtschaft würde somit zwei Kategorien von ArbeitnehmerInnen mit unterschiedlichen Ansprüchen schaffen.
     
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