Fachbeirat soll für die architektonische und städtebauliche Qualität sorgen
Innsbruck (rms) - Wie berichtet, hat bereits in der Stadtsenatssitzung am 23. Juli dieses Jahres
IKB-Vorstandsvorsitzender Dr. Bruno Wallnöfer in seiner Eigenschaft als Leiter der Projektgruppe „Nordkettenbahn
Neu“ gemeinsam mit den weiteren Mitgliedern Dr. Elmar Schmid und IVB-Direktor DI Martin Baltes über den Verfahrensstand
bezüglich eines zweiten Anlaufs, einen Investor und Betreiber für eine möglichst stadtnahe Anbindung
der Hungerburg sowie für die Erneuerung der Sektionen II und III (Seegrube/Hafelekar) zu finden, informiert.
Über den Sommer „rauchten die Köpfe“ sowohl bei den Mitgliedern der Projektgruppe wie in den Fraktionen,
sodass nun in der Stadtsenatssitzung am 10. September die Endredaktion der Ausschreibung präsentiert werden
konnte, wofür es eine sehr hohe Zustimmung gab. Im Rahmen eines Sondergemeinderates am 11. September soll
nun die Ausschreibung für die Investorensuche, entsprechend der österreichischen Vergabe-Ordnung und
den Richtlinien der EU erfolgen.
Bei einem Pressegespräch im Anschluss an den Stadtsenat am Mittwoch (10. 09.) berichtete
Bürgermeisterin Hilde Zach gemeinsam mit Vizebgm. Dr. Michael Bielowski über die vorgenommenen Verbesserungen
und Vertiefungen. „Die Frage war“, so Zach, „wie ist die Gratwanderung zu bewältigen, einen Investor und Betreiber
für die Bahn zu finden und gleichzeitig ein den Qualitätsvorstellungen Innsbrucks entsprechendes und
vor allem umsetzbares Projekt zu bekommen“.
Bekanntlich soll aus der Gruppe der Einreicher jener Investor ausgewählt werden, der für die Verwirklichung
des Projekts von der Stadt den geringsten Zuschuss fordert. Die Obergrenze für diesen Zuschuss wurde mit 33
Mio. Euro netto festgelegt. Ein zweites Kriterium ist die Höhe des Strafgeldes, im Falle, dass die Betriebspflicht
nicht erfüllt wird. Das heißt nicht – so Bielowski - dass jenes Projekt gesucht wird, das am wenigsten
kostet, sondern dass ein Investor gesucht wird, der von der Stadt den kleinsten Zuschuss verlangt. Die Stadt wird
für das Aufbringen der Summe (die möglichweise geringer als die Obergrenze der 33 Mio. Euro sein wird)
kein Darlehen aufnehmen müssen. An der Finanzierung werden sich der Tourismusverband und auch das Land Tirol
beteiligen.
Nunmehr stand zur Diskussion, wie mit der Ausschreibung eine architektonische und stadtverträgliche Verknüpfung
möglich ist, ohne dass die österreichische Vergabeordnung und die bestehenden EU-Regeln verletzt werden.
„Der Stein des Weisen“ ist nun ein Fachbeirat, der nach der Vergabe (voraussichtlich Ende des Jahres) den Planungsprozess
begleiten und die städtebaulichen Vorstellungen Innsbrucks erläutern soll. Ab dem Zeitpunkt des Zuschlages
sind dann acht Wochen Zeit, bis Ende Februar 2004 eine Zwischenbilanz über das in Ausarbeitung befindliche
Projekt gezogen wird. Kommt der Fachbeirat zum Entschluss, dass dieses Projekt bezüglich Erscheinungsbild,
Trassenführung, Standort, Stationen und Betriebssystem auch den städtebaulichen Voraussetzungen Innsbrucks
entspricht, wird am Projekt weitergearbeitet, so dass das Endprodukt noch vor dem Sommer 2004 im Gemeinderat diskutiert
und eventuell auch beschlossen werden kann. Entwickelt sich das Projekt schon bei der Zwischenbilanz in eine unakzeptable
Richtung, kann der Beirat Verbesserungsvorschläge machen oder bei nicht Akzeptanz den Planungsprozess stoppen.
Bürgermeisterin Hilde Zach sieht eine große Chance, dass erstens Investoren am Projekt „Nordkettenbahn
Neu“ Interesse finden – „es ist ja schließlich auch eine Visitenkarte für ein Unternehmen, in Innsbruck
so etwas zu realisieren“ – und dass zweites ein Projekt heraus kommt, mit dem sich ein Großteil des Gemeinderates
und vor allem der Innsbruckerinnen und Innsbrucker identifizieren können.
Damit sich nur ernsthafte und qualitätvolle Unternehmen an dieser Ausschreibung beteiligen, wurde die Festlegung
getroffen, dass ausschließlich strategische Investoren in Frage kommen, die schon mehrere Seilbahnprojekte
technisch wie wirtschaftlich erfolgreich betrieben haben.
Gesucht werden somit – so Bürgermeisterin Hilde Zach - ein Investor und Betreiber, wobei es nicht unerwünscht
wäre, wenn beide identisch sind. Wichtige Eckpunkte sind, dass der künftige Investor zwar als Generalunternehmer
bzw. Betreiber auftritt, die Bahn aber im Eigentum der Stadt (Innsbrucker-Nordketten-Bahnen GesmbH) verbleibt.
Die Wahrung des Eigentumsrechtes ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil bei einem eventuellen Insolvenzverfahren
die Stadt sofort als Betreiber einspringen kann und der lückenlose Fortbestand der Bahn gesichert ist.
Weitere Rahmenbedingungen sind eine möglichst zentrumsnahe Talstation (Congress Innsbruck), die Anbindung
des Alpenzoos, die Betriebspflicht (340 Tage pro Jahr), sowie ein Rahmen für die Beförderungskapazitäten.
Die Projektwerber werden Zugang zu sämtlichen Daten haben, so dass für alle die gleichen Bedingungen
gegeben sind.
Die Frage, ob nicht eine Sanierung der bestehenden Bahnen vernünftiger und billiger wäre, wird von der
Projektgruppe mit einem klaren „Nein“ beantwortet. Eine Sanierung der 75 Jahre alten Bahn, die am Ende der technischen
wie auch wirtschaftlichen Lebensdauer steht, würde sich für einen weiteren Betrieb von ca. 25 Jahren
mit ca. 30 Mio. Euro zu Buche schlagen. „Eine verlorene Investition“, betont DI Baltes, „weil dadurch keine Attraktivitätssteigerung
verbunden wäre. Für eine Sanierung müssten alle Teile extra angefertigt werden, da gibt es nichts
mehr vom Fliesband.“ |