Investor und Betreiber für eine neue Nordkettenbahn gesucht  

erstellt am
11. 09. 03

Fachbeirat soll für die architektonische und städtebauliche Qualität sorgen
Innsbruck (rms) - Wie berichtet, hat bereits in der Stadtsenatssitzung am 23. Juli dieses Jahres IKB-Vorstandsvorsitzender Dr. Bruno Wallnöfer in seiner Eigenschaft als Leiter der Projektgruppe „Nordkettenbahn Neu“ gemeinsam mit den weiteren Mitgliedern Dr. Elmar Schmid und IVB-Direktor DI Martin Baltes über den Verfahrensstand bezüglich eines zweiten Anlaufs, einen Investor und Betreiber für eine möglichst stadtnahe Anbindung der Hungerburg sowie für die Erneuerung der Sektionen II und III (Seegrube/Hafelekar) zu finden, informiert.

Über den Sommer „rauchten die Köpfe“ sowohl bei den Mitgliedern der Projektgruppe wie in den Fraktionen, sodass nun in der Stadtsenatssitzung am 10. September die Endredaktion der Ausschreibung präsentiert werden konnte, wofür es eine sehr hohe Zustimmung gab. Im Rahmen eines Sondergemeinderates am 11. September soll nun die Ausschreibung für die Investorensuche, entsprechend der österreichischen Vergabe-Ordnung und den Richtlinien der EU erfolgen.

Bei einem Pressegespräch im Anschluss an den Stadtsenat am Mittwoch (10. 09.) berichtete Bürgermeisterin Hilde Zach gemeinsam mit Vizebgm. Dr. Michael Bielowski über die vorgenommenen Verbesserungen und Vertiefungen. „Die Frage war“, so Zach, „wie ist die Gratwanderung zu bewältigen, einen Investor und Betreiber für die Bahn zu finden und gleichzeitig ein den Qualitätsvorstellungen Innsbrucks entsprechendes und vor allem umsetzbares Projekt zu bekommen“.

Bekanntlich soll aus der Gruppe der Einreicher jener Investor ausgewählt werden, der für die Verwirklichung des Projekts von der Stadt den geringsten Zuschuss fordert. Die Obergrenze für diesen Zuschuss wurde mit 33 Mio. Euro netto festgelegt. Ein zweites Kriterium ist die Höhe des Strafgeldes, im Falle, dass die Betriebspflicht nicht erfüllt wird. Das heißt nicht – so Bielowski - dass jenes Projekt gesucht wird, das am wenigsten kostet, sondern dass ein Investor gesucht wird, der von der Stadt den kleinsten Zuschuss verlangt. Die Stadt wird für das Aufbringen der Summe (die möglichweise geringer als die Obergrenze der 33 Mio. Euro sein wird) kein Darlehen aufnehmen müssen. An der Finanzierung werden sich der Tourismusverband und auch das Land Tirol beteiligen.

Nunmehr stand zur Diskussion, wie mit der Ausschreibung eine architektonische und stadtverträgliche Verknüpfung möglich ist, ohne dass die österreichische Vergabeordnung und die bestehenden EU-Regeln verletzt werden.

„Der Stein des Weisen“ ist nun ein Fachbeirat, der nach der Vergabe (voraussichtlich Ende des Jahres) den Planungsprozess begleiten und die städtebaulichen Vorstellungen Innsbrucks erläutern soll. Ab dem Zeitpunkt des Zuschlages sind dann acht Wochen Zeit, bis Ende Februar 2004 eine Zwischenbilanz über das in Ausarbeitung befindliche Projekt gezogen wird. Kommt der Fachbeirat zum Entschluss, dass dieses Projekt bezüglich Erscheinungsbild, Trassenführung, Standort, Stationen und Betriebssystem auch den städtebaulichen Voraussetzungen Innsbrucks entspricht, wird am Projekt weitergearbeitet, so dass das Endprodukt noch vor dem Sommer 2004 im Gemeinderat diskutiert und eventuell auch beschlossen werden kann. Entwickelt sich das Projekt schon bei der Zwischenbilanz in eine unakzeptable Richtung, kann der Beirat Verbesserungsvorschläge machen oder bei nicht Akzeptanz den Planungsprozess stoppen.

Bürgermeisterin Hilde Zach sieht eine große Chance, dass erstens Investoren am Projekt „Nordkettenbahn Neu“ Interesse finden – „es ist ja schließlich auch eine Visitenkarte für ein Unternehmen, in Innsbruck so etwas zu realisieren“ – und dass zweites ein Projekt heraus kommt, mit dem sich ein Großteil des Gemeinderates und vor allem der Innsbruckerinnen und Innsbrucker identifizieren können.

Damit sich nur ernsthafte und qualitätvolle Unternehmen an dieser Ausschreibung beteiligen, wurde die Festlegung getroffen, dass ausschließlich strategische Investoren in Frage kommen, die schon mehrere Seilbahnprojekte technisch wie wirtschaftlich erfolgreich betrieben haben.

Gesucht werden somit – so Bürgermeisterin Hilde Zach - ein Investor und Betreiber, wobei es nicht unerwünscht wäre, wenn beide identisch sind. Wichtige Eckpunkte sind, dass der künftige Investor zwar als Generalunternehmer bzw. Betreiber auftritt, die Bahn aber im Eigentum der Stadt (Innsbrucker-Nordketten-Bahnen GesmbH) verbleibt. Die Wahrung des Eigentumsrechtes ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil bei einem eventuellen Insolvenzverfahren die Stadt sofort als Betreiber einspringen kann und der lückenlose Fortbestand der Bahn gesichert ist.

Weitere Rahmenbedingungen sind eine möglichst zentrumsnahe Talstation (Congress Innsbruck), die Anbindung des Alpenzoos, die Betriebspflicht (340 Tage pro Jahr), sowie ein Rahmen für die Beförderungskapazitäten. Die Projektwerber werden Zugang zu sämtlichen Daten haben, so dass für alle die gleichen Bedingungen gegeben sind.

Die Frage, ob nicht eine Sanierung der bestehenden Bahnen vernünftiger und billiger wäre, wird von der Projektgruppe mit einem klaren „Nein“ beantwortet. Eine Sanierung der 75 Jahre alten Bahn, die am Ende der technischen wie auch wirtschaftlichen Lebensdauer steht, würde sich für einen weiteren Betrieb von ca. 25 Jahren mit ca. 30 Mio. Euro zu Buche schlagen. „Eine verlorene Investition“, betont DI Baltes, „weil dadurch keine Attraktivitätssteigerung verbunden wäre. Für eine Sanierung müssten alle Teile extra angefertigt werden, da gibt es nichts mehr vom Fliesband.“
     
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