Umsatz- und Erlösrückgänge prägen erstes Halbjahr – Für zweites Halbjahr
keine Verbesserungen in Sicht – Hohe Belastungen drohen
Wien (pwk) - Nur schwach wachsende Liefermengen bei deutlichem Rückgang der Durchschnittserlöse
führten im ersten Halbjahr zu einem Umsatzrückgang der österreichischen Papierindustrie um 60 Millionen
Euro auf 1,7 Milliarden Euro (-3,4 Prozent). Dementsprechend verschlechterten sich die Ergebnisse der Unternehmen.
Beispielhaft für die Entwicklung ist der Zellstoffpreis als Indikator. Der Preis für die Referenzsorte
gebleichter Langfasersulfat fiel von Jahresbeginn bis zum Juni von 540 auf 500 Dollar pro Tonne bei abgeschwächtem
Dollarkurs und bleibt im Moment auf unerfreulich niedrigem Niveau stabil.
Einem langjährigen Trend folgend fielen die Inlandslieferungen um weitere 1,3 Prozent. Wie immer in Zeiten
schwacher Konjunktur verlagerten sich die Exporte weg vom Hauptabsatzgebiet EU (-0,1 Prozent), die Lieferungen
zum weitaus wichtigsten Handelspartner Deutschland brachen mit einem Rückgang um 3,4 Prozent ein. Zusätzliche
Mengen mussten auf Märkten mit schwächeren Erlösen, wie zum Beispiel in östlichen Nachbarländern
und in Übersee, untergebracht werden.
Die Holzversorgung lief in Österreich problemlos. Die Holzimporte konnten um ein Fünftel zurückgenommen
werden, weil die im Inland angefallenen Windwurfmengen abgenommen wurden. Die Altpapier-Rücklaufquote von
62,3 Prozent ist im europäischen Vergleich sehr gut, trotzdem mussten zur Deckung des inländischen Bedarfs
im ersten Halbjahr über 460.000 Tonnen importiert werden. Der Verbrauch von Altpapier stieg in Österreich
um 3,9 Prozent.
Die Beschäftigtenzahl stieg leicht an und beträgt jetzt 9.510 Mitarbeiter. Im ersten Halbjahr wurden
fast 200 Millionen Euro Bruttolöhne und -gehälter ausgezahlt, das ist eine Steigerung von 3,2 Prozent.
Für das zweite Halbjahr ist keine schnelle oder deutliche Erholung der Situation für die Papierhersteller
in Sicht. Zusätzlich gefährden steigende Energiekosten die Standorte in Österreich. Die Umsetzung
des Kioto-Ziels und der Ausbau der erneuerbaren Energieträger werden zu einer konkreten Bedrohung für
die heimische Papierindustrie, in der weitere Investitionsentscheidungen anstehen. So belastet beispielsweise das
Ökostromgesetz die Papierindustrie pro Jahr mit zweistelligen Millionenbeträgen, obwohl sie klarer Vorreiter
beim Einsatz erneuerbarer Energieträger und bei Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen ist. Bei der Erstellung
des Nationalen Zuteilungsplans für den Emissionshandel müssen die Wachstumsstrategien der Unternehmen
berücksichtigt werden, da sonst Produktionsverlagerungen drohen.
Auch eine rasche und wettbewerbsneutrale Neuregelung der Energiebesteuerung ist unbedingt erforderlich. Zur Aufrechterhaltung
der Wettbewerbsfähigkeit und als Triebfeder für neue Investitionen könnte sich eine innovative und
unbürokratische Bündelung von Regelungen erweisen, die Mehrfachbelastungen vermeidet und den Unternehmen
ermöglicht, Synergiewirkungen zur Erreichung von Energie- und Klimazielen auszunützen. Schließlich
bedeutet auch noch das Road Pricing ab 2004 Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe. Dabei stellt die deutliche
Belastungsdifferenz zum Haupthandelspartner Deutschland eine gewaltige Wettbewerbsverzerrung dar. |