Reiner: Kinderreichtum führt oft an Armutsgrenze  

erstellt am
10. 09. 03

Wahlfreiheit zwischen Beruf und Familie faktisch nicht gegeben - Bünker: Kontrollierte Zuwanderung statt Abschiebepolitik
Wien (epd Ö) - „Kinderreiche Familien haben noch immer keinen guten Ruf in Österreich“, sagte Oberkirchenrätin Dr. Hannelore Reiner im Gespräch mit Journalisten in Wien. Dazu komme, dass kinderreiche Familien „oft an der Armutsgrenze leben, denn eine große Wohnung beispielsweise muss man sich auch leisten können“, meinte die Oberkirchenrätin, die in der evangelisch-lutherischen Kirchenleitung den Personalbereich verantwortet. In der derzeitigen Debatte um die Werte und die Anzahl der Kinder in österreichischen Familien werde vergessen, dass für die „Forderung nach mehr Kindern auch die notwendigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen.“

Im Blick auf Frauen in dieser Diskussion stelle sich die Frage, wie die angebliche Wahlfreiheit zwischen Beruf und Familie verwirklicht werden könne. Faktisch sei die Wahlfreiheit oft nicht gegeben, da nicht genügend Betreuungsplätze für Kinder in Österreich vorhanden seien, so Reiner, die seit über 20 Jahren mit ihrem berufstätigen Mann, ihren Kindern und einer anderen Familie mit zwei Kindern gemeinsam in einem Haus wohnt. „Unsere Berufstätigkeit konnten wir nur gemeinsam schaffen, denn in welche Einrichtung hätten wir unsere Kinder geben sollen?“

Bünker: Kontrollierte und geplante Zuwanderung notwendig
„Die Überalterung der Gesellschaft ist das Problem der Zukunft in Österreich und Europa“, betonte Oberkirchenrat Dr. Michael Bünker bei dem Mediengespräch. Bisher erlebe er nichts anderes als „Abschiebepolitik“ in Österreich, notwendig sei aber „eine kontrollierte und geplante Zuwanderung“. Derzeit gebe es eine schief laufende Sozialdiskussion, die von Sozialneid geprägt sei. Bünker, dessen Familie selbst aus Zürich zugewandert ist: „Was wir brauchen, ist ein Integrationsvertrag, der wirkliche Integration von Zuwanderern ermöglicht.“
     
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