Brüssel (eu.int) - Die Lebenserwartung in der EU ist seit 1960 um acht Jahre gestiegen. Im Jahr 2000
betrug die durchschnittliche Lebenserwartung 75 Jahre für Männer und 81 Jahre für Frauen, d. h.
ein Jahr mehr als in den USA. Dies dürfte auf die verbesserten Gesundheits- und Lebensbedingungen der Europäer
zurückzuführen sein, so der Bericht über die soziale Lage in Europa 2003, der am Dienstag (09. 09.) von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde und dessen Schwerpunkt
dieses Jahr auf der Gesundheit der europäischen Bürgerinnen und Bürger liegt.
„Dieser Bericht behandelt einige wichtige Fragen des Gesundheitswesens in Europa“, sagte die für Beschäftigung
und Soziales zuständige EU-Kommissarin Anna Diamantopoulou. „Gerade zu einem Zeitpunkt, da die EU Überlegungen
zu dem besten Weg der Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich anstellt, hilft der Bericht über die soziale Lage,
einen besseren Überblick zu gewinnen über die für unsere Gesundheit ausschlaggebenden Faktoren,
über die Arbeitsweise der Gesundheitsdienste in der Union und über die damit einhergehenden Auswirkungen
auf die Lebensqualität der Europäer. Der Bericht ermittelt die gemeinsamen Herausforderungen, vor denen
alle Mitgliedstaaten stehen, unabhängig von der Unterschiedlichkeit ihrer jeweiligen Systeme. Diese Herausforderungen
bestehen in den immer größeren Erwartungen, den neuen Technologien und Therapien und den Folgen der
Bevölkerungsalterung.“
Ferner wird in dem Bericht darauf verwiesen, dass der Gesundheitssektor einer der dynamischsten Sektoren der europäischen
Wirtschaft ist. Von 1995 bis 2001 wurden hier 2 Millionen Arbeitsplätze geschaffen (einschl. Sozialarbeit),
was 18 % aller neu entstandenen Arbeitsplätze ausmacht. Mittlerweile entfallen auf diesen Sektor fast 10 %
aller Beschäftigten.
Qualitativ hochwertige medizinische Versorgung ist natürlich von großer Bedeutung für die Gesundheit
der Menschen, sowohl was die Vorbeugung gegen Krankheiten als auch deren Behandlung angeht. Aber auch andere Faktoren
spielen eine Rolle, wie etwa Lebens- und Arbeitsbedingungen und sozioökonomischer Status. In diesem Zusammenhang
unterstreicht der Bericht ebenfalls die Rolle von Bildung, Beschäftigung und sozialem Zusammenhalt:
Beschäftigung: Studien haben gezeigt, dass Arbeitslose ein fünf Mal so hohes Sterberisiko haben wie Menschen
in einer stabilen Beschäftigungssituation. Diese positive Wirkung hängt allerdings stark davon ab, ob
es sich um eine Beschäftigung mit hoher Arbeitsplatzqualität handelt mit anderen Worten: Arbeitsplätze,
die hinsichtlich Entgelt und Arbeitsbedingungen für Zufriedenheit sorgen, Gesundheitsschutz und Sicherheit
gewährleisten und flexible Arbeitsmöglichkeiten bieten.
Bildung: Es gibt auch Forschungsarbeiten, die zeigen, dass Menschen mit Hochschulbildung über eine wesentlich
bessere Gesundheit verfügen als diejenigen unterhalb der zweiten Sekundarstufe. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen,
dass Erstere besser über Risiken Bescheid wissen. Menschen mit einem höheren Bildungsabschluss gehen
zum Beispiel eher zu einem Spezialisten oder setzen sich weniger gesundheitlichen Gefahren aus.
Sozialer Zusammenhalt: Soziale Netze wie Familienangehörige, Verwandte und Freunde tragen wesentlich zum Schutz
und zur Verbesserung der Gesundheit des Einzelnen bei. Ferner können sie sich auf den Lebensstil auswirken,
der an sich schon ein wichtiger Faktor für die Gesundheit des Einzelnen ist und einen positiven oder negativen
Einfluss haben kann.
Neben den Herausforderungen, die die alternden Patienten darstellen, wird sich der Sektor auch an die Alterung
des Personals anpassen müssen. In sieben Mitgliedstaaten sind 40 % der Krankenpflegerinnen und -pfleger bereits
über 45 Jahre alt. Da die Bedürfnisse steigen, ist es von vorrangiger Bedeutung, dass die Pflegekräfte
ersetzt werden, die in Rente gehen. Einwanderung kann nur eine kurzfristige Lösung bieten. Längerfristig
kommt es darauf an, die Qualität und Produktivität zu verbessern und Wege zu finden, um jüngere
Arbeitskräfte für diesen Wachstumssektor zu gewinnen.
Der Bericht enthält ferner Statistiken über eine Vielzahl von Bereichen sozialpolitischen Interesses,
unter anderem solche, die die Fortschritte bei der Umsetzung der Lissabonner Strategie veranschaulichen (z. B.
die Erwerbstätigenquote, einschl. derjenigen von Frauen und älteren Arbeitnehmern, und das Bildungsniveau
von Schulabgängern).
Der Bericht „Die soziale Lage in der Europäischen Union”, der seit dem Jahr 2000 jährlich erscheint,
stützt sich auf eine Analyse der sozialen Indikatoren für die 15 EU-Mitgliedstaaten. Er untersucht die
Lebensqualität in Europa und gibt einen Überblick über gesellschaftliche Trends, zusammen mit einer
Vielzahl vergleichbarer sozialer Daten und Fakten für die gesamte EU. Als solches stellt er ein wichtiges
Instrument zur Messung der Fortschritte im Rahmen der Lissabonner Strategie und ein bewährtes Hintergrunddokument
für die Frühjahrstagungen des Europäischen Rates dar. |