Witten/Herdecke (alphagalileo) - Viele Wissenschaftler absolvieren einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland,
um international Erfahrung zu gewinnen. Für deutsche Wissenschaftler führt der Weg zumeist nach England
oder in die USA. Für Theodore Drell aus New Orleans verlief der Weg genau anders herum: "Als meine deutsche
Frau mit ihrer Medizinerausbildung in den USA fertig war, gab es für uns die Entscheidung, entweder in den
USA zu bleiben, oder nach Deutschland zu gehen. Meine Frau hätte auch in den USA arbeiten können, doch
ich wollte gerne etwas Neues kennenlernen", erklärt der 32-Jährige die Entscheidung.
Für ihn stand früh im Leben fest, dass er Forscher werden wollte: "Andere wollen Lokführer
oder Feuerwehrmann werden, ich eben Forscher. In diesem Beruf steht die Neugier im Mittelpunkt. Man stellt sich
Fragen und versucht, diese selbst zu beantworten", beschreibt er seine Motivation. Zunächst hatte er
aber einige bürokratische Hürden zu nehmen, bevor er zum Studium in Deutschland zugelassen wurde. Eine
Erfahrung, die wahrscheinlich auch jeder Deutsche in den USA macht, wie Drell anmerkt. Die Erfahrungen, die er
mit dem deutschen Hochschulsystem machte, zeigten ihm dann überraschend viele Unterschiede zu seinen bisherigen
Eindrücken aus den USA. "Das Studium ist insgesamt viel stärker verschult. Die Organisation des
Studiums ist weitgehend vorgegeben; dadurch kommt man erst relativ spät dazu, selber zu forschen." Daher
betätigte er sich neben seinem Biologiestudium in Bochum wissenschaftlich am Max-Planck-Institut in Dortmund.
Nach seinem Studium ging er an die Universität Witten/Herdecke, wo er zur Zeit an seiner Promotion zum Thema
Zellmigration arbeitet. Die Vorteile, die Drell an dieser privaten Universität sieht, liegen darin, dass junge
Wissenschaftler intensiv betreut werden aber gleichzeitig wird ein hohes Maß an Eigeninitiative gefordert.
Studenten arbeiten, vom ersten Tag des Hauptstudiums an, an relevanten Forschungsprojekten mit. Zum Niveau dieser
Forschung meint Drell: "Ich habe gesehen, dass die Forschung in Deutschland sich nicht zu verstecken braucht."
Er ist in den USA häufig auf Misstrauen gegenüber ausländischen Forschungsgruppen gestossen. Europäische
Wissenschaftler dagegen zeigten sich offener gegenüber neuen Ideen und Konzepten. |