Ein Amerikaner in Witten  

erstellt am
09. 09. 03

Witten/Herdecke (alphagalileo) - Viele Wissenschaftler absolvieren einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland, um international Erfahrung zu gewinnen. Für deutsche Wissenschaftler führt der Weg zumeist nach England oder in die USA. Für Theodore Drell aus New Orleans verlief der Weg genau anders herum: "Als meine deutsche Frau mit ihrer Medizinerausbildung in den USA fertig war, gab es für uns die Entscheidung, entweder in den USA zu bleiben, oder nach Deutschland zu gehen. Meine Frau hätte auch in den USA arbeiten können, doch ich wollte gerne etwas Neues kennenlernen", erklärt der 32-Jährige die Entscheidung.

Für ihn stand früh im Leben fest, dass er Forscher werden wollte: "Andere wollen Lokführer oder Feuerwehrmann werden, ich eben Forscher. In diesem Beruf steht die Neugier im Mittelpunkt. Man stellt sich Fragen und versucht, diese selbst zu beantworten", beschreibt er seine Motivation. Zunächst hatte er aber einige bürokratische Hürden zu nehmen, bevor er zum Studium in Deutschland zugelassen wurde. Eine Erfahrung, die wahrscheinlich auch jeder Deutsche in den USA macht, wie Drell anmerkt. Die Erfahrungen, die er mit dem deutschen Hochschulsystem machte, zeigten ihm dann überraschend viele Unterschiede zu seinen bisherigen Eindrücken aus den USA. "Das Studium ist insgesamt viel stärker verschult. Die Organisation des Studiums ist weitgehend vorgegeben; dadurch kommt man erst relativ spät dazu, selber zu forschen." Daher betätigte er sich neben seinem Biologiestudium in Bochum wissenschaftlich am Max-Planck-Institut in Dortmund.

Nach seinem Studium ging er an die Universität Witten/Herdecke, wo er zur Zeit an seiner Promotion zum Thema Zellmigration arbeitet. Die Vorteile, die Drell an dieser privaten Universität sieht, liegen darin, dass junge Wissenschaftler intensiv betreut werden aber gleichzeitig wird ein hohes Maß an Eigeninitiative gefordert. Studenten arbeiten, vom ersten Tag des Hauptstudiums an, an relevanten Forschungsprojekten mit. Zum Niveau dieser Forschung meint Drell: "Ich habe gesehen, dass die Forschung in Deutschland sich nicht zu verstecken braucht." Er ist in den USA häufig auf Misstrauen gegenüber ausländischen Forschungsgruppen gestossen. Europäische Wissenschaftler dagegen zeigten sich offener gegenüber neuen Ideen und Konzepten.
     
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