Bildungsminister aus 40 europäischen Ländern beraten in Berlin über den »Bologna-Prozess«
Wien / Berlin (bm:bwk) - "Ziel der Ministerkonferenz war es, dem Bologna-Prozess neuen Schwung
zu geben und so einen wichtigen Schritt hin zum Europäischen Hochschulraum zu machen", erklärte
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer am Freitag (19. 09.) nach Abschluss der Bologna
Follow-Up-Konferenz in Berlin. Sie betonte insbesondere die Bedeutung einer aktiven Teilnahme der Hochschuleinrichtungen
und der Studierenden an diesem Prozess. "Es ist erfreulich, dass die Universitäten, die Studierenden
und die Akademien nun eine wesentliche Rolle spielen. Sie tragen die Hauptverantwortung für die Umsetzung
der Ziele, die Regierungen schaffen die notwendigen Rahmenbedingungen."
In der diesjährigen Konferenz wurden einmal mehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern
bei der Umsetzung deutlich. Österreich ist hier mit dem Universitätsgesetz 2002 in internationalen Vergleich
vorbildlich unterwegs. So wird in Österreich das Diploma Supplement ab diesem Wintersemester (2003/04) allen
Absolventinnen und Absolventen auf deren Verlangen hin in deutscher und englischer Sprache ausgestellt. Alle neuen
Studien müssen dem 2-stufigen Studiensystem Bakkalaureat/Magister folgen. Es gibt bereits 152 Bakkalaureats-
und 199 darauf aufbauende Magisterstudien an österreichischen Universitäten und Universitäten der
Künste. Im Wintersemester 2000/2001 waren es erst 4 Bakkalaureats- und 5 Magisterstudien. Das European Credit
Transfer System (ECTS) ist bereits für alle Studien verpflichtend und Studierende können ihr Stipendium
bei einem Auslandsaufenthalt bis zu 4 Semester mitnehmen. Damit wird die Mobilität der Studierenden wesentlich
unterstützt. Auch die Fachhochschulen können bereits das 2-stufige Studiensystem anbieten. Mit der Novelle
zum Fachhochschulstudiengesetz, die kommenden Dienstag im Ministerrat präsentiert wird, werden auch die gesetzlichen
Grundlagen zur Durchführung von Doppeldiplom-Programmen an Fachhochschulen geschaffen.
Im Zuge der Konferenz wurden u.a. Bosnien-Herzegowina, Serbien-Montenegro, Mazedonien und Albanien als neue Mitglieder
aufgenommen. "Die südosteuropäischen Länder bilden traditionell einen Schwerpunkt bei den österreichischen
Bildungskooperationen", beurteilte Gehrer deren Aufnahme sehr positiv. Österreich war auch federführend
bei den Vorarbeiten zum Stabilitätspakt beteiligt und ist nach wie vor ein beliebtes Studienziel für
Studierende aus Mittel- und Osteuropa . Zuletzt wurde in der OECD-Studie "Education at a glance" positiv
hervorgehoben, dass sich Österreich als Bildungsstandort im Ausland gut positioniert hat und insbesondere
für Studierende aus Mittel- und Osteuropa interessant ist.
Zur Qualitätssicherung wurde vereinbart, dass ein europäisches Qualitätsnetzwerk Standards erarbeiten
soll, die europaweit akzeptiert und angewendet werden können. Damit soll auch die Qualität der Universitäten
europaweit vergleichbar gemacht werden. Für Gehrer ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig, dass die
Universitäten und die Studierenden in die Erarbeitung dieser Qualitätsstandards eingebunden sind. Auch
auf nationaler Ebene wird eine Qualitätssicherungsagentur eingerichtet. "Qualitätssicherung im Bildungsbereich
ist mir ein großes Anliegen. Gemeinsam mit der österreichischen Rektorenkonferenz, der Fachhochschulkonferenz
und der österreichischen Hochschülerschaft haben wir daher eine "Österreichische Qualitätssicherungsagentur"
erarbeitet, die noch heuer als Verein errichtet und den Betrieb aufnehmen wird."
Einen Schwerpunkt Österreichs stellt die Strukturierung der Doktoratsstudien dar. In Berlin wurde beschlossen,
dass nach Einführung des zweistufigen Studiensystems Bakkalaureat/Master auch das Doktorrat als dritte Stufe
europaweit strukturiert und aufgewertet wird. Damit sollen Doktorratsstudien eine noch bessere Grundlage für
wissenschaftliche Karrieren bilden. Österreich wird zu diesem Thema zusammen mit der European University Association
ein Schwerpunktseminar veranstalten.
"Der Bologna-Prozess ist ein schönes Beispiel für das freiwillige Zusammenwachsen von Einrichtungen
im europäischen Raum. So konnte im Hochschulbereich die bevorstehende Erweiterung der EU bereits verwirklicht
werden. Bei der nächsten Konferenz in zwei Jahren wird der Stand der Umsetzung in den einzelnen Ländern
im Mittelpunkt stehen. Wir werden alles dazu tun, dass Österreich auch 2005 in Norwegen zu den führenden
Ländern bei der Umsetzung der Bologna Ziele gehört", so Gehrer abschließend.
Unter www.bologna.at bietet die österreichische Bologna Follow up Kontaktstelle im Bildungsministerium alle
Informationen über die Entwicklungen des Bologna-Prozesses in Österreich und Europa. |