fiat::radikale individuen |
erstellt am |
|
soziale genossen Installationen und Videos von Thomas Feuerstein Wien - Das Leopold Museum zeigt vom 19. September bis zum 31. Oktober 2003 unter dem Titel "fiat::radikale individuen - soziale genossen" Objekte, Installationen und Videos des österreichischen Künstlers Thomas Feuerstein. Fiat, lat. "es werde" (nach 1 Mose 1,3, "Es werde Licht"), Schöpfungswort; in naturphilosophischen Erörterungen ein viel gebrauchter, z.T. fester Begriff. Bei Paracelsus bedeutet es den letzten Grund allen Seins, mit dem Gott seiner Einsamkeit ein Ende macht und dessen erstes Produkt die prima materia ist. Mit der Präsentation des österreichischen Künstlers Thomas Feuerstein startet im Leopold Museum ein neues Ausstellungsformat, das sich mit zeitgenössischer Kunst im Kontext gesellschaftspolitischer, naturwissenschaftlicher und medientheoretischer Felder auseinandersetzt. Im Mittelpunkt stehen grundlegende Fragen nach einem im Wandel befindlichen Menschenbild: Wie steht es um die Würde des Menschen im Zeitalter entfesselter Märkte, was passiert mit unserem Körper unter biomedizinischen und gentechnologischen Gesichtspunkten, wie organisieren wir Freiheit gegenüber einer erstarkenden ökonomischen und informationstechnischen Kontrolle? Obgleich Kunst weder die Verantwortung hat noch die universelle Kompetenz in Anspruch nimmt komplexe Expertenfragen zu lösen, zeichnen sich in den Produktions- und Präsentationsformen aktueller Künstlerpositionen Potentiale ab, transdisziplinäre Diskurse über neue bildnerische Strategien voranzutreiben. Exemplarisch dafür stehen die Arbeiten von Thomas Feuerstein, die nach den entscheidenden Produktivkräften, den Sehnsüchten und Obsessionen innerhalb unserer Kultur fragen. Die Wechselwirkungen zwischen Mythos, Politik, Technologie und Ökonomie stehen zur Disposition und inszenieren sich fiktiv vor realen Hintergründen. Genau hier setzt der Ausstellungstitel "fiat" an, indem im Sinne eines "zweiten" Schöpfungsspruches die Programmierung und Codierung von Gesellschaft reflektiert wird: Es werde Staat, es werde Maschine, es werde künstliches Leben... Der zweite Teil des Titels "radikale individuen - soziale genossen" thematisiert das Spannungsfeld zwischen Individualität und Sozietät, welches sich in Anbetracht der ins Wanken geratenen gesellschaftlichen Grundwerte zunehmend polarisiert. In Anlehnung an Kategorien des Sozialdarwinismus zitiert die Ausstellung zwei Metaphern aus der Biologie: Die Arbeit Leviathan stellt eine Staatsqualle als Sinnbild eines sozialen Metaorganismus dar, welche sich in der Natur aus Tausenden individuellen Polypen zusammensetzt. Darüber hinaus verweist der Titel auf das biblische Seeungeheuer sowie auf das gleichnamige Werk des englischen Staatsphilosophen Thomas Hobbes (1588 - 1679). Die Arbeit Behemoth als Heifer* zeigt die chimärenhafte Gestalt eines Laboranten vor einem Schriftzug. Immortale Tumorzellen - vielleicht die radikalste Form mutierter Individualität - wachsen in speziellen Bildtafeln (Bioreaktoren) und bilden die vier Lettern des Wortes f i a t. *Behemoth = biblischer Gegenspieler des Leviathan. Zur alttestamentarischen Überlieferung und Ikonographie vgl. den Text fiat: zwischen Mythos, Politik und Technologie von Thomas Rainer. Thomas Feuerstein - Biografie Feuerstein, 1968 in Innsbruck geboren, studierte Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Innsbruck. Er arbeitet als Künstler und Autor in den Bereichen bildender und medialer Kunst. Seit 1997 unterrichtet Feuerstein auf Hochschulen und Universitäten Kunst- und Medientheorie. Kurator: Romana Schuler Ausstellungsdauer: 19. September - 31. Oktober 2003 Öffnungszeiten: tägl. (außer Di) 10-19 Uhr , Fr 10-21 Uhr, Ftg 10-19 Uhr Eintritt: 9 Euro (regulär) Katalog: Textbeiträge von Antonio Negri, Thomas Rainer und Romana Schuler. Zeichnungen von Thomas Feuerstein. deutsch/ englisch, Triton Verlag, Wien 2003, ISBN 3-85486-182-6 Mit freundlicher Unterstützung: D. Swarovski & Co., thecrystalweb, Galerie E. & K. Thoman, Innsbruck, ARGE Museumsgalerie, Bozen Informationen: http://www.leopoldmuseum.org |
||
zurück |