Glawischnig: Denkzettelwahlen für Regierung - »Qualität besser als blinde Sparwut«
- Anschober: Rückenwind ist da
Wien (grüne) - Die Grünen spüren für die bevorstehenden Landtagswahlen in Oberösterreich
und Tirol Rückenwind. Es gehe mittelfristig darum, dass die Grünen sich als "eigenständige
dritte Kraft etablieren und die FPÖ deutlich distanzieren", sagte die stellvertretende Bundessprecherin
Eva Glawischnig zu Beginn der Klubklausur in einer gemeinsamen PK mit dem oö. Spitzenkandidaten Rudi Anschober.
Für die Grünen sei es wichtig, "ein kontrollierendes Gegengewicht zur schwarzen Allmacht" in
Österreich zu werden.
Nach den Landtagswahlen werde man in der Bundespolitik jedenfalls vor einer "Wende" stehen. Die Regierung
habe zahlreiche "schwerwiegende Fehlentscheidungen" getroffen, von den Abfangjägern über die
Pensionskürzungen bis zur "Rechtsbeugung in der Causa Grasser". Glawischnig verwies darauf, dass
sie im Gegensatz zu Finanzminister Karl-Heinz Grasser für Spenden, die sie auf Grund von Beiträgen für
eine Tageszeitung erhalte und die sie an eine junge Journalistin weitergebe, sehr wohl Steuern bezahlen müsse.
Glawischnig: "Alle sind gleich, nur Grasser ist gleicher".
Die schwarz-blaue Koalition sieht sie in einer Drucksituation wie bei einem "Kelomat". Entweder komme
es nach den Urnengängen zu einer Zerreißprobe und einem Bruch der Regierung oder "zumindest zu
einem inhaltlichen Kurswechsel". Auf die Frage, wem die Grünen derzeit näher stünden, ÖVP
oder SPÖ, sagte Glawischnig, natürlich gebe es in der Opposition eine größere Nähe zu
den Sozialdemokraten. "Der Kurs, den die ÖVP derzeit fährt, ist für uns nicht tragbar."
Als eine Art neues Motto wollen die Grünen die Qualität von Entscheidungen in den Vordergrund rücken.
Glawischnig verwies auf die ÖBB-Diskussion, die unter völlig falschen Vorzeichen geführt werde.
Der Regierung gehe es um Einsparungen und die Zerschlagung der Gewerkschaft, aber eine qualitätsvolle Verkehrsdiskussion
werde nicht geführt. "Wir werden den Fokus darauf legen, dass man von der Spardiskussion wegkommt, zu
einer Qualitätsdebatte." Qualität sei besser als blinde Sparwut. Außerdem hielt Glawischnig
den Koalitionsparteien vor, "auf dem Auge der Konjunkturbelebung völlig blind" zu sein.
Auch in der Asylpolitik herrschten gravierende Missstände. Sie sei auch mehr als verwundert über die
Aussage von Innenminister Ernst Strasser (V) gewesen, der für die Bundesasylbetreuung Zusatzkosten von 12
Mio. Euro monatlich genannt habe. In den schwarz-grünen Koalitionsgesprächen sei noch von 40 Mio. im
Jahr (!) die Rede gewesen. "Ich frage mich, warum Strasser so übertreibt."
Den Grünen geht es auch darum, konkrete Konzepte für eine mögliche Regierungsbeteiligung vorzulegen.
Ein erstes soll bei der Klubklausur im Bereich von Pensionsharmonisierung, Gesundheitsreform und Generationengerechtigkeit
erarbeitet werden.
Anschober sieht die Chancen für die oberösterreichischen Grünen als sehr gut an. In den Umfragen
stehe man bei acht bis zwölf Prozent. Ziel sei es, den Umweltlandesrat zu erhalten, wofür man neun Prozent
benötigen würde. Anschober gab sich hier sehr selbstbewusst: "Schluss mit der grünen Bescheidenheit".
Er betonte, dass "moderne Umweltpolitik" nicht Verhinderungspolitik bedeute, sondern Gestaltung und eine
Allianz zwischen Umwelt und Wirtschaft.
Scharfe Kritik gab es von Anschober an der ÖVP in Sachen Voest. Die Grünen seien immer für die erfolgreiche
gemischte Eigentümerstruktur und eine Sperrminorität eingetreten. Nun stelle sich heraus, dass die angebotene
Landesbeteiligung bei der Privatisierung der Voest nicht möglich sei. Die gestrige vier-Parteien-Einigung
in Oberösterreich drohe nun "wie eine Seifenblase" zu zerplatzen. Offenbar sei diese nur erfolgt,
damit sich die ÖVP "über die Wahlen retten" könne. |