erstellt am
17. 09. 03

Arena der Festung Kufstein wird wetterfest
Seit Jahren kämpft die Stadt Kufstein für eine mobile Überdachung der historischen Veranstaltungsarena Josefsburg
Kufstein (pro.media) - Die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen der letzten sechs Jahre haben der Festung Kufstein einen festen Platz unter den herausragenden Kulturdenkmälern Österreichs beschert. Weil sich das imposante Wahrzeichen der Stadt Kufstein aber nicht nur als Sehenswürdigkeit versteht, sondern auch als


Eine Visualisierung der Veranstaltungsarena der Festung Kufstein mit mobiler Überdachung.
Grafik: Architekten Kugel
ebenso vielseitige wie einmalige Location für Veranstaltungen aller Art, kämpfen Kufsteins Stadtväter seit Jahren für eine mobile Überdachung der historischen Eventarena „Josefburg“. Wiederholt hat Dr. Gottfried Preindl, GF der Top City Kufstein, bekundet: „Kein seriöser Veranstalter kann und will sich in unseren Breitengraden auf Wetterglück verlassen. Solange wir nicht Voraussetzungen schaffen, dass Groß-Events auch bei Schlechtwetter stattfinden können, wird die Freiluftarena wohl nur sporadisch von Idealisten gebucht!“ Obgleich das Gros der Verantwortlichen von der Notwendigkeit einer mobilen Überdachung überzeugt war, bislang scheiterte das Projekt am Geld. Bei seinem Kufstein-Besuch vor einer Woche sagte van Staa zu, ein Drittel der Gesamtkosten aus dem Landestopf zuzuschießen. Kufsteins Bürgermeister Dr. Herbert Marschitz erläutert: „Die mobile Überdachung ist zweifelsfrei der unumgängliche i-Punkt der Festungssanierung, aber natürlich nur mit Hilfe des Landes finanzierbar!“ Die Gesamtkosten des im gesamten Alpenraum einzigartigen Großprojektes belaufen sich inklusive einer ansteigenden Zuschauertribüne und einer multifunktionalen Bühne auf 3,5 Mio. Euro.

Einzigartiges Projekt im Alpenraum: Bauzeit von maximal 15 Wochen

Die Festung Kufstein soll am 15. August nächsten Jahres übrigens erstmals auch Schauplatz der Verleihung von Landesauszeichnungen sein. Zu dieser Zeit dürften in der Josefsburg die Baumaßnahmen rund um das wandelbare Dach bereits in die Zielkurve biegen. Die Veranstaltungsarena wäre im Sommer 2004 nicht durchgehend bespielbar; die Verantwortlichen rechnen mit einer Bauzeit von maximal 15 Wochen. Mit der Fertigstellung dürfte Anfang Oktober, rechtzeitig zum geplanten Jubiläums-Festakt „500 Jahre Eroberung durch Kaiser Maximilian“, gerechnet werden.

Architekten gemeinschaft unterstriche Kompetenz bei Olympiastadion München und Pink-Floyd-Tournee
Konzeptioniert wurde die mobile Überdachung von den bekannten deutschen Architekten Nikolai & Friedemann Kugel sowie Alfred-Rein-Ingenieuren aus Konstanz und Stuttgart. Die erfahrenen Architekten haben sich unter anderem mit den Überdachungen beim Münchener Olympiastadion sowie den wandelbaren Großschirmen zur Pink-Floyd-Tournee weltweit einen klingenden Namen gemacht.

Die Architektengemeinschaft schlägt vor, ca. 2000 m² des Hofes auf der Josefsburg mit Bühne und Zuschauerplätzen durch ein verfahrbares (wandelbares) Zeltdach wetterunabhängig zu machen. Damit wird die wirtschaftliche Abhängigkeit der Veranstaltungen vom Wetter aufgefangen und eine kontinuierliche Nutzung z.B. für Operettenfestspiele gewährleistet. Diese finden bei gutem Wetter unter freiem Himmel statt, bei Regen wird das schützende Dach in wenigen Minuten aufgespannt.

Zwei übereinander liegende äußere Ringe werden durch Streben und Seile zu einem filigranen, kreisförmigen Tragwerk aus Stahl von ca. 50 m Durchmesser verspannt, an dem das Zeltdach von der zentralen Nabe zum Rand ausgespannt und wieder zur Mitte gerafft werden kann. Die Konstruktion schwebt auf 16 Stützen wie eine Krone über den Kasematten und erinnert an Schattensegel, die schon die Römer über ihren Arenen und Theatern, damals noch an Holzkonstruktionen, aufspannen ließen. Das Tragwerk ist so gestaltet, dass das Zeltdach entlang radialer Seile an Gleitern hängend nach außen gefahren und zu einer flachen Kuppel gespannt werden kann, die das Regenwasser zum Rand ableitet. Beim Öffnen des Daches wird die Membrane unter die Nabe gerafft. Die Stützen der Konstruktion sind im Boden des Hofes verankert, ohne den denkmalgeschützten Bestand zu tangieren. Einige Stützen werden durch Unterspannung „schwebend“ ausgebildet. Die Randzone zwischen Zeltdach und Kasematten schützt ein umlaufender Glaskragen gegen Schlagregen.

Das ingenieurmäßig vorgespannte Tragwerk variiert das Prinzip des Speichenrades, dessen Felge gegen die Nabe zu einem äußerst leichten, hochfesten Gebilde verspannt ist. Modernste Berechnungsmethoden erlauben die sichere Anwendung dieses Prinzips bei einem so komplexen und großen Tragsystem.

Die grundsätzlich demontable Konstruktion bleibt dauernd aufgebaut. Bei der jährlichen Wartung wird das Zelttuch im aufgespannten Zustand gereinigt und im Winter geschützt geparkt.

Expertenteam hat detailliertes Nutzungskonzept erarbeitet

Ein Expertenteam rund um den Innsbrucker Veranstalter Josef Resch (Int. Tanzsommer) hat zwischenzeitlich ein sehr detailliertes Nutzungskonzept für die „wetterfeste“ Josefburg ab Herbst 2004 erarbeitet. Resch: „Bei unseren Vorschlägen wurde versucht, Marktnischen zu füllen und einerseits über das ganze Jahr hin attraktive Veranstaltungen zu bieten, andererseits aber auch die Nutzung der Josefsburg mit mobiler Überdachung dem Event- und Incentivebereich nicht zu verschließen!“
     
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