Die Massnahmen zur Sanierung der Bundesfinanzen haben Konsequenzen für die Forschung in
der Schweiz. Ein Aufruf des Schweizerischen Nationalfonds
Bern (alphagalileo) - Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen
Forschung (SNF) ist besorgt über die Auswirkungen, die das Sparpaket 2003 auf die Zukunft der Forschung in
der Schweiz haben könnte. Er appelliert an die Parlamentarierinnen und Parlamen-tarier, welche die Vorlage
im September beraten, der Forschungsförderung weiterhin Priorität einzuräumen.
Gelder, die in die Forschung fliessen, sind langfristige Investitionen in die Konkurrenzfähigkeit der Schweiz
von morgen. Dies hält der Bundesrat in seiner Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung
und Technologie (BFT) in den Jahren 2004-2007 fest. Die neuen Massnahmen zur Entlastung des Budgets könnten
aber die gesetzten Prioritäten bei der freien Grundlagenforschung und der Förderung des akademischen
Nachwuchses in Frage stellen.
Zuteilung von Bundesmitteln nach den Kriterien Wettbewerb und Qualität
Der SNF ist die wichtigste Institution zur staatlichen Finanzierung der wissenschaftlichen Forschung in der Schweiz.
Er unterstützt die besten Projekte, die von Forscherinnen und Forschern unserer Hochschulen eingereicht werden.
Durch den Wettbewerb zwischen den Gesuchen der Forschenden, die von Expertinnen und Experten im In- und Ausland
geprüft werden (Peer Review), sichert der SNF die Qualität der durch Bundesbeiträge finanzierten
Projekte. Diese sehr effiziente und von der Wissenschaftsgemeinde geschätzte Methode zur Verteilung der öffentlichen
Mittel trägt dem Willen des Parlamentes Rechnung, Bundesgelder nach Leistungskriterien zuzuteilen.
Die erwähnten Budgetkürzungen stehen nicht mehr im Einklang mit dieser politischen Prioritätensetzung
zugunsten einer stärker leistungsorientierten Vergabe von Forschungsmitteln. Es besteht die Gefahr, dass die
neuerlichen Kürzungen (die nicht linear erfolgen sollen) das Budget des SNF besonders treffen.
Prioritäten bei der Forschungsförderung gefährdet
Vor zwei Jahren schlugen vom Bundesrat eingesetzte internationale Expertinnen und Experten die Verdoppelung der
Mittel des SNF vor. Angesichts des Zustandes der Bundesfinanzen sah die BFT-Botschaft über einen Zeitraum
von 4 Jahren (2004-07) eine Erhöhung der SNF-Bundesbeiträge um rund 47% gegenüber der Vorperiode
vor. Damit könnte der SNF den dringendsten Nachholbedarf bei der Forschungsförderung abdecken, und zudem
einen Beitrag zur Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit der Schweiz auf diesem Gebiet leisten.
Nachdem der Ständerat im Juni das jährliche Wachstum im ganzen BFT-Bereich von 6.5 % auf 5 % herabgesetzt
hatte, musste der SNF seine Erwartungen nach unten revidieren. Sollte man ihm nun weitere Budgetkürzungen
zumuten, um den jährlichen Zuwachs im ganzen BFT-Bereich auf 4 %* pro Jahr zu senken, würden die gesamten
geplanten Massnahmen zum Aufholen des Rückstandes auf dem Gebiet der freien Grundlagenforschung und der Förderung
des akademischen Nachwuchses unrealisierbar.
Führungsposition in Frage gestellt
Der SNF ist sich bewusst, dass die schwierige finanzielle Situation des Bundes in allen Bereichen Opfer verlangt.
Man darf aber nicht vergessen, dass Bildung und Forschung langfristige Investitionen in unser Land sind. Wenn die
geplanten Einsparungen realisiert würden, käme dies einer massiven Schwächung dieser wichtigen Triebkraft
für den dringend nötigen Aufschwung in der Schweiz gleich. Der SNF erinnert daran, dass die heutige starke
Stellung der Schweiz im Bereich der Grundlagenforschung auf die grossen Investitionen zurückzuführen
ist, die in den Jahren 1970-80 getätigt wurden. Diese haben im vergangenen Jahrzehnt im Gegensatz zum angewandten
Bereich praktisch stagniert. Wenn nicht schnell einschneidende Korrekturen erfolgen, besteht die Gefahr, dass die
Grundlagenforschung in der Schweiz international ins Mittelfeld abrutscht. Dies würde langfristig unvermeidliche
Konsequenzen für das Innovationspotenzial unseres Landes, den Wohlstand der Bevölkerung und die Konkurrenzfähigkeit
der Wirtschaft nach sich ziehen.
Einige wichtige Daten
- Im März 2002 setzte sich die Europäische Union das Ziel, bis zum Jahre 2010 3 % des durchschnittlichen
BIP für Forschung und Entwicklung aufzuwenden. In der Schweiz fiel dieser Anteil von 2,83 % im Jahre 1989
auf 2,6 % im Jahre 2000. Die privaten Investitionen auf diesem Gebiet fliessen immer häufiger ins Ausland,
wo sie zwischen 1996 und 2000 um 76 % zugenommen haben.
- Zwischen 1991 und 2003 hat sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage dramatisch geöffnet: Der Gesamtbetrag
der beim SNF eingereichten Gesuche für Grundlagenforschungsprojekte stieg um 45.4%, während die verfügbaren
Mittel nur um 11.5% zunahmen. Die für die einzelnen Projekte zugesprochenen Beträge sind auf internationaler
Ebene nicht mehr konkurrenzfähig. - Im Jahre 2003 liegt die Nachfrage für Grundlagenforschungsprojekte
bei 576 Millionen Franken; zugesprochen werden können 240 Millionen Franken oder knapp 42 % der beantragten
Mittel. Mit einer so drastischen Selektion und einer fast systematischen Kürzung aller verlangten Beiträge
kann der SNF selbst hervorragende und zukunftsträchtige Projekte nicht mehr angemessen fördern. Die finanziellen
Einschränkungen an Hochschulen und privaten Forschungsinstitutionen erhöhen den Druck weiter, der auf
dem SNF lastet.
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