Salzburger beim Warschauer Kulturherbst  

erstellt am
24. 09. 03

Raus: StudioWest und Fotohof vertreten Salzburg erstklassig in Warschau
Salzburg (lk) - Unter dem Titel „Rethinking Photography" stellt die Galerie Fotohof in Warschau aus. Außer der Salzburger Galerie ist Salzburg derzeit in Warschau durch die Filme des StudioWest vertreten. Der Salzburger Kulturreferent Landesrat Dr. Othmar Raus traf vergangene Woche bei den Kulturtagen in der polnischen Hauptstadt auch mit dem Warschauer Bürgermeister Lech Kaczynski zusammen.

Die Ausstellung der Galerie Fotohof ist bis zum 14. November zu sehen. Die Präsentation thematisiert die Frage nach dem Objektbezug: Wie kann das fotografierte Objekt von seinem Realitätswert gelöst werden, und wie verändert sich dadurch seine Rolle? Wie verhält sich die Fotografie gegenüber „immateriellen Objekten" bzw. welche „neuen Objekte" kann sie hervorbringen? Die Verbreitung der Fotografie im Alltag und in der zeitgenössischen Kunst sowie die Übereinkunft, sie ausschließlich als Nachricht zu benützen, das sind die Ausgangspunkte für „Rethinking Photography".

„Bande test orange" von Tamara Horáková + Ewald Maurer beinhaltet etwa nur mehr in minimalen Spuren das ursprüngliche Objekt. Ein kleiner Ausschnitt dieses Objekts war zur Fertigung eines Probestreifens bestimmt worden und ist seither die Vorlage, die bereits in einer Vielzahl von Operationen weiter bearbeitet wurde und ganz neue Objekte hervorbringt. Durch abwechselnd digitale und analoge Verfahren (verzerren, invertieren, wieder abfotografieren etc.) wird das Objekt immer wieder ein reales, um dann im nächsten Schritt abermals als Vorlage für ein am Computer generiertes zu dienen.

Die Immaterialität des Himmels versucht Inge Dick in Serien wie „Bleu du Ciel" zu „vergegenständlichen". Die wolkenfreien Himmelaufnahmen durchlaufen die Farbskala des Himmels vom weiß überstrahlten Sonnenhimmel bis zum tiefblauen Nachthimmel - die Farbe wird zur bestimmenden Eigenschaft. Das Zoomen auf ein einziges Pixel bindet die Farbe weiter an die Fläche bzw. an die Form des Pixels, das Quadrat. So wird das Naturphänomen Himmel zum künstlerischen Format „Monochromie".

Herwig Kempinger wiederum widmet sich den turbulenten Seiten des Himmels, den sich aufbäumenden Wolkengebilden. Kempinger fotografiert von seinen kleinen Dachfenstern aus stets ähnliche kleine Ausschnitte dieses überdimensionalen Bildschirms der Natur, und verdichtet dessen Variationsreichtum anschließend am Computer zu übernatürlichen Formationen.

Der Bildschirm, in seiner eigentlichen Rolle selbst Lieferant von Bildern, ist Günther Selichars Thema, dessen Realitätswert es zu brechen gilt. Selichar setzt den Bildschirm so zentral ins Bild, dass das Gehäuse schmal angeschnitten zur inneren Rahmung wird, das Bildformat wiederholt und ins Bild selbst überträgt. Der Gebrauchswert eines Monitors (Preis, Leistung und Design) wird durch sein Bild ersetzt.

Sabine Bitters und Helmut Webers „Superbooks" zeigen Einblicke in die ausgeräumte (ehemalige) Wiener Stadtbibliothek. Die tief liegenden Blickpunkte der Kamera, der gewählte Ausschnitt sowie die anschließende Solarisation der Fotos verwandeln die Gänge und Bücherregale in leere Straßenzüge durch modernistische „Superblocks". Das Kippen zwischen Innen- und Außenraum, zwischen Kontur und Binnenform, bestimmt die neue Sicht auf das alte Mobiliar. Durch die Relativierung des Objektbezugs ist der abgebildete Gegenstand nicht mehr das einzige Thema der Fotografie und die „Diskretion des Dienstboten" aufgehoben.

Salzburger Filme in Warschau
Bei den Veranstaltungen präsentierten sich Salzburger Filmschaffende in einem dreitägigen Film– und Videoprogramm mit Unterstützung der Kulturabteilung des Landes Salzburg beim Schwerpunktprogramm „salzburg modern" des Warschauer Herbstes. Beim Salzburg-Schwerpunkt wird das StudioWest drei Tage lang einen Querschnitt durch das künstlerische Salzburger Filmschaffen präsentieren. Dem polnischen Publikum wurden 22 Musik-, Kurz- und Spielfilme angeboten. Die Bandbreite ist groß; gezeigt wird unter anderem auch „Copy Shop" von Virgil Widrich.
     
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