Innsbruck schafft die Sensation: Erneuerung und Ausbau der Straßenbahn zu einer Regionalbahnlinie
von Hall durch das O-Dorf und die Stadt bis Kematen fix
Innsbruck (rms) - Einhellig hat sich der Innsbrucker Gemeinderat bereits 2001 zum Straßenbahnkonzept
in Innsbruck bekannt: Offen war bisher die Frage „Wer soll das bezahlen? Nunmehr ist es bereits so gut wie fix:
Die für den Ausbau und die Erneuerung der Trassenführung sowie für die Infrastruktur veranschlagten
Kosten in der Höhe von 100 Mio. Euro werden sich Bund, Land und Stadt teilen. Für die Finanzierung neuer
moderner Niederflurstraßenbahnen in Innsbruck (39 Mio. Euro) wird die Stadt aufkommen, das Land Tirol wird
13 Mio. Euro in eine moderne Stubaitalbahn investieren. Das Gesamtvolumen für das Projekt „Straßenbahn
Neu“ beläuft sich auf ca. 148 Mio. Euro. Ca. 72 Mio. Euro wird der Anteil der Stadt Innsbruck sein. Alles
in allem ein Zehn-Jahres-Programm und für die Stadt wie auch für die Umlandgemeinden eine Entscheidung
von weit reichender Dimension.
In einem Pressegespräch, gemeinsam mit Vizebgm. Dr. Michael Bielowski und Finanzdirektor Dr. Josef Hörnler,
dankte Bürgermeisterin Hilde Zach am Dienstag (23. 09.) allen Mandataren und
Fraktionen, die mit ihr für die Verwirklichung des Straßenbahnkonzeptes an einem Strang gezogen haben
und sich auch für ein gutes Gesprächsklima in Wien (vor allem Dr. Bielowski und LH DDr. Herwig van Staa)
eingesetzt haben und informierte über das „Procedere“. Am 24. September werde sie gemeinsam mit Dr. Bielowski
in Wien bei Infrastrukturminister Hubert Gorbach offiziell die Bestätigung für die in zahlreichen Gesprächen
ausgehandelte und zugesagte finanzielle Beteiligung des Bundes an der Realisierung des Straßenbahnkonzeptes
in Innsbruck erhalten. Am selben Tag wird das Land die Beteiligung beschließen, die notwendigen entsprechenden
Beschlüsse wird der Stadtsenat in seiner Sitzung am 25. September fassen.
Sobald die Beschlüsse unter Dach und Fach sind, werden die Beschaffungsvorgänge für die neuen Straßenbahn-Garnituren
anlaufen. Nach der Ausschreibung werden allerdings zwei bis drei Jahre bis zur Auslieferung vergehen, weil Straßenbahnen
nicht am Fließband erzeugt werden. Schnell, fahrgastfreundlich und so leise wie möglich sollen sie sein.
In Bezug auf die Umweltfreundlichkeit ist die Straßenbahn sowieso von keinem anderen Betriebsmittel zu schlagen.
Eine Test-Garnitur dürfte voraussichtlich in einem halben Jahr in Innsbruck im Einsatz sein.
Bürgermeisterin Hilde Zach ließ nicht unerwähnt, dass sie stolz darauf sei, dass Dank der klugen
und sparsamen Politik der letzten neun Jahre, in Zeiten, in denen andere Kommunen mit Investitionen vorsichtig
werden, Innsbruck nach wie vor sehr produktiv, kreativ und investitionsfreudig sein kann. Die Baumaßnahmen
für die neue Straßenbahn/Regionalbahn werden jede Menge Umwegrentabilität und wieder einen positiven
Schub für die Arbeitsplatzsicherung bringen.
Die Schwerpunktsetzung auf den öffentlichen Nahverkehr wird auch für den Gesamtverkehr in Innsbruck wesentliche
Erleichterung bringen. Eine moderne Straßenbahn von Kematen bzw. Hall nach Innsbruck wird viele Pendler zum
Umsteigen vom Privat-PKW bewegen, hofft Bielowski, und führt ins Treffen, dass die Stadt Innsbruck für
die Innsbrucker Verkehrsbetriebe derzeit jährlich 6,7 Mio. Euro an Infrastrukturzuschüssen leistet. Dazu
kommen 3,4 Mio. Euro als Sonderinvestitionen für die neue Dieselbus-Generation.
Die Obusse werden schrittweise, je nach Ablauf ihrer Lebensdauer, aufgelassen. Die Linien „O“ und „R“ werden durch
die neue Ost-West-Straßenbahnlinie bzw. durch moderne und (nach dem neuesten Stand der Technik) möglichst
umweltfreundliche Dieselbusse (modernste Filtersysteme) ersetzt. Die Kostenreduzierung bei einem Umstieg auf ein
Zweier-System (Straßenbahnen und Busse) schätzt Dr. Josef Hörnler auf rund drei Mio. Euro im Jahr.
Die Straßenbahn ist europaweit im Aufwind, die Lebensdauer einer Straßenbahn beträgt ca. 30 Jahre.
Wesentlich ist, dass die Stadt bei ihrer 1994 eingeleiten Politik bleibt und sich nicht neu verschulden wird. Da
diese immensen Beträge nicht aus dem laufenden Budget aufgebracht werden können, muss dies in Form einer
Sonderfinanzierung erfolgen. Diese wird möglich durch den Verkauf von weiteren 25 Prozent (minus einer Aktie)
der IKB-Aktien an die TIWAG. Diese Option wurde bereits beim Verkauf der ersten 25 Prozent an die TIWAG einvernehmlich
festgelegt. Der Erlös für die Stadt wird letztendlich (abzüglich einer Prämie ) 107 Mio. Euro
ausmachen.
Bürgermeisterin Hilde Zach: „Wir werden – wenn der Kaufpreis 2005 wirksam wird - nicht übermütig
werden, sondern das Geld zunächst vernünftig anlegen, möglichst schonend einsetzen und natürlich
auch von den Zinsen profitieren – sodass das Kapital noch für weitere Großinvestitionen verwendet werden
kann.“
Tatsache ist: Innsbruck hat derzeit ein sehr kostenaufwändiges Betriebssystem, das aus Bussen, Obussen und
Straßenbahnen besteht. Die einst gebraucht angekauften Straßenbahngarnituren sind nicht nur am Ende
ihrer Lebensdauer, sondern auch nicht mehr zeitgemäß: Sie sind laut und schon allein wegen der hohen
Einstiege alles andere als fahrgastfreundlich. Der hohe Reparaturbedarf der alten Bahnen schlägt sich – gleich
wie bei den Nordkettenbahnen - negativ auf der Kostenseite nieder. Das Einsparungspotential liegt im IVB-Werkstättenbereich
bei bis 3 Mio. Euro jährlich. |