Wirtschaftswachstum im II. Quartal 2003 +0,9%  

erstellt am
24. 09. 03

Wien (wifo) - Nach einer Steigerung des realen BIP um 0,3% (revidiert) im ersten Jahresviertel verstärkte sich das Wirtschaftswachstum im II. Quartal auf 0,9% gegenüber dem Vorjahr. Bereinigt um Saison- und Arbeitstagseffekte erreichte die Rate im Vorperiodenvergleich +0,3%, nach einer Stagnation im I. Quartal. Dennoch bedeutet eine solche Wachstumsbeschleunigung für sich genommen noch keine Trendwende der Konjunktur, da sie nicht über die üblichen Produktionsschwankungen hinausgeht. Anders als in den Vorperioden kamen die Wachstumsimpulse nicht aus dem Ausland, sondern von den Investitionen. Die Anreize hiefür setzten weniger die positiven Konjunkturaussichten der Unternehmen als vielmehr die Maßnahmen der Regierung, welche zu einem Vorziehen von Investitionsprojekten in das Jahr 2003 veranlassten.

Die Schwächephase der österreichischen Wirtschaft hielt auch im II. Quartal an, wenngleich das Wachstum ein wenig höher ausfiel als in der Vorperiode. Die gesamtwirtschaftliche Produktion lag um 0,9% über der des Vorjahres. Weil der Ostertermin heuer in das II. Quartal fiel, verzeichneten Einzelhandel und Beherbergungswesen im Vorjahresvergleich eine günstigere Entwicklung. Bereinigt um diesen und um Saisoneffekte betrug das Wirtschaftswachstum gegenüber dem Vorquartal 0,3%; die Dynamik hat sich damit gegenüber dem I. Quartal (±0%) verstärkt.

Die Berechnungen für das I. und II. Quartal 2003 sind allerdings von erheblicher Unsicherheit geprägt, da seit Jahresanfang keine Daten aus der Konjunkturerhebung von Statistik Austria vorliegen. Diese Informationen dürften erst im Dezember wieder zur Verfügung stehen. Vorläufig wurde die Sachgütererzeugung wie im Vorquartal aus der Konjunkturumfrage des WIFO abgeleitet.

Die Hauptimpulse gingen im II. Quartal von den Investitionen aus. Die Bruttoanlageinvesti- tionen stiegen gegenüber dem Vorjahr real um 2,6%; dies war der erste Anstieg seit Anfang 2001. Im Vorquartal war ein Rückgang von 0,8% zu beobachten gewesen. Am stärksten gesteigert wurden die Fahrzeuginvestitionen (real +12,2%). Die Nachfrage nach Maschinen und Elektrogeräten gewann mit real +3,8% ebenfalls deutlich an Dynamik. Hingegen erhöhten sich die Bauinvestitionen vergleichsweise wenig (real +0,9%); allerdings weist die seit einem halben Jahr stattfindende Aufwärtsbewegung auf ein Ende der schlechten Baukonjunktur hin.

Die Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern wuchs im II. Quartal nach wie vor mäßig, aber stabil. Da heuer der Ostertermin in das II. Quartal fiel, ergab sich im Vorjahresvergleich ein beträchtlicher Anstieg um real 1,9%. Bereinigt um diesen und andere Saison- und Arbeitstagseffekte war die Rate im Vorquartalsvergleich mit +0,25% ebenso hoch wie im I. Quartal.

Wegen der anhaltenden Sparbemühungen der öffentlichen Haushalte war der öffentliche Konsum abermals leicht rückläufig (real –0,3%) – im I. Quartal war er real um 0,7% geschrumpft.

Nachdem sich die Exportwirtschaft trotz der problematischen internationalen Konjunkturlage im vergangenen Jahr recht gut behauptet hatte, blieben die gesamten Exporte im II. Quartal real um 1,1% unter dem Vorjahresniveau. Dies ging auf den deutlichen Rückgang der Dienstleistungsausfuhr zurück (ohne Reiseverkehr), während die Güterexporte noch leicht gesteigert wurden (real +1,1%) und der Reiseverkehr – bedingt durch den späten Ostertermin – real um 6,3% gegenüber dem Vorjahr wuchs (I. Quartal –6,6%).

Die Einfuhr von Gütern nahm real um 2,8% zu. Der Dienstleistungsimport sank um 8,6% (Reiseverkehr –4,5%), sodass der Gesamtimport um 0,6% unter dem Vorjahresniveau lag.

Unter den Wirtschaftsbereichen verzeichnete im II. Quartal 2003 nur die Sachgüterproduktion nennenswerte reale Wertschöpfungseinbußen (–1,1%). Kräftige Impulse erhielten dagegen der Handel (real +2,7%) und der Bereich der Banken und Versicherungen (+4,5%). Die Banken steigerten ihre reale Wertschöpfung erstmals wieder seit fünf Quartalen.

Quelle: , Autor: Marcus Scheiblecker
     
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