Wien (wifo) - Nach einer Steigerung des realen BIP um 0,3% (revidiert) im ersten Jahresviertel verstärkte
sich das Wirtschaftswachstum im II. Quartal auf 0,9% gegenüber dem Vorjahr. Bereinigt um Saison- und Arbeitstagseffekte
erreichte die Rate im Vorperiodenvergleich +0,3%, nach einer Stagnation im I. Quartal. Dennoch bedeutet eine solche
Wachstumsbeschleunigung für sich genommen noch keine Trendwende der Konjunktur, da sie nicht über die
üblichen Produktionsschwankungen hinausgeht. Anders als in den Vorperioden kamen die Wachstumsimpulse nicht
aus dem Ausland, sondern von den Investitionen. Die Anreize hiefür setzten weniger die positiven Konjunkturaussichten
der Unternehmen als vielmehr die Maßnahmen der Regierung, welche zu einem Vorziehen von Investitionsprojekten
in das Jahr 2003 veranlassten.
Die Schwächephase der österreichischen Wirtschaft hielt auch im II. Quartal an, wenngleich das Wachstum
ein wenig höher ausfiel als in der Vorperiode. Die gesamtwirtschaftliche Produktion lag um 0,9% über
der des Vorjahres. Weil der Ostertermin heuer in das II. Quartal fiel, verzeichneten Einzelhandel und Beherbergungswesen
im Vorjahresvergleich eine günstigere Entwicklung. Bereinigt um diesen und um Saisoneffekte betrug das Wirtschaftswachstum
gegenüber dem Vorquartal 0,3%; die Dynamik hat sich damit gegenüber dem I. Quartal (±0%) verstärkt.
Die Berechnungen für das I. und II. Quartal 2003 sind allerdings von erheblicher Unsicherheit geprägt,
da seit Jahresanfang keine Daten aus der Konjunkturerhebung von Statistik Austria vorliegen. Diese Informationen
dürften erst im Dezember wieder zur Verfügung stehen. Vorläufig wurde die Sachgütererzeugung
wie im Vorquartal aus der Konjunkturumfrage des WIFO abgeleitet.
Die Hauptimpulse gingen im II. Quartal von den Investitionen aus. Die Bruttoanlageinvesti- tionen stiegen gegenüber
dem Vorjahr real um 2,6%; dies war der erste Anstieg seit Anfang 2001. Im Vorquartal war ein Rückgang von
0,8% zu beobachten gewesen. Am stärksten gesteigert wurden die Fahrzeuginvestitionen (real +12,2%). Die Nachfrage
nach Maschinen und Elektrogeräten gewann mit real +3,8% ebenfalls deutlich an Dynamik. Hingegen erhöhten
sich die Bauinvestitionen vergleichsweise wenig (real +0,9%); allerdings weist die seit einem halben Jahr stattfindende
Aufwärtsbewegung auf ein Ende der schlechten Baukonjunktur hin.
Die Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern wuchs im II. Quartal nach wie vor mäßig,
aber stabil. Da heuer der Ostertermin in das II. Quartal fiel, ergab sich im Vorjahresvergleich ein beträchtlicher
Anstieg um real 1,9%. Bereinigt um diesen und andere Saison- und Arbeitstagseffekte war die Rate im Vorquartalsvergleich
mit +0,25% ebenso hoch wie im I. Quartal.
Wegen der anhaltenden Sparbemühungen der öffentlichen Haushalte war der öffentliche Konsum abermals
leicht rückläufig (real –0,3%) – im I. Quartal war er real um 0,7% geschrumpft.
Nachdem sich die Exportwirtschaft trotz der problematischen internationalen Konjunkturlage im vergangenen Jahr
recht gut behauptet hatte, blieben die gesamten Exporte im II. Quartal real um 1,1% unter dem Vorjahresniveau.
Dies ging auf den deutlichen Rückgang der Dienstleistungsausfuhr zurück (ohne Reiseverkehr), während
die Güterexporte noch leicht gesteigert wurden (real +1,1%) und der Reiseverkehr – bedingt durch den späten
Ostertermin – real um 6,3% gegenüber dem Vorjahr wuchs (I. Quartal –6,6%).
Die Einfuhr von Gütern nahm real um 2,8% zu. Der Dienstleistungsimport sank um 8,6% (Reiseverkehr –4,5%),
sodass der Gesamtimport um 0,6% unter dem Vorjahresniveau lag.
Unter den Wirtschaftsbereichen verzeichnete im II. Quartal 2003 nur die Sachgüterproduktion nennenswerte reale
Wertschöpfungseinbußen (–1,1%). Kräftige Impulse erhielten dagegen der Handel (real +2,7%) und
der Bereich der Banken und Versicherungen (+4,5%). Die Banken steigerten ihre reale Wertschöpfung erstmals
wieder seit fünf Quartalen.
Quelle: , Autor: Marcus Scheiblecker |