Kooperation beim europäischen weltweiten Satellitennavigationssystem GALILEO
Brüssel (eu.int) - Die Europäische Union und China haben sich auf eine chinesische Beteiligung
am Programm GALILEO geeinigt. Diese Einigung wurde am 18. September 2003 von François Lamoureux, Generaldirektor
für Energie und Verkehr der Europäischen Kommission, und Shi Dinghuan, Generalsekretär des chinesischen
Ministeriums für Wissenschaft und Technologie, paraphiert. „China wird GALILEO dazu verhelfen, zur weltweit
maßgebenden Infrastruktur für den wachsenden Markt von Ortungsdiensten zu werden“, sagte Loyola de Palacio,
Vizepräsidentin der Kommission und für das Programm GALILEO zuständig. Ihr Verhandlungspartner,
der chinesische Minister für Wissenschaft und Technologie Xu Guanhua, hob hervor, dass „China GALILEO unterstützt
und plant, sich zum beiderseitigen Nutzen aktiv an der Errichtung und dem Einsatz des Systems zu beteiligen.“
Seit der Rat der Kommission am 28. März 2003 grünes Licht für förmliche Verhandlungen mit China
gegeben hat, fanden zwei Gesprächsrunden statt, die erste in Brüssel am 23. April 2003. Das zweite Verhandlungstreffen
wurde in Beijing am 18. September 2003 unter Leitung von Herrn Shi Dinghuan, Generalsekretär des chinesischen
Ministeriums für Wissenschaft und Technologie, und Herrn François Lamoureux, Generaldirektor für
Energie und Verkehr der Europäischen Kommission, durchgeführt. Beide Seiten stellten den Entwurf einer
Vereinbarung fertig, mit der der Weg für eine aktive Beteiligung Chinas an dem Programm geebnet wird. Er wird
der nächsten Tagung der EU-Verkehrsminister am 9. Oktober 2003 zur förmlichen Genehmigung durch die EU-Mitgliedstaaten
von europäischer Seite und der Genehmigung durch den Staatsrat von chinesischer Seite vorgelegt. Die Vereinbarung
soll anschließend auf dem bevorstehenden EU-China-Gipfeltreffen am 30. Oktober 2003 unterzeichnet werden.
Die Vereinbarung sieht eine Zusammenarbeit bei der satellitengestützten Navigation und Zeitgebung in einer
breiten Palette von Sektoren vor, insbesondere in Wissenschaft und Technologie, bei der industriellen Fertigung,
bei Dienstleistungen und Marktentwicklung sowie Normung, Frequenzen und Zertifizierung. Sie öffnet China auch
den Weg zu einer maßgebenden finanziellen Beteiligung an dem Programm durch einen Anteil am Gemeinsamen Unternehmen
GALILEO, dem zur Programmleitung gegründeten Organ, und an den Aktivitäten der Europäischen Weltraumorganisation
(ESA).
Das „Chinesisch-europäische Zentrum für technische Ausbildung und Zusammenarbeit in der globalen Satellitennavigation“
(CENC) wird morgen in Beijings Hi-Tech-Zone Zhongguancun eröffnet.
Das Zentrum wird alle Aktivitäten zu GALILEO bündeln. Internationale Fachleute werden zu Vorlesungen
über technische und kommerzielle Aspekte der Satellitennavigation eingeladen, wobei der Entwicklung von Anwendungen
besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden wird. Das Ausbildungszentrum ist das Ergebnis gemeinsamer Bemühungen
des chinesischen Ministeriums für Wissenschaft und Technologie, des chinesischen Zentrums für Fernerkundung,
der Europäischen Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation.
Die europäische Industrie ist an einer Zusammenarbeit mit China in diesem Bereich sehr interessiert. Das Zentrum
stellt ein bedeutendes Instrument zur Förderung von Gemeinschaftsunternehmen und anderen Aktivitäten
der industriellen Zusammenarbeit dar. Mit Unterstützung durch das 6. Forschungsrahmenprogramm der EU planen
mehrere europäische Unternehmen, zusammen mit chinesischen Partnern Vorschläge vorzulegen, wie der Markt
für GALILEO-Anwendungen in den nächsten Jahren entwickelt werden kann.
Hintergrund
GALILEO ist das europäische Programm für die Satellitennavigation. Es wurde auf Initiative der Europäischen
Kommission ins Leben gerufen und gemeinsam mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) entwickelt. Damit
wird eine technologische Umwälzung eingeleitet, die mit der durch die Mobilfunktelefonie ausgelösten
Veränderungen vergleichbar ist. Außerdem wird GALILEO die Entwicklung einer neuen Generation universeller
Dienste in Bereichen wie Verkehr, Telekommunikation, Landwirtschaft und Fischfang ermöglichen. Bislang wird
diese Technologie, die hochprofitabel zu werden verspricht, nur vom US-amerikanischen GPS und dem russischen GLONASS-System
gemeistert, die beide von militärischen Stellen finanziert und kontrolliert werden. Das Programm GALILEO wird
demgegenüber von zivilen Stellen verwaltet und kontrolliert und bietet Gewähr für Qualität
und Kontinuität, was für viele Anwendungen in sensiblen Bereichen ausschlaggebend ist. Da es die gegenwärtigen
Systeme ergänzt, wird die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit von Ortungs- und Navigationsdiensten
weltweit verbessert. |