Nach Konjunkturverlangsamung 2002 wird ein Umsatzplus von 5 Prozent erwartet · Autoindustrie
ist ein stabilisierendes Element im Wirtschaftsprozess und eine der wenigen Industriebranchen in der neue Arbeitsplätze
entstehen
Wien (ba-ca) - Der Optimismus der österreichischen Fahrzeugindustrie ist bis zur Jahresmitte kräftig
gestiegen, das lässt 2003 für die gesamte Branche ein Umsatzplus im Bereich von 5 Prozent erwarten. Zu
diesem Ergebnis kommt Günter Wolf im jüngsten Branchenbericht der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA)
Konzernvolkswirtschaft. Im Vorjahr konnte sich die erfolgsverwöhnte Branche zwar nicht vom Schwächeanfall
der internationalen Automobilkonjunktur abkoppeln: Vor dem Hintergrund der hervorragenden Ergebnisse der letzten
Jahre fielen allerdings die leichten Einbußen in der Erzeugung von Kraftfahrzeugen und KFZ-Teilen nicht sehr
ins Gewicht. Der Branchenumsatz ist 2002 um 1 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro gesunken.
Die Fahrzeugindustrie zählt seit Jahren zu den wachstumsstärksten Bereichen der heimischen Sachgütererzeugung.
Seit 1997 beispielsweise ist der Umsatz um 49 Prozent gestiegen, im Industriedurchschnitt lediglich um 22 Prozent.
Gleichzeitig sind in der Branche 3.200 Arbeitsplätze entstanden. Das Beschäftigungsplus von mehr als
14 Prozent in einem Zeitraum, in dem die Industrie gleichzeitig insgesamt 3 Prozent der Stellen streicht, ist ein
bemerkenswertes Ergebnis.
Der Erfolg der österreichischen Fahrzeugindustrie zeigt sich insbesondere beim Exportwachstum. Im Lauf der
90er-Jahre sind die Exporte mit Fahrzeugen und Fahrzeugteilen aus Österreich um durchschnittlich 11,6 Prozent
im Jahr gestiegen und damit deutlich schneller als die gesamten Exporte, die um 7,5 Prozent im Jahr zulegten. Das
Importwachstum blieb dahinter zurück, sodass sich die Handelsbilanz mit Fahrzeugen und Fahrzeugteilen kontinuierlich
verbesserte: Von einem Minus von 2 Milliarden Euro Anfang der 90er Jahre bis zu einem Überschuss von 206 Millionen
Euro 2002. Laut Günter Wolf von der BA-CA Konzernvolkswirtschaft hat das Plus im Außenhandel mit KFZ
und KFZ-Teilen entscheidend dazu beigetragen, dass die gesamte österreichische Handelsbilanz erstmals seit
den 50er-Jahren positiv war, mit plus 296 Millionen Euro.
Wichtigster Handelspartner der heimischen Fahrzeugindustrie ist die EU, mit jeweils rund 70 Prozent Anteil am Export
und am Import. Die weitaus höchsten Zuwächse werden aber im Handel mit den osteuropäischen Ländern
erzielt. Schon jetzt werden 10 Prozent der heimischen Fahrzeugexporte nach Osteuropa geliefert - mit steigender
Tendenz. "Die PKW-Nachfrage in Westeuropa sollte sich ab 2004 nachhaltig erholen, die Erwartungen liegen im
Bereich von 4 Prozent", sagt Günter Wolf. In den kommenden zehn Jahren soll der Absatz von PKW und Transportern
um insgesamt 13 Prozent steigen. Sehr moderat, im Vergleich zur Marktentwicklung in Asien und Osteuropa, für
die im selben Zeitraum Zuwächse von 63 Prozent respektive 75 Prozent prognostiziert werden.
In den vielfach gesättigten westlichen Fahrzeugmärkten beruhen die Nachfragezuwächse hauptsächlich
auf Qualitätssteigerungen und der Verjüngung des Fahrzeugbestandes. Das hohe Wachstumspotenzial in Osteuropa
ist hingegen in der relativ geringen Fahrzeugdichte begründet. Sind in Österreich 520 PKW je 1.000 Einwohner
zugelassen, so sind es beispielsweise in Ungarn nur 250. Dass die hohen Absatzzuwächse auch erreicht werden,
ist den zu erwartenden Wohlstandsgewinnen nach dem EU-Beitritt zu verdanken, so der BA-CA Branchenbericht.
"Von den wachsenden Fahrzeugmärkten werden die Hersteller aber viel mehr noch die Zulieferer profitieren",
beschreibt Günter Wolf einen wichtigen Trend. Hintergrund ist die Zunahme des Fahrzeugwerts, vor allem der
steigende Anteil der Elektronik im Auto und die abnehmende Fertigungs- und Entwicklungstiefe der Hersteller. Der
Zulieferanteil an den Kosten eines Autos soll von etwa 65 Prozent auf 75 Prozent steigen. Damit bleibt die Fahrzeugzulieferindustrie
weltweit eine Vorzeige-Wachstumsbranche. Laut BA-CA Konzernvolkswirtschaft auch in Österreich, da sich die
heimische Branche international sehr gut positioniert hat. |