Klein, kleiner, Nano - ARC Seibersdorf research erforscht Anwendungen der
Nanotechnologie
Seibersdorf (arc) - Was in der Materialforschung vor kurzem noch bei Mikro endete, wird jetzt schon
im Maßstab Nano, also einem Millionstel Millimeter, gemessen. Die Ergebnisse der Forschung in praktikable,
am Markt verkaufbare Anwendungen zu überführen, ist eines der Ziele im Geschäftsbereich Werkstoffe
und Produktionstechnik der ARC Seibersdorf research. Etliche Verwendungen sind bereits angedacht, so etwa für
Biosensoren, Beschichtungen, Implantate oder in der Umwelttechnik. In einem Workshop am 19. November will der Geschäftsbereich
Werkstoffe jetzt die Industrie auf den Nano-Geschmack bringen.
Nano-Werkstoffe sind Materialien, die so hergestellt werden, dass ihr struktureller Aufbau gezielt aus Molekülen
oder Körnern im Nanomaßstab (zwischen 1 und 100nm) erfolgt. Dadurch verändern auch herkömmliche
Werkstoffe ihre physikalischen, chemischen und mechanischen Eigenschaften. Sie können z.B. wesentlich höhere
Festigkeiten in Verbindung mit besserer Dehn- und Formbarkeit erreichen. Von der Nanotechnologie verspricht sich
die Werkstoff-Forschung revolutionäre Ergebnisse, vorausgesetzt, die bislang noch nicht zur Gänze verstandenen
Ursachen für die Eigenschaftsänderungen werden vollständig erforscht und dieses Wissen wird für
praktische Anwendungen eingesetzt. Die Forscher denken bereits an verschiedendste Einsätze nanostrukturierter
Materialien, etwa in der Medizintechnik, in der Elektronik und in der Biotechnologie.
Anwendungen in Medizintechnik, Biotechnologie oder Elektronik möglich
Das an Universitäten erarbeitete Grundlagenwissen der Nanotechnologie in Technologie umzusetzen ist
das erklärte Ziel des Geschäftsfeldes "Materials Microengineering" des Bereiches Werkstoffe
und Produktionstechnik von ARC Seibersdorf research. So wurde ein Labor aufgebaut, das Keramikpulver mit Korngrößen
zwischen 10 und 60nm als Ausgangsmaterial für nanostrukturierte Keramik entwickelt. Dieses keramische nano-Pulver
setzen Forscher in weiterer Folge auch zur Beschichtung anderer Materialien ein, wie in der Lichttechnik zur gezielten
Veränderung optischer Eigenschaften, etwa zur Steigerung des Reflexionsgrades.
Einen anderen Anwendungsbereich der Nanotechnologie sieht Wolfgang Lacom, Leiter des Geschäftsfeldes Materials
Microengineering, in der Medizintechnik. Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit Russland soll ein Verfahren
zur Überführung von herkömmlichem Titan in nanostrukturiertes Titan auf seine Praxistauglichkeit
geprüft werden. Gelingt dies, sind Implantate, etwa Hüftgelenke aus reinem Titan herstellbar. Patienten,
die die bislang üblichen Legierungen von Titan mit anderen Metallen nicht vertragen, könnte so geholfen
werden.
Keramisches Nanopulver könnte auch den Umweltschutz verbessern helfen. Da die Gesamtoberfläche dieses
Pulvers mit der Korngröße abnimmt und besser in Böden eingebracht werden kann, laufen Versuche
gemeinsam mit dem ebenfalls bei ARC Seiberdorf research ansässigen Bereich Umwelt und Leben, um keramisches
Nanopulver zur Sanierung belasteter Böden zu entwickeln.
Weitere Einsatzgebiete sind für Lacom die Elektronik und die Biotechnologie. Letzteres umso mehr, da sich
die Nanotechnologie vermehrt die für die Biotechnologie wichtigen Bauprinzipien der Natur zum Vorbild nimmt
und Werkstoffe sowie Beschichtungen im Weg der "Selbstassemblierung", also quasi der eigenständigen
Zusammensetzung durch die Materialien selbst, entwickelt. Mithilfe dieser Methode könnten Biosensoren, die
mit Nanotechnologie produziert wurden, zum Beispiel im Körper eingesetzt werden, um Krankheiten frühzeitig
zu erkennen und leichter behandeln zu können. In der Elektronik wird die Nanotechnologie die weitere Miniaturisierung
mikroelektronischer Bauteile und damit Leistungssteigerungen von Computern ermöglichen. Für Quanten-Computer
können mittels Nanotechnologie winzig kleine, Drähte mit Durchmessern in der Größenordnung
der Moleküle hergestellt werden.
Nanotechnologie eröffnet große wirtschaftliche Chance für KMU
Große Chancen in der Nanotechnologie sieht Lacom für Klein- und Mittelständische Unternehmen:
"Wie internationale Beispiele zeigen, liegen in dieser Technologie vor allem für innovative und flexible
kleinere Unternehmen große wirtschaftliche Möglichkeiten, wenn diese rechtzeitig das an Universitäten
und Forschungseinrichtungen erarbeitete Basiswissen aufgreifen und in marktfähige attraktive Produkte umsetzen.
Die ARC als Österreichs größte außeruniversitäre und anwendungsorientierte Forschungseinrichtung
sind der Industrie dabei gerne Partner".
Workshop für Industrie zur Demonstration der Möglichkeiten
Um Industriebetrieben in Österreich den aktuellen Entwicklungsstand der Nano-Werkstoffe und deren
Anwendungspotenzial näherzubringen, organisiert der Geschäftsbereich Werkstoffe und Produktionstechnik
mit Unterstützung durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, das Bundesministerium
für wirtschaftliche Angelegenheiten und TecNetArea am 19. November 2001 einen Workshop im ARC-Kompetenzzentrum
ECHEM in Wiener Neustadt. Im Kompetenzzentrum, das vom Geschäftsbereich Werkstoffe aufgebaut wurde, arbeiten
20 Unternehmen, die Technischen Universitäten Wien und Graz sowie die Universität Wien vor allem an der
Optimierung von Beschichtungen. Gerade dort eröffnen sich weite Einsatzmöglichkeiten für die Nanotechnologie.
Bei der Demonstration der möglichen Anwendungen der Nanotechnologie werden Experten aus Großbritannien,
Deutschland, Russland und Österreich die ForscherInnen von ARC Seibersdorf research unterstützen.
Ziel des Workshops ist es,
- einen Überblick über Grundlagen und den bereits erreichten Status der nano-strukturierten Werkstoffe
zu vermitteln,
- die künftigen großen Entwicklungslinien und wirtschaftlichen Möglichkeiten aufzuzeigen,
- ein Forum für die Kontaktaufnahme und Diskussion mit F&E-Partnern zu bieten, und letztlich
- Themen und Vorgangsweisen für weiterführende Aktivitäten auf den Ebenen Österreichs und
der EU zu diskutieren.
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Waneck: Anthraxspray ist in Erprobung - Untersuchungsreihen laufen
Wien (bmsg) - "In Bezug auf die Pressemeldungen zu einem Spray mit Wirksamkeit gegen Anthraxsporen
in der Umwelt, wird seitens der Experten des Allgemeinen Krankenhauses und des Staatssekretariates für Gesundheit
bedauert, dass hier eine Erwartungshaltung entstanden ist, die noch nicht verifiziert werden konnte", sagte
heute FP-Staatssekretär Univ. Prof. Dr. Reinhart Waneck. "Es gibt erste vielversprechende Ergebnisse,
aber noch kein endgültiger Beweis der Wirksamkeit."
"Es handelt sich hier um einen Bericht über die Untersuchung eines antimikrobiell wirksamen Präparates,
welches in der Ölbohrindustrie verwendet wird, um Bohrrohre vor mikrobiellem Wachstum zu schützen, auf
Anwendbarkeit gegen Anthraxsporen. Erste Ergebnisse haben gezeigt, dass eine gewisse Wirksamkeit zu erwarten ist.
Eine sichere Aussage darüber, ob dieser Spray einen Fortschritt gegenüber den bisher verwendeten Desinfektionsmitteln
darstellt, ist noch nicht möglich", so Waneck.
Diesbezügliche Untersuchungsreihen werden im Zusammenwirken zwischen dem Klin. Institut für Hygiene der
Universität Wien, Vorstand Prof. Dr. Rotter, Prof. Dr. Georgopoulos von der Klin. Abteilung für Infektionen
und Chemotherapie, Leiter Prof. DDr. Graninger, und externen Partnern durchgeführt.
Wir alle hoffen, so Waneck abschließend, dass sich die Vermutungen bestätigen und ein Mittel gefunden
wurde, mit dem Milzbrandbakterien wirksam bekämpft werden können. Bis zur endgültigen Bestätigung
werden wir allerdings noch einige Zeit warten müssen. |
Innovation aus Österreich rettet Neugeborene
Protein C-Konzentrat noch heuer am Markt - Seltener Gen-Defekt
Wien - Lange Zeit bestand für Neugeborene mit einem schweren, angeborenen Protein-C-Mangel keine
Hoffnung. Sie starben innerhalb weniger Wochen. Der erste Bub, dem eine Neuentwicklung der Baxter AG, damals Immuno,
das Leben rettete, wurde heuer 12 Jahre alt. Im Juli dieses Jahres erhielt das von Baxter entwickelte Protein C-Konzentrat
als weltweit einzige Substanz die europaweite Zulassung für die Behandlung des angeborenen Protein-C-Mangels.
Noch heuer kommt die Substanz in Österreich auf den Markt.
Schwerer genetischer Protein-C-Mangel war bis vor wenigen Jahren unbehandelbar und verlief tödlich. Protein
C ist im Körper unbedingt nötig, um eine überschießende Blutgerinnung zu verhindern. Steht
es nicht in ausreichender Menge zur Verfügung, dann bilden sich Thromben - Verklumpungen von Blutkörperchen
- , welche die kleinen Blutgefäße verstopfen: zuerst in der Haut, dann in der Netzhaut des Auges, in
der Niere, dem Gehirn und in weiteren lebenswichtigen Organen. Die dramatischen Folgen sind - neben dem Absterben
der Haut - Blindheit, schwere Hirnschäden und letztendlich der Tod.
1989 kam in Paris ein kleiner Bub auf die Welt, dem genau dieses Schicksal drohte. Er verdankt sein Leben seiner
Mutter, einem engagierten Ärzteteam und konzentriertem Protein C von Immuno.
Rettung in letzter Minute
Seine Mutter entdeckte die kleinen Punkte auf der Haut zuerst. Als Ursache für die Purpura fulminans
identifizierte die behandelnde Ärztin Dr. Marie Dreyfuss einen schweren, angeborenen Protein-C-Mangel. Ein
Defizit, das mit keinem zugelassenen Medikament ausgeglichen werden konnte. Dr. Dreyfuss wusste aber, was damals
nur in Expertenkreisen bekannt war: dass in Österreich zu Forschungszwecken ein hochkonzentriertes Protein
C hergestellt wurde, mit dem der Protein-C-Mangel beseitigt werden könnte. Dann ging alles ganz schnell. Ein
Anruf bei Immuno genügte und am nächsten Tag stand Protein C in Paris zur Verfügung. Der Erfolg
überraschte sogar die behandelnden Ärzte. Die Veränderungen am Auge verschwanden innerhalb einer
Woche, die teilweise bereits abgestorbenen Hautteile regenerierten sich innerhalb von drei Wochen, der kleine Bub
war gerettet. Es war das erste Mal, dass ein Protein-C-Konzentrat therapeutisch eingesetzt wurde - damals in enger
Zusammenarbeit mit Fachleuten von Immuno. „Heute stellt eine solche Behandlung für uns kein Problem mehr dar“,
so Dreyfuss.
Obwohl der Therapieerfolg durchschlagend war, vergingen vom ersten Einsatz von Protein C in dieser Indikation bis
zur Zulassung noch Jahre. Das hat einen einfachen Grund: Es gibt nur wenige Neugeborene, die mit diesem genetischen
Defekt auf die Welt kommen. Daher dauerte es mehrere Jahre, bis die Wirksamkeit und Sicherheit der Substanz anhand
einer ausreichend großen Fallzahl dokumentiert werden konnte.
Mittlerweile wissen Fachärzte in der ganzen Welt über diese einzigartige Therapiemöglichkeit Bescheid.
Aber noch immer ist die Zeit ein wichtiger Faktor für den Behandlungserfolg. Daher richtet die Baxter Vertriebs
GmbH , Wien einen „Notfalldienst“ ein, der gewährleistet, dass das lebensrettende Protein C innerhalb weniger
Stunden dort hingelangt, wo es gebraucht wird.
Die Forschung geht weiter
Die Forschungsbemühungen erstrecken sich wie bei manchen anderen Entwicklungen von Baxter auch bei
Protein C auf den Bereich der „Orphan Drugs“ - also Medikamente, die nur für einen kleinen Patientenkreis
bestimmt sind. Mit der Entwicklung von Protein C-Konzentrat stellt Baxter wieder einmal die Umsetzung seines Bekenntnisses
zu Forschung und Innovation unter Beweis. Angeborener Protein-C-Mangel ist aber nicht die einzige Erkrankung, bei
der zu wenig körpereigenes Protein C zur Verfügung steht und wo eine Substitution dringend nötig
sein könnte. Die Forschung bei Baxter geht weiter. |