Ehrenringverleihung an Hofrat Dr. Walter Koschatzky
Graz (mag) - Der bedeutende Kunsthistoriker und ehemalige langjährige Direktor der weltberühmten
"Albertina" in Wien, Hofrat Dr. Walter Koschatzky, ein gebürtiger Grazer, wurde am Donnerstag Vormittag
bei einer Festsitzung des Gemeinderates mit dem "Ehrenring der Stadt Graz" ausgezeichnet. "Es zählt
zu den besten Traditionen der Stadt Graz, die höchsten Auszeichnungen an Menschen zu verleihen, die durch
ihr Wirken insbesondere in Wissenschaft und Kunst Bedeutendes für die Menschen und für die Gesellschaft
leisten und zugleich einen starken Bezug zu unserer Stadt haben", leitete Bürgermeister Alfred Stingl
seine Laudatio ein.
Bei der würdigen Feier im Gemeinderatssitzungssaal waren Koschatzkys Gattin Dr. Gabriela, die gesamte Stadtregierung,
der Magistratsdirektor, zahlreiche GemeinderätInnen, AmtsleiterInnen, hohe VertreterInnen der Landesregierung,
der Kirche, Polizei, Justiz, Bundesheer, Finanz und der Stadtwerke sowie EhrenringträgerInnen der Stadt Graz
anwesend.
"Forschender Geist und Wissen, Kultur als Lebensprinzip und die Vielfalt der Künste gepaart mit der
Kreativität des Menschen sind jene Überlebensmittel, die dem menschlichen Sein eine andere Dimension,
einen tieferen Lebenssinn geben", führte der Bürgermeister aus. "Auch das Profil von Graz wird
ganz wesentlich von den Universitäten, einer dem menschlichen Fortschritt verpflichteten Forschung sowie
von Kultur in einem umfassenden Sinn geprägt."
Dr. Walter Koschatzky, am 17. August 1921 in Graz geboren, studierte nach dem Krieg an der Karl-Franzens-Universität
Kunstgeschichte, Archäologie, Geschichte und Philosophie. Die Finanzierung seiner Studien bestritt der vielseitig
Begabte übrigens mit einer Studentenjazzkapelle. 1952 erfolgte seine Promotion zum Doktor der Philosophie.
1953 wurde er in den Steiermärkischen Landesdienst aufgenommen, 1955/56 wechselte er in die Leitung der Neuen
Galerie am Landesmuseum Joanneum und gestaltete zahlreiche Ausstellungen (etwa "Kunst der Moderne").
1959 hielt er Vortragsreihen im Rundfunk wie z. B. "Kunsthistorische Spaziergänge durch Graz", die
ein hervorragender Beitrag für eine anspruchsvolle Wissensvermittlung für ein breites Publikum waren.
Die Volksbildung war für Dr. Walter Koschatzky ein selbstverständlicher Schwerpunkt seines Wirkens.
Seine äußerst erfolgreiche Arbeit in Graz führte dazu, dass Dr. Koschatzky 1961 als Direktor
an die weltberühmte "Graphische Sammlung Albertina" nach Wien berufen wurde, der er bis 1986 vorstand.
Diese Institution birgt eine der größten und wertvollsten Sammlungen der Welt an Zeichnungen und druckgraphischen
Blättern aller maßgeblichen Kunstepochen. Dr. Koschatzky hat in über 200 Ausstellungen sowohl in
Wien als auch im In- und Ausland der Weltöffentlichkeit einen Teil der bedeutendsten Kunst-Kostbarkeiten,
über die Österreich verfügt, zugänglich gemacht und dazu beigetragen, Österreich als kulturelle
Schatzkammer zu präsentieren.
Der Kunsthistoriker blieb seinen Wurzeln treu und hat die Steiermark und seine Heimatstadt Graz kulturell aufs
Beste vertreten. Immer wieder hat er Künstler und steirische Themen in den Mittelpunkt von Ausstellungen gerückt,
z. B. Wilhelm Thöny oder Hans Fronius. Eine große Zahl von Publikationen und Büchern, etwa über
seinen Lieblingsmaler Rudolf von Alt, über Erzherzog Johann von Österreich oder Albrecht Dürer,
legen Zeugnis über seine bedeutenden wissenschaftlichen Arbeiten ab. Dazu kommen viele Bearbeitungen und Auftritte
im Fernsehen, darunter die mehrjährige Kunstreihe "Telemuseum", sowie Vorlesungen an den Universitäten
Wien und Salzburg. Zudem hatte und hat Walter Koschatzky im Bereich von Kunst und Wissenschaft zahlreiche Aufgaben
und ehrende Funktionen inne.
Sein Wirken wurde in Österreich und international vielfach anerkannt. Er erhielt u. a. das Große
Ehrenzeichen der Republik Österreich, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
I. Klasse sowie hohe Auszeichnungen europäischer Staaten. Das Land Steiermark verlieh ihm 1981 das Große
Goldene Ehrenzeichen. 1996 erhielt er den Großen Josef-Krainer-Preis und wurde von der Steiermärkischen
Landesregierung mit dem Ehrenring des Landes Steiermark ausgezeichnet.
Walter Koschatzky lebt seit 1986 im Ruhestand in Wien, aber er arbeitet weiter an wissenschaftlichen Forschungen
und Publikationen und ist begehrter Gastreferent.
Der neue Ehrenringträger bedankte sich "etwas mitgenommen und ergriffen über alles, was so eindrucksvoll
über mich berichtet wurde" mit sehr persönlichen Worten für die Auszeichnung. Er teilte mit
den Anwesenden Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in Graz, an einen beim Fenster hinaussingenden Richard
Tauber und Rendezvous an der Weikhard-Uhr. "Nach dem Krieg habe ich mir zur Aufgabe gemacht, am Aufbau einer
friedlicheren, edleren und besseren Welt mitzuwirken und habe mich deshalb ganz der Kunst gewidmet", berichtete
Koschatzky, der sein Leben als "vom Glück begünstigt" bezeichnete. Abschließend wünschte
der renommierte Kunsthistoriker der Stadt Graz, dass die Kunst in ihr weiterhin blühen solle und eine würdige
Heimstätte finden möge.
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