Naturhistorisches Museum unter den 10 besten Museen der Welt
Wien (bmuk) - Mehr als 2,8 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr allein die österreichischen
Bundesmuseen besucht – das entspricht der gesamten Bevölkerung von Oberösterreich, Salzburg, Tirol und
Vorarlberg zusammen. Auch die großen Kulturprojekte der letzten Jahre zeigen eindrucksvoll, welch hohen Stellenwert
Kultur in unserem Land hat. Für die Generalsanierungen, Tiefspeichererrichtungen und Umbauten in den österreichischen
Bundesmuseen wurden bisher über 3 Milliarden Schilling aus der so genannten "Museumsmilliarde" zur
Verfügung gestellt. Österreich nimmt seine Verantwortung der Kultur gegenüber ernst.
Einen herausragenden Höhepunkt unter diesen Kulturprojekten stellt das Naturhistorische Museum Wien dar. Mit der Nennung unter den "Top Ten Museums in
the World" durch die britische Zeitung "Sunday Times" wird diese Rolle des Naturhistorischen Museums
nun auch international anerkannt und bestätigt. In Österreich existiert kein vergleichbares Museum. Es
war von Beginn an als "Gesamtkunstwerk", als "Palast der Wissenschaften" gedacht und ist auch
in diesem Sinn verwirklicht worden.
Die große Bedeutung des Naturhistorischen Museums in der österreichischen Museumslandschaft liegt:
1. In der international anerkannten Forschung:
Zentrum der Erforschung der biologischen Artenvielfalt. Bedeutung in der landwirtschaftlichen Züchtung,
Schädlingsabwehr, Pharmakologie.
Internationale Beachtung hat die Abteilung Ökologie, die von Herrn Generaldirektor Lötsch 1994 gegründet
wurde, erlangt. Lebendigkeit ist ein wichtiges Element eines Naturmuseums. Das Museum ist ein Zentrum für
die Erforschung der Grundlagen für moderne Ökotechnik, Baubiologie, Siedlungsökologie, etc. In der
Nationalparkakademie in den Donau-Auen werden die europäischen Nationalpark-Experten ausgebildet.
2. In den großen Sammlungen
Das NHM besitzt eine der typenreichsten Sammlungen der Welt. Nur ein Bruchteil der gigantischen Sammlungen,
die rund 20 Millionen Objekte umfasst, kann gezeigt werden (so besitzt das Museum beispielsweise die drittgrößte
Meteoritensammlung der Welt; in allen anderen Sammlungsbereichen gehört es zu den 10 weltgrößten
– und nun auch zu den weltbesten! International bekannt ist auch das Archiv für Wissenschaftsgeschichte, das
unter anderem auch die zweitgrößte Graphiksammlung Österreichs umfasst.
3. Im Bildungsauftrag des Museums
Das NHM wird von Prof. Lötsch als das "größte Lehrmittelzimmer Österreichs"
bezeichnet Es ist eine Servicestelle für alle Interessierten, steht für wissenschaftliche Auskünfte
und Expertisen zur Verfügung, bietet eine umfangreiche Sammlung von Fachliteratur und pflegt eine enge Zusammenarbeit
mit Fachwissenschaftern und Privatsammlern.
Ein Paradebeispiel für Modernisierung und gleichzeitiger Bewahrung
Zahlreiche Renovierungs- und Baumaßnahmen sind Konsequenz einer offensiven Politik für die österreichischen
Bundesmuseen, die mit der Investition der "Museumsmilliarde" begonnen hat und wodurch erstmals seit der
Gründung dieser Häuser umfassende Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden konnten. Im Naturhistorischen
Museum wurde ein Tiefspeicher errichtet (130 Mio. Schilling), der Dachbodenausbau und die Generalsanierung haben
seit 1990 einen Betrag von 522 Mio. Schilling gekostet. Innerhalb von drei Jahren wurden 19 Großschausäle
erstmals seit dem Bau des Hauses elektrifiziert und beleuchtet. Dabei wurde größtmögliche Rücksicht
auf die originale Raumgestaltung der Ausstellungssäle genommen. Modernes wurde mit Traditionellem in anspruchsvoller
Weise verbunden.
In der Kuppelhalle wurde das geschmackvolle "Café Nautilus" eingerichtet, das mit dem benachbarten
"Nature shop" und der herrlichen Architektur des Kuppelraumes ein unbeschreibliches Ambiente bietet.
Die wohl berühmteste Frau Österreichs, jedenfalls die mit dem höchsten Versicherungswert (von
1 Milliarde Schilling), die "Venus von Willendorf", hat vor kurzer Zeit ein eigenes Haus im Museum bekommen
durch Gelder von der Teilnahme an Ausstellungen und über entsprechende Leihgebühren.
Großer Nachholbedarf und entsprechende Investitionen waren im Bereich der Infrastruktur notwendig (Werkstätten,
Brandschutzeinrichtungen, DNA-Labor, EDV-Ausrüstung, etc.). 1998 konnte die aus Spenden in Höhe von 18
Mio. Schilling erbaute Außenstelle des Naturhistorischen Museums im Donauauen-Nationalpark eröffnet
werden. Ein einmaliges Verdienst des Generaldirektors Prof. Lötsch.
Prof. Lötsch hat auch dafür gesorgt, dass das Museum kein ausschließlicher Ort zur Präsentation
von Sammlungen blieb. Er förderte die lebendige Darstellung ökologischer Prozesse und des Lebens in der
Natur:
- Verbindung von Exponaten und Ökologie in den Schausammlungen
- Lebensraumsimulationen mit artgerechter Tierhaltung im Rahmen von computergesteuerten Klimamodellen in Großvivarien
- 3-D Präsentationen von Nationalparklandschaften der Welt
- Demonstration der wichtigsten Energieressourcen der Zukunft
- "Mikrotheater": Vorführung des mit freiem Auge nicht sichtbar Lebendigen in 3-D Format auf Großbildprojektionen.
Herausforderung für die Zukunft
Um das Museum, das für ein Großreich mit 60 Millionen Menschen geschaffen wurde, durch die Republik
Österreich mit 8 Millionen Einwohnern zu erhalten, ist ein gewaltiger Mitteleinsatz notwendig. Neben den bisher
gesetzten Maßnahmen sind weitere finanzielle Mittel für die Sanierung des Daches und der Innenhöfe,
für die Überdachung eines Innenhofes und für die schrittweise Sanierung der Außenfassaden
notwendig. Dafür werden Aufwendungen in Höhe von rund 100 Millionen Schilling erforderlich sein. Das
Wirtschaftsministerium hat insgesamt 825 Millionen Schilling für bauliche Maßnahmen bei den Bundesmuseen
zur Verfügung gestellt. Rund 200 Millionen Schilling werden alleine für die Fassadenrenovierung des Naturhistorischen
Museums aufgewendet werden.
Der Zugewinn neuer Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen durch die Glasüberdachung eines Innenhofes
soll dem Museum, das mit 1. Jänner 2003 in eine vollrechtsfähige wissenschaftliche Anstalt übergeführt
werden wird, die Möglichkeit zu neuen Einnahmen durch erfolgreiche Sonderausstellungen erschließen.
Mit der Ausgliederung der Österreichischen Nationalbibliothek und des Museums Moderner Kunst per 1. Jänner
2002 und des NHM im Jahr 2003 wird die Überführung der Bundesmuseen in die Vollrechtsfähigkeit abgeschlossen
sein. Mehr Eigenständigkeit, die Möglichkeit einer eigenen Geschäftsgebarung, längerfristige
Planungsmöglichkeit und höhere Budgetsicherheit werden sich positiv auf die Entwicklung des Museums auswirken.
Die Modernisierung des Schaubereiches und die Etablierung moderner Präsentationsformen sind zusätzliche
Attraktivitätsfaktoren.
Ein Haus für alle Menschen
Seit 1995 hat sich die Besucherzahl des Naturhistorischen Museums (ohne Sonderausstellungen) mehr als verdoppelt.
Das Museum ist zu einem Kindermuseum geworden, zu einem Väter-Museum, da diese immer häufiger ihre Betreuungs-
und Erziehungsfunktion wahrnehmen (das NHM dürfte aus diesem Grund auch das einzige Museum Österreichs
mit einem Wickeltisch auf der Herrentoilette (!) sein). Das Haus ist aber auch ein Schülermuseum (100.000
Schüler pro Jahr) ein Pensionistenmuseum, ein Müttermuseum, ein Großelternmuseum geworden. Das
Haus ist ein Museum für die Österreicher, aber immer stärker wird es auch zu einem Nachbarschaftsmuseum.
Die Besucherzahlen aus den östlichen Nachbarländern sind ständig im Steigen begriffen. Am "Tag
der offenen Tür" sind alleine 23.000 Besucher gezählt worden. Selbstverständlich ist das NHM
von großer Bedeutung für den internationalen Tourismus (vor kurzer Zeit ist ein japanischer Führer
gedruckt worden).
Die Etablierung des Naturhistorischen Museums Wien unter den "Top 10" ist nicht nur die Anerkennung
für eine gute Museumspolitik, für eine gute Museumsleitung und für eine engagierte Arbeit der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Hauses, sondern gleichzeitig auch als Auftrag für die Zukunft zu verstehen.
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