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Langzeitverhütung muss "wie ein Handschuh" passen!
Wien (phpd) - Immer mehr Frauen wünschen sich eine zuverlässige Langzeitverhütung. Diese muss jedoch ganz auf die individuellen Bedürfnisse der Frau abgestimmt werden.
Seit den späten 60er Jahren hat sich die Lebenssituation von Frauen stark verändert: Die "Pille" war damals bereits etabliert und gab den Anwenderinnen Freiheit und Sicherheit. Die berufliche Qualifikation der Frauen nahm immer mehr zu; der Wunsch nach Kindern rückte daher zunehmend in den Hintergrund. "Erst Karriere, dann Kind" lautet heute die Lebensplanung von Vielen. Damit steigt aber auch der Wunsch der Frauen nach einer zuverlässigen Langzeit-Kontrazeption. Derzeit gebären die Österreicherinnen ihr erstes Kind mit durchschnittlich 28 Jahren, die österreichische Familie hat – so weist es zumindest die Statistik aus – im Schnitt 1,3 Kinder. Die Tendenz ist sinkend.
In diesem Umfeld wundert es kaum, dass Frauen immer häufiger langfristig wirksame und möglichst risikolose Wege suchen, um eine Empfängnis zu verhindern. Langfristverhütung bedeutet, dass Frau über einen längeren Zeitraum hinweg sicher vor einer Schwangerschaft geschützt sein und das Thema für diese Zeit ganz einfach "vergessen" will. Die Pille scheint für diese Zielsetzung für viele nicht (mehr) das Mittel der Wahl. Hat die "Pille" zwar insgesamt eine Akzeptanzrate von 40 Prozent und mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,5 eine fast gänzlich sichere Wirkung, so sind immer häufiger gerade Frauen über 35 "pillenmüde". Alternativen sind also gefragt.

Es gibt keine "beste" Methode
Derzeit kommen als solche Alternativen die Sterilisation, die Kupferspirale, die Hormonspirale und das Hormonimplantat in Frage. Eine österreichisch-schweizerische Arbeitsgruppe, der u.a. Univ. Prof. Dr. Marianne Ringler von der Wiener Universitätsklinik für Tiefenpsychologie und Psychotherapie und Univ. Prof. Dr. Peter Husslein von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am AKH Wien angehörten, hat die derzeit verfügbaren Methoden nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Die Hormonspirale wurde in der Mehrzahl der Kriterien als Methode der ersten Wahl genannt. Die Conclusio ist jedoch, dass es im Einzelfall keine "beste" Methode gibt, sondern, dass die gewählte Methode individuell maßgeschneidert für die Patientin sein muss. "Ist die Patientin nach eingehender Beratung durch ihren Arzt überzeugt, dass ihr Entschluss der richtige ist, dann wird auch die Zufriedenheitsrate steigen", betonte Univ. Prof. Marianne Ringler bei einer Pressekonferenz der Firma Schering in Wien. Und, so Ringler weiter: "Nur, wenn die Patientin alle Vor- und Nachteile der Methoden kennt und selbst die Entscheidung trifft, können unangenehme Spätfolgen vermieden werden". Diese Spätfolgen treten lt. Ringler insbesondere nach Sterilisationen auf, wenn sich z.B. die Lebensumstände der Frauen ändern (z.B. neue Partnerschaft, neuerlicher Kinderwunsch, Tod eines Lebenspartners oder eines Kindes).
Da nach einer Sterilisation die Refertilisierung nur bei 25 bis 30 Prozent der Frauen gelingt, bleibt ihnen nur noch die Möglichkeit einer In vitro-Fertilisation. Diese ist jedoch ebenfalls kein Garant für (neuerlichen) Kindersegen. Die Folgen können, wie die Psychologin und Psychotherapeutin Marianne Ringler betont, außerordentlich weitreichend sein: das Spektrum bei Frau und Mann !) reicht von Problemen in der Partnerschaft bis hin zur Depression.
In der Schweiz entscheiden sich 20 bis 30 Prozent der Frauen über 35 für eine Sterilisation. Gesicherte Zahlen für Österreich gibt es nicht, dürften vorsichtigen Schätzungen zufolge aber doch deutlich niedriger sein. (Genauso wenig existieren Daten über die Vasektomie beim Mann als Möglichkeit einer Langzeitverhütung, Anm.)

Lebenskompetenz der Patientin in ärztliche Entscheidung einbeziehen!
"Wir brauchen ein Umdenken in der Arzt-Patienten-Kommunikation!" forderte der Gynäkologe Univ. Prof. Dr. Peter Husslein. "Wir müssen weg vom patriarchalischen ärztlichen Denken, die Ärzte müssen neben ihrer medizinischen Kompetenz auch die Lebenskompetenz und die persönlichen Zielvorstellungen ihrer Patientinnen mit einbeziehen." Für Husslein ist ein intensives Beratungsgespräch das Um und Auf. Die Patientinnen müssten explizit über alle Methoden einer Langzeitverhütung und um deren Nutzen-Risiko-Effekt Bescheid wissen. Ziel müsse es sein, dass die Patientin selbst zu einer autonomen Entscheidung für sich komme. Marianne Ringler stößt in die selbe Richtung: So sollte eine Sterilisation nie vorschnell, z.B. in Druck-Situationen der Frau, also etwa familiäre Konflikte, durchgeführt werden. Ringler: "Ein vernünftiger Entscheidungszeitraum für oder gegen eine Sterilisation liegt sicherlich bei einem Jahr".

Entscheidungshilfe
Unter dem Titel "Langzeitverhütung – So finde ich die geeignete Methode" hat die Firma Schering in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung eine neue Patientinnen-Information herausgegeben, die unter anderem in gynäkologischen Arztpraxen aufliegt. Sie kann außerdem direkt bei Schering Wien oder bei der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (Tel. +43/1/478 52 42 oder mail: office@oegf.at) bezogen werden. Darin werden in kurzer und verständlicher Form alle Optionen einer Langzeitverhütung dargestellt, sowie, welche Faktoren bei der Auswahl einer Verhütungsmethode eine Rolle spielen können. Diese Broschüre eignet sich nicht nur vorzüglich zur Eigeninformation, sondern auch als Diskussionsbasis mit dem Arzt oder Lebenspartner.