Wirtschaft der Woche vom 01. 10. bis 07. 10. 2002

   
Leitl ruft KMU zum "Run" auf EU-Forschungsgelder auf
2,2 Mrd Euro liegen im 6. EU-Forschungsrahmenprogramm für KMU bereit – Anteil für österreichische Unternehmen soll auf über 40% steigen
Wien (pwk) - Der Start des 6. EU-Rahmenprogramms für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration (2002-2006) ist auch eines der wichtigsten Startsignale für die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der österreichischen Wirtschaft. Dies betonte WKÖ-Präsident Christoph Leitl bei einer Pressekonferenz mit Richard Escritt von der Europäischen Kommission, Godelieve Quisthoudt-Rowohl vom Europäischen Parlament und Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer in Wien.
„Österreich wäre in einer schweren Rezession, wenn wir keine Zuwächse im Export hätten. Innovative Produkte sind wichtige Voraussetzung für den Export, und die Forschung bildet die Basis für die Entwicklung und Herstellung dieser wettbewerbsfähigen und qualitativ hochwertigen Produkte“, erklärte Leitl.
Beim 6. EU-Rahmenprogramm konnte Österreich wichtige Erfolge verzeichnen. Verganges Jahr hatte Präsident Leitl bei Kommissar Busquin einen höheren Anteil für kleine und mittlere Unternehmen im 6. Rahmenprogramm gefordert. „Dieser ist nun mit rund 15 % oder 2,2 Mrd Euro verwirklicht und liegt auch für die österreichischen KMU bereit“, rief Leitl zu zahlreicher, aktiver Beteiligung an den EU-Forschungsprojekten und -geldern auf. Von EU-Kommissar Liikanen erhielt Leitl die Zusage, dass die Bearbeitungsdauer von Anträgen 120 Tage nicht überschreiten werde.
Die Bundesregierung habe in dem mit den Sozialpartnern entwickelten Konjunkturpaket richtige Schritte für den F&E-Standort Österreich gesetzt, freute sich Leitl. „Die Erhöhung des Forschungsfreibetrages und der Forschungsprämie sowie die Sicherung der Finanzierung für die Forschungsförderung durch einen Vorgriff von 100 Mio Euro ist eine wertvolle Unterstützung der Innovationsfähigkeit der heimischen Betriebe.“
Will Österreich als F&E-Standort in Europa überdurchschnittlich abschneiden, erfordere dies aber auch weitere Anstrengung, zeigte sich Leitl überzeugt, „etwa mehr Mittel für den Forschungsförderungsfonds. Viele fertig ausgearbeitete Forschungsprojekte von Klein- und Mittelbetrieben liegen hier mangels Geld auf Eis.“ Außerdem sei dringend die Entwicklung einer nationalen Strategie für die Steigerung der Forschungsleistung geboten.
Beim 5. Forschungsrahmenprogramm der EU hielten sich Zahlungen und Rückflüsse nach Österreich ungefähr die Waage berichtete Leitl. 100 Mio Euro bzw. 37 Prozent gingen davon an Unternehmen. „Diese 100 Mio Euro Rückflüsse bedeuten für Unternehmen aber nicht nur eine finanzielle Unterstützung, sondern durch die Teilnahme an europäischen kooperativen Forschungsprojekten auch bedeutende Erfahrungen in internationalen Forschungsnetzwerken und im Projektmanagement.“ Als Ziele für das 6. Rahmenprogramm nannte der WKÖ-Präsident die Erhöhung der Rückflüsse um mehr als 10 % und den Anteil der Unternehmen auf über 40 % auszuweiten.

 
Zunehmende Bedeutung des gewerblichen Rechtsschutzes in Europa
"Europaweiter Schutz für Marken und Design" als Thema
Wien (pwk) - Marken zur Kennzeichnung und Unterscheidung von Waren und Dienstleistungen können schon seit längerem beim Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt in Alicante mit Wirkung für die gesamte EU geschützt werden.
"Neu hingegen ist die Verordnung über das Gemeinschaftsdesign in Kraft seit März 2002, die die Grundlage eines gemeinschaftsweiten Schutzes für Muster und Modelle bietet und ab 2003 eine gemeinschaftsweite Musteranmeldung ermöglichen wird", so Hanspeter Hanreich, Leiter der Rechtspolitischen Abteilung in der WKÖ zu Beginn der Veranstaltung "Europaweiter Schutz für Marken und Design". Hanreich: "Europaweite Schutzmöglichkeiten im Bereich Marken und Design tragen der zunehmenden Bedeutung des gewerblichen Rechtsschutzes für die Unternehmen Rechnung und sind gleichzeitig Zeichen des europäischen Einigungsprozesses."
Experten des Harmonisierungsamtes in Alicante, Frau Natalie Pasinato und Herr Philipp von Kapff, informierten über die Möglichkeiten des europaweiten Schutzes für Marken und Muster, über die Markenverwaltung und über die Eintragungs- und Prüfungsverfahren. Über Service und Hilfestellung durch die Wirtschaftskammer Österreich, wie beispielsweise die Möglichkeit der Markenrecherche über internationale Datenbanken, informierte Johann Kafka vom Team Technologie und Innovation.

 
EU nimmt österreichische Beihilfen für BMW unter die Lupe
Kommission leitet "eingehende Untersuchung" ein
Brüssel (pte) - Die Europäische Kommission will die geplanten österreichischen Beihilfen für das BMW-Werk in Steyr unter die Lupe nehmen. Wie die Kommission heute, Mittwoch, mitteilte, sei nicht feststellbar, ob die geplanten Förderungen in der Höhe von 40,25 Mio. Euro mit dem "Gemeinschaftsrahmen für staatliche Beihilfen in der Kfz-Industrie vereinbar sind." Deshalb sei eine "eingehende Untersuchung" eingeleitet worden. Österreich hat einen Monat Zeit, um alle "fallrelevanten Angaben" zu übermitteln.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die österreichische Absicht, für eine Investition der BMW Motoren GmbH in deren Werk in Steyr Förderungen zu gewähren. Konkret geht es um Beihilfen unter dem Titel "Regionalentwicklung" ebenso wie um Beihilfen für Ausbildung, Forschung und Entwicklung, Innovation und Umweltschutz. Die regionale Investitionsbeihilfe wird für die Produktion von Kurbelgehäusen und Grundplatten gewährt. Die angemeldete beihilfefähige Investition beläuft sich laut EU-Angaben auf 111,7 Mio. Euro bei einer geplanten Regionalbeihilfe von 18,99 Mio. Euro. Die Hauptbedenken der Kommission betreffen die Verhältnismäßigkeit der Beihilfe. Im gegenwärtigen Stadium ist die Kommission nicht davon überzeugt, dass das angebliche regionale Handicap (nämlich die Kostendifferenz bei einer Durchführung des Vorhabens in Steyr statt am Alternativstandort Landshut in Deutschland) und folglich die Höhe der geplanten Beihilfe wirklich begründet sind.
Die Kommission bezweifelt auch, dass die Forschungs- und Entwicklungsbeihilfe für die Entwicklung einer neuen Dieselmotortechnik sowie die Innovationsbeihilfe und die Umweltschutzbeihilfe für die restlichen Investitionskosten mit dem Gemeinschaftsrahmen für staatliche Beihilfen in der Kfz-Industrie vereinbar sind.

 
Wirtschaft fordert Anreize für Beschäftigung älterer Arbeitnehmer
Mitterlehner: "Gesetzliche Änderungen und Förderungsschwerpunkt durch AMS notwendig - Einrichtung einer Plattform für ältere Arbeitnehmer"
Wien (pwk) - "Mehr Anreize zur Beschäftigung älterer Arbeitnehmer" forderte heute Dienstag Reinhold Mitterlehner, Generalsekretär-Stv. der Wirtschaftskammer Österreich anlässlich eines Workshops zum Thema "Ältere Arbeitnehmer" am Dienstag (01. 10.).
Mitterlehner sieht nach der Ankurbelung der Konjunktur spätestens für 2008 einen gravierenden Engpass von 165.000 zusätzlichen Beschäftigten. "Die derzeitige Situation darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anteil des Erwerbspotentials an der Gesamtbevölkerung von heute 62 % auf 54 % im Jahr 2030 fallen wird. Jeder dritte Einwohner wird dann über 60 Jahre alt sein. Wir werden daher das Potential der älteren Arbeitnehmer für den Arbeitsmarkt gewinnen müssen, wollen wir der mittelfristigen Nachfrage nach Arbeitskräften nachkommen." Möglichkeiten für Anreize sieht Mitterlehner durch Änderungen im gesetzlichen Bereich sowie in einem Förderungsschwerpunkt durch das AMS. "Die Altersteilzeit ist sinnvoll, darf aber keinem Missbrauch unterliegen. Eine Flexibilisierung des Kündigungsschutzes würde die Einstellung älterer Arbeitnehmer erleichtern. Der Arbeitgeberbeitrag zur Arbeitslosenversicherung soll nicht nur für die Neueinstellung, sondern auch für die Weiterbeschäftigung älterer Arbeitnehmer entfallen.” Um den Worten auch Taten folgen zu lassen wird die Wirtschaftskammer eine "Plattform für ältere Arbeitnehmer" gründen, an der sich Sozialpartner, Regierung sowie Arbeitsmarktorganisationen beteiligen sollten.
"Wir wollen eine Verlängerung der mit Ende 2003 auslaufenden Altersteilzeit, jedoch sollten missbräuliche Inanspruchnahmen vermieden werden." Die Nachfrage nach Altersteilzeit lag im August 2002 bereits bei über 18.000 Altersteilzeitbeziehern mit Kosten von über 200 Millionen Euro. Mitterlehner kann sich daher einen Nachweis für eine Vollzeitbeschäftigung vorstellen. Damit wird vermieden, dass Arbeitnehmer, die regelmäßig halbtags gearbeitet haben, nur im Monat vor der Antragstellung auf Vollzeit umsteigen und anschließend Altersteilzeit auf Basis eines Vollzeitgehaltes beziehen können." Auch eine Anhebung des Zugangsalters von derzeit 50 Jahren für Frauen und 55 für Männer um jeweils 1,5 Jahre sollte diskutiert werden.
Wesentliche Erleichterung für die Einstellung von Mitarbeitern über 50 wäre ein Flexibilisierung des Kündigungsschutzes. So ist nach 6-monatiger Betriebszugehörigkeit die Kündigung eines älteren Arbeitnehmers oft nur mit großen Problemen möglich. Mitterlehner: Das ist in Wahrheit ein Einstellungshindernis für ältere Arbeitnehmer. Hier müssen neue Wege angedacht werden."
Sympathie zeigt die Wirtschaftskammer für den Vorschlag der Hartz-Kommission, ein Frühwarnsystem für Arbeitnehmer einzuführen, die sich gleich nach Erhalt der Kündigung beim AMS arbeitsuchend melden sollen. Mitterlehner: "Im gesamten Bereich des Frühwarnsystems ist eine Entbürokratisierung vorzunehmen, da es derzeit nur Aufwand und wenig arbeitsmarktpolitischen Erfolg gebracht hat."
"Der Arbeitgeberbeitrag zur Arbeitslosenversicherung von drei Prozent sollte nicht nur für neu eingestellte Personen über fünfzig, sondern für alle älteren Arbeitnehmer zumindest ab dem 55. Lebensjahr entfallen", regt Mitterlehner einen weiteren Beschäftigungsanreiz für Betriebe an.
Auch die Förderungen durch das AMS müssen sichergestellt sein. Laut Maria Hofstätter, Qualifizierungsexpertin des AMS, stehen derzeit jährlich 45 Mio. Euro zur Qualifikation älterer Arbeitnehmer zur Verfügung. "Eingliederungsbeihilfen, Qualifizierungsförderungen oder die Gründerprogramme funktionieren und werden stark in Anspruch genommen." Da laut Hofstätter die Halbwertszeit des IT-Wissens nur mehr sechs Monate beträgt und in anderen Bereichen zwei bis drei Jahre, kommen wir bei älteren Arbeitnehmern nicht um die Förderung von Weiterbildung herum".

 
EU-Erweiterung als Vorbild für Wirtschaftsintegration von Entwicklungsländern
Die Autoren des Buches „Wachstum ohne Grenzen“, Becker-Boost und Fiala, im Club IW der WKÖ: „Die Wirtschaft soll und kann weiterwachsen!“
Wien (pwk) - Die EU-Erweiterung exerziert vor, wie weniger wirtschaftlich und sozial entwickelte Länder sinnvoll in den Wirtschaftsraum von Industriestaaten integriert werden können. Sie dient damit als Vorbild wie auch Entwicklungsländer dem Welthandel geöffnet werden könnten.
Wenn sich die westliche Welt, die Industrie- und Wohlstandsstaaten mehr dem Handel aus den Entwicklungsländern öffnen würden, wäre dies die beste und nachhaltigste Entwicklungshilfe. Erich Becker-Boost und Ernst Fiala - beide Wissenschafter, Vortragende und Träger internationaler Auszeichnungen – hielten im Club „Internationale Wirtschaft“ der Wirtschaftskammer Österreich nicht nur ein Plädoyer für das Wirtschaftswachstum, sondern auch für die Marktöffnung gegenüber Entwicklungsländern.
„Dies ist für die gesamte Weltwirtschaft von eminenter Bedeutung, da die Wirtschaft letztlich nur nach einheitlichen Spielregeln funktionieren kann“, erklärte Ernst Fiala in seinem Vortrag. Er sprach sich für einen global geregelten Wettbewerb mit befristeten Übergangsfristen aus, was wiederum die EU-Erweiterung vorzeige. Global geregelte Kapitalflüsse, einheitliche Steuern und geringe Steuern auf Arbeit und für Unternehmen seien notwendige Rezepte für die Zukunft. Die Regierungen seien heute gefordert globaler zu denken denn je und die Bildung einer „global governance“ eine langfristig interessante Überlegung, wenn sie mit mehr Macht als die UNO oder die Weltbank ausgestattet ist.
Becker-Boost und Fiala versuchten aus wissenschaftlichen Studienergebnissen herzuleiten, dass „weiteres Wirtschaftswachstum absolut möglich und auch absolut nützlich ist.“ Mehr Wirtschaftswachstum heiße zufriedenere Bevölkerung und sozialen Frieden. Mit steigendem BIP-pro-Kopf verringert sich die Einkommensdifferenz zwischen reichen und armen Ländern und zwischen reich und relativ arm in den Industriestaaten. Die Lebenserwartung steigt, mehr Geld kann in Bildung fließen, sodass mehr Menschen an der Globalisierung (Info-, PC-, Internet-Technologie) teilnehmen und dadurch ihr Einkommen verbessern können, so die beiden Autoren, deren Buch „Wachstum ohne Grenzen“ vergangenes Jahr als eines der 20 besten deutschsprachigen Wirtschaftsbücher nominiert wurde.
Um diese positiven Effekte des Wirtschaftswachstums weltweit zu verbreiten, müssen die „Reichen ihre Grenzen öffnen für die Produkte der Armen, denn nur der globale Handel kann zu gleichmäßigem Wohlstand führen“, so Becker-Boost. Die WTO solle eine Benachteiligung der „armen“ Länder bei deren Exporte vermeiden und so ihr Wirtschaftswachstum anregen. „Wirtschaftswachstum kann zwar nicht alle Probleme lösen, aber es kann wesentlich beitragen sie zu lösen. Ressourcen existieren genug, es gibt auf unserer Welt für jede Ressource einen Ersatz“. Man müsse nur von Selbstzweifel und Panikmache zu vorsichtigem Optimismus überschwenken, so die Botschaft der Vortragenden mit der Bitte an die Medien zu einer "Nichtraunzer-Zone" beizutragen.

 
Winzer stöhnen unter den in den Keller gefallenen Preisen
St. Pölten (nöwpd) - Die Repräsentanten Österreichs sollen bei den Verhandlungen über die Erweiterung der EU darauf achten, daß die Beitrittsländer die ihnen zustehenden Agrarförderungen nicht dazu verwenden, ihre Weinbauflächen auszudehnen. Das verlangt der Weinviertler FPÖ-Nationalratsabgeordnete Robert Wenitsch unter Hinweis auf die derzeitige, viele Weinbauern in ihrer Existenz bedrohende Marktlage.
Derzeit hätten die Traubenpreise mit elf Cent (S 1,50) pro kg und die Faßweinpreise mit 18 Cent (S 2,50) pro Liter einen absoluten Tiefstand erreicht. Als Eigentor kritisierte Wenitsch in diesem Zusammenhang eine Entscheidung des nach dem Weingesetz eingesetzten "Interprofessionellen Komitees" für das Weinviertel. Die von diesem beschlossene Empfehlung für eine Verordnung des Landwirtschaftsministers bedeute in der Praxis ein Vermarktungsverbot für fast alle Weinarten unter der Gebietsbezeichnung "Weinviertel". Nur erstklassiger Grüner Veltliner, der als DAC-Wein anerkannt ist, sei davon ausgenommen. Das habe zur Folge, sagte Wenitsch, daß alle Weinhändler in der EU die von den Supermärkten gelisteten Weinviertler Weine ab 1. Jänner 2003 als solche nicht mehr verkaufen dürfen und deshalb auch kein Interesse daran haben, den Winzern die bisher üblichen Mengen abzunehmen.
Als zusätzlich absatzhemmend, aber nach den Regeln des EU-Binnenmarktes nicht verhinderbar bezeichnete Wenitsch den Import großer Mengen Traubensaft aus Italien durch die österreichische Getränkeindustrie. Er erwarte, daß die Industrie der heimischen Produktion den Vorzug gebe. (mü)

 
Bartenstein: "Willkommen im freien Gasmarkt!"
Österreich ist bei Energieliberalisierung Spitzenreiter in Europa
Wien (bmwa) - Mit 1. Oktober 2002 ist der Energiemarkt in Österreich zu 100 % liberalisiert. Was für den Strommarkt bereits seit einem Jahr Realität ist, ist jetzt auch im Gasmarkt möglich, nämlich die freie Wahl des Lieferanten.
Die Vorteile bei Preis- und Serviceleistungen im Gas- und Strombereich, die bisher nur Großabnehmern offen standen, gelten nun für alle Konsumenten, zeigte sich Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Martin Bartenstein am Montag (30. 09.) anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der DI Walter Boltz, dem Geschäftsführer Energie-Control GmbH erfreut. "Österreich ist neben Großbritannien und Deutschland das einzige EU-Land, das seine Energiemärkte vollständig dem Wettbewerb freigibt.", so Bartenstein weiter.
Die E-Control konnte gemeinsam allen Marktteilnehmern und Interessenvertretungen die organisatorischen Rahmenbedingungen zeitgerecht abschließen, sodass es ab 1. Oktober 2002 auch technisch möglich ist, seinen Gaslieferanten zu wechseln. Wie beim Strom gilt auch beim Gas, dass der Bereich des Gasnetzes reguliert bleibt und die Kunden vom bisherigen Netzbetreiber weiterhin ein Netzentgelt für die Benutzung der Leitungen verrechnet bekommen. Im Unterschied zu Strommarkt gilt beim Gas jedoch pro Bundesland ein einheitlicher Netztarif.

Österreichische Haushalte sparen mittelfristig etwa 100 Millionen Euro pro Jahr
Großabnehmer konnten theoretisch schon seit dem Jahr 2000 ihren Nutzen aus der Liberalisierung ziehen und für sich zum Teil hohe Preisvorteile lukrieren. Jetzt wird dies auch für Haushalte und Gewerbebetriebe Realität. Da der Anteil der Gaskosten am Haushaltsbudget höher ist als beim Strom, ist eine mittelfristige Wechselbereitschaft von etwa 10 Prozent absolut realistisch, so Bartenstein. Durch eine verstärkte Weitergabe von bereits erzielten und zukünftigen Effizienzsteigerungen in den Erdgasunternehmen sowie weiterer Mitbewerber kann dieser Betrag noch höher ausfallen.
Auch die Einsparpotenziale für Gewerbebetriebe können sich sehen lassen. Für die kleinen und mittleren Unternehmen Österreichs gehen wir von einer Kostenersparnis von insgesamt etwa 60 Millionen Euro pro Jahr aus, so der Minister.

Unkomplizierter Wechsel nach dem ”One Stop Shop” Prinzip
Der Wechsel zu einem anderen Gaslieferanten ist wie im Strommarkt einfach, unkompliziert und vor allem kostenlos nach dem “One Stop Shop” Prinzip möglich. Für den gesamten innerösterreichischen Netzzugang gilt, dass der Kunde innerhalb einer Frist von etwa zwei Wochen durch den Verteilnetzbetreiber verbindlich Auskunft darüber erhalten muss, ob Kapazitäten für den Netzzugang vorhanden sind oder nicht. Dieses in Europa einzigartige Netzzugangsmodell wird durch das Kapazitätsmanagement des Regelzonenführers als neue und unabhängige Aktiengesellschaft ermöglicht, die auch für die entsprechende Transparenz der Leitungskapazitäten zu sorgen hat.
Derzeit gibt es im Haushaltsbereich noch keine Alternativanbieter. Es ist aber davon auszugehen, dass die ersten noch im Herbst am freien Gasmarkt aktiv werden und so die Wahlmöglichkeit auch für die Privatkunden gegeben sein wird.

Ein Jahr freier Strommarkt - Vorteile für alle!
Der Übergang vom monopolistischen zum liberalisierten Strommarkt hat reibungslos funktioniert. Durch die Liberalisierung des Strommarktes und den dadurch ausgelösten Wettbewerb sind in allen Verbrauchersegmenten Preisrückgänge eingetreten. Am stärksten haben Industrie- und Gewerbebetriebe profitiert. Die Gesamtersparnisse der Haushalte beliefen sich schon im Vorfeld der Liberalisierung auf 95 Millionen. Euro. Durch die Liberalisierung sind weitere Preisrückgänge eingetreten. Zusammengerechnet wird der Liberalisierungsvorteil für Haushalte heuer auf etwa 180 Millionen Euro steigen.
Insgesamt hat sich die Strommarktliberalisierung auf die heimische Volkswirtschaft positiv ausgewirkt. Sinkende Energiepreise für die Industrie tragen erheblich zu einer Erhöhung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Produkte bei. Wäre die Marktöffnung nicht erfolgt, wären es in manchen Wirtschaftszweigen zu Preissteigerungen von 1 bis 2 Prozent gekommen.

 
Weiterhin gute Chancen für österreichische Exportwirtschaft in Brasilien
Wirtschaftsriese im Wahlkampf - Investitionen jetzt überlegen
Wien (pwk) - „Die brasilianische Wirtschaft hat nach einigen Wechselbädern jüngst wieder bewiesen, dass das Krisenmanagement funktioniert“, stellt der Handelsdelegierte in Sao Paulo, Peter Athanasiadis fest.
Am Superwahltag 6. Oktober werden Präsident, Parlament und Gouverneure neu gewählt. "Vor dem Hintergrund der Unruhen an den internationalen Börsen, der schwachen brasilianischen Konjunktur sowie des gefürchteten Argentinieneffekts kam es Mitte August zu schweren Devisenturbulenzen und einer radikalen Verschlechterung des souveränen Länderrisikos Brasiliens. Mit dem neuerlichen Hilfspaket des Währungsfonds von 30 Mrd. US $ hat sich die Lage wieder gebessert", so der Handelsdelegierte.
Nach Einschätzung Athanasiadis ist die derzeitige Situation nicht beunruhigend, da die Basisdaten der 11.grössten Volkswirtschaft der Welt stimmen. Nach tiefgreifenden Strukturreformen werden seit fast vier Jahren primäre Haushaltsüberschüsse von über 3% des BIP erzielt, die Inflationsrate wurde auf ca. 7,7% im Vorjahr reduziert, die Arbeitslosigkeit bewegt sich bei 6-7% und der Wechselkurs konnte bis vor kurzem innerhalb einer Bandbreite von 2,5 - 2,8 R$ pro US $ stabilisiert werden. Zusätzlich könnte eine erwartete Rekordernte von 100 Mio. Tonnen Getreide der brasilianischen Wirtschaft im laufenden Jahr positive Impulse verleihen.
Mit 364 Mio. Euro erreichten Österreichs Lieferungen 2001 einen neuen Exportrekord. Brasilien, das fünftgrößte Land der Erde nahm erstmals Rang 5 der österreichischen Überseemärkte ein, nur übertroffen von USA, China/Hongkong, Japan und Kanada. „Insgesamt zeigen die Ausfuhren nicht nur eine starke Konzentration auf höherwertige Waren, sondern auch eine deutliche Diversifizierung“, zeigt sich der Handelsdelegierte mit der Exportstruktur zufrieden. Auf Grund des Konjunkturabschwunges sowie als Folge der bereits überstandenen Energiekrise und den Investitionskürzungen der Unternehmen ist heuer das gesamte brasilianische Importvolumen zurückgegangen. "Das hat auch die österreichischen Brasilienexporte im 1. Halbjahr 2002 mit einem Minus von knapp 30 % betroffen, mittelfristig sind die Chancen auf neue Geschäfte sehr gut", so Athanasiadis. Lieferpotential besteht im Bereich Energiewirtschaft, Agrarindustrie, im Erdöl- und Erdgassektor, in der Papier- und Verpackungsindustrie sowie der Kunststoffverarbeitung und verstärkt auch wieder bei der Automobilindustrie. Immer interessanter wird der Umweltschutzsektor, besonders die Behandlung von Abwässern und die Luftreinhaltung. Derzeit gibt es 50 österreichische Niederlassungen in Brasilien. "Leider wird meistens erst in Boomzeiten zu überhitzten Preisen investiert. Österreichische Unternehmen sollten von der momentanen Situation profitieren und in der Baisse einsteigen", rät der Handelsdelegierte.
Österreichische Technologie in Brasilien ist sehr gefragt: AVL erhielt den Auftrag zur Errichtung eines Kfz-Emissionsanalyselabors, die Andritz-Gruppe übergab heuer eine neue Zellstoffproduktionslinie an den größten Zellstoffproduzenten Brasiliens und die im Bereich Flugsicherung erfolgreiche Frequentis Nachrichtentechnik GmbH plant als nächstes einen Expansionsschritt nach Brasilien. Österreichische Markenartikel wie Red Bull und Flash Power sind in Brasilien Marktführer, Swarovski hat neben dem eigenen Retail Shop in Sao Paulo ein auf Modedesigner ausgerichtetes Creative-Service-Center, und zwei Wolford-Boutiquen runden das österreichische Angebot ab.

 
Vöslauer sprudelt schon bis nach Berlin
Bad Vöslau (nöwpd) - Die Erfolgsgeschichte der Vöslauer Mineralwasser AG, die sich zu 99 Prozent im Eigentum der Getränkeindustrie Holding AG befindet, setzt sich auch im heurigen Jahr fort. Nachdem das im Jahr 1936 gegründete, mit Produktion und Zentrale in Bad Vöslau beheimatete Unternehmen im Vorjahr mit einem Jahresumsatz von 42,9 Millionen Euro das beste Geschäftsjahr seiner Unternehmensgeschichte hatte erzielen können, hielt der Aufwärtstrend auch heuer im ersten Halbjahr unverändert an.
So konnten die Vöslauer in den ersten sechs Monaten den Mineralwasserumsatz von 19,5 Millionen Euro im Vorjahr diesmal um 18,4 Prozent auf 23,1 Millionen Euro erhöhen. Einschließlich der Lizenzmarken Almdudler, Pepsi und Seven Up erwirtschaftete die Gesellschaft im ersten Halbjahr mit 133 Mitarbeitern einen Umsatz von 31,8 Millionen Euro.
Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Alfred Hudler, zeigte sich bei der Präsentation der Halbjahresbilanz hoch zufrieden. Mit dem "konstanten Aufwärtstrend" habe man als Marktführer den "Vorsprung vor dem Mitbewerb" weiter ausbauen können. Mengenmäßig stieg der Marktanteil von 27,1 auf 29,2 Prozent. Das - so Hudler - sei das Ergebnis einer zielführenden Unternehmensstrategie: "Die konsequente Positionierung von Vöslauer als wohltuende, junge Premium-Marke hat dazu beigetragen, daß wir schneller als der österreichische Mineralwassermarkt wachsen."
Vom Gesamtumsatz entfallen 80 Prozent auf den Handel und 20 Prozent auf die Gastronomie, wo Vöslauer ein Plus von 14,7 Prozent ausweist, während der gesamte Mineralwasser-Konsum in Gastro-Gebinden nur um 5,6 Prozent zugenommen habe. Pro Tag werden in Bad Vöslau bis zu einer Million Liter natürliches Mineralwasser ausgeliefert. Nach dem Abfüllrekord von 21,5 Millionen Liter im August des Vorjahres wurden heuer ab Mai jeden Monat mehr als 20 Millionen Liter ausgeliefert. Das sind pro Monat auch mehr als 20 Millionen Flaschen. Der Trend des Konsums zu kohlesäurearmen bzw. -freien Sorten hält weiter an. Unter der kräftigen Schlagzeile "Vöslauer erobert Berlin" meldet das Unternehmen einen großen Erfolg aus der deutschen Hauptstadt. Hudler: "Der Vöslauer-Launch in Berlin hat alle Erwartungen übertroffen. Die erfolgreiche Handelslistung im Großraum Berlin ist für uns eine vielversprechende Ausgangsposition für den deutschen Markt." Fast alle Größen des Berliner Lebensmittelhandels hat Vöslauer als Partner gewinnen können. Gespräche mit weiteren Handelsketten sind im Laufen. (jn)