Kultur und (Volks-)Musik
der Woche vom 01. 10. bis 07. 10. 2002

   
Morak verleiht Würdigungspreise für grenzüberschreitende Kulturarbeit
Auszeichnungen gehen an das Egon Schiele Art Centrum Ceský Krumlov und an <rotor> - association for contemporary art – Abschluss von Creative Europe
Wien (bpd) - "Es hat sich deutlich gezeigt, dass Kulturpolitik ein zentraler Teil des Reformprozesses geworden ist und immer mehr als solcher erkannt wird. Es besteht Einigkeit darüber, dass Kultur ein wichtiges Instrument geworden ist, den Weg nach Europa zu beschleunigen", zog Morak Bilanz über die am Sonntag (06. 10.) zu Ende gegangene Kunst- und Kulturministerkonferenz "Creative Euope".New Partnerships.
Eine zentrale und wesentliche Erfahrung, die er mitnehme sei, "dass sich wieder bestätigt hat, dass Österreich und die EU längst nicht in der Position sind Vorgaben zu machen", sondern dass wir von der Region Südost- und Mitteleuropas noch viel lernen können", mahnte Morak.
Die Kulturpolitik werde neu zu definieren sein, aber Kulturpolitik wird nicht als reine Kunstpolitik gesehen, auch die kreativen Industrien sind immer einbezogen, so Morak, der in seinem Resümee auf das Statement des serbischen Kulturministers Branislav Lecic verwies: Wer nicht bereit sei, an der Globalisierung teilzunehmen, "wird seine Identität nicht schützen können, sondern läuft Gefahr, seine Identität zu verlieren.
Die Konferenz habe gezeigt, "je mehr Europa zusammenwächst und zu einem Ganzen wird, desto vielfältiger wird sich das kulturelle Gesicht Europas darstellen. Und genau das wird auch die Chance Europas sein, sich dem Wettbewerb gegenüber der globalen amerikanischen Kultur zu stellen", so Morak.
Morak betonte, dass sich im Zuge der Konferenz einige Projekte und Kooperationen angebahnt haben. "Wir sollten nach dem Vorbild des Alpen-Adria-Raumes regionale Kooperationsmodelle aufbauen. Und da sind wir auf gutem Wege, Projekte zu realisieren, die sich in den nächsten Jahren fruchtbar auswirken werden.
Neben Kooperationen im Bereich der Aus- und Weiterbildung nannte Morak die geplante Etablierung von Förderprogrammen für ausgewählte Qualitätsinstitutionen in Südost- und Mitteleuropa u.a. mit Stipendienprogramm und Nachwuchsförderung junger Talente. Ein weiteres Beispiel konkreter Zusammenarbeit ist die Initiative der Wiener Staatsoper, eine Intendantenkonferenz Südosteuropäischer Opernhäuser zu organisieren, ein Projekt, das Morak fortsetzten möchte und auf andere Bereiche ausweiten möchte. Gerade im Filmbereich wurde eine stärkere Zusammenarbeit gefordert, und "gerade das ist für unser Thema prädestiniert. Denn Identität wird über Bilder transportiert", so Morak.
Morak sieht die Mittlerrolle seines Landes hier als wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Fortsetzung des Dialogs. Daher sei es ihm ein besonderes Anliegen, diese internationale Konferenz weiter zu führen, betonte der Staatssekretär abschließend.
Im Anschluss daran überreichte der Staatssekretär an das Egon Schiele Art Centrum Ceský Krumlov und an den Kunstverein rotor> - association for contemporary art den "Würdigungspreise für grenzüberschreitende Kulturarbeit".
"Es geht uns darum, ein Anreizsystem zu schaffen und jenen Kunst- und Kulturinitiativen und Künstlervereinigungen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, die im Raum zu unseren Nachbarstaaten, die zugleich EU-Beitrittskandidatenländer sind, vorbildliche und beispielgebende Kooperationsprojekte mit Kunstschaffenden eben dieser Nachbarstaaten durchführten,
Preisträger des Jahres 2001 ist das Egon Schiele Art Centrum in Krumau, um damit die Leistungen des im Dezember 2001 verstorbenen Direktors, Herrn Gerwald Sonnberger und das Engagement der beiden anderen Mitbegründer Prof. Serge Sabarsky. Mgr. Hana Jirmusova auszuzeichnen, so Morak, der die Urkunde stellvertretend an den tschechische Vizekulturminister Zdenek Novak überreichte.
Der "Würdigungspreis für grenzüberschreitende Kulturarbeit 2002" wurde "einer hervorragenden Institution in Österreich, die sich um die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa besonders verdient gemacht hat", dem Verein <rotor> - association for contemporary art - in Graz, zuerkannt, gratulierte Morak. Auch hier sei es wieder dem persönlichen Engagement von konkret zu benennenden Personen, nämlich den beiden Kunsthistorikern Margarethe Makovec und Anton Lederer zu danken, dass in Graz Künstlerinnen und Künstler aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Jugoslawien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine und Ungarn vorgestellt wurden. "Sie haben den Standortvorteil Graz ideal genutzt", so Morak abschließend.

 
400 Jahre altes Massengrab im Wiener Schottenstift
Wien (rk) - Seit 5. September 2002 ist die Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie im 2. Hof des Schottenstiftes mit archäologischen Untersuchungen beschäftigt.
Im Zuge von Baumaßnahmen waren menschliche Skelettreste gefunden worden, nach einer kurzen Untersuchung war die Dimension des Fundes schnell geklärt: die Aushubarbeiten hatten einen Teil eines Massengrabes freigelegt, dass nun von den Mitarbeitern der Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie freigelegt, dokumentiert und abgebaut wird.
Die exakte Dimension der Grube konnte nicht festgestellt werden, da die Bauarbeiten nur einen kleinen Bereich betreffen; in diesem, etwa 10 x 2,5 m großen Ausschnitt wurden allerdings bis dato etwa 120 Individuen gezählt. Es handelt sich dabei um Männer, Frauen und Kinder unterschiedlichen Alters, wobei die Anzahl der Erwachsenen deutlich überwiegt. Da sich die Skelettlagen bis in eine Tiefe von 2,5 m feststellen lassen, ist insgesamt wohl mit etwa 250 bis 300 Toten zu rechnen.
Die in den Bestattungshorizonten gefundenen Keramikbruchstücke sowie einzelne Trachtbestandteile und Beigaben - Rosenkränze, Medaillons und Anhänger - erlauben eine vorläufige Datierung der Bestattungen in das späte 15. bis Anfang des 16. Jahrhundert und weisen die Toten als Angehörige einer sozial höherstehenden Gruppe aus.
Es ist anzunehmen, dass es sich um Opfer einer lokal begrenzten Epidemie handelt, da größere Seuchenzüge für diesen Zeitraum nicht bekannt sind.
Ungewöhnlich ist die Situierung des Grabes innerhalb der Stadtmauer und auf dem Gebiet des Stiftes, wobei auffällt, dass in den Chroniken des Stiftes über dieses Massengrab nichts zu finden ist. Eine mögliche Erklärung dafür wäre die Devastierung des Klosterareals im Zuge der beiden Türkenbelagerungen 1529 und 1683, dabei sollen auch viele Chroniken und Aufzeichnungen zerstört worden sein.
Die geborgenen Skelette werden im anthropologischen Institut des Naturhistorischen Museums untersucht und anschließend wieder bestattet. Die archäologischen Befunde werden zu gegebener Zeit bearbeitet und publiziert werden, eine erste Auswertung ist für den Fundort Wien, Band 6 vorgesehen.

 
Großer Erfolg für die dritte "Lange Nacht der Museen" des ORF
Neuer Besucherrekord: 221.000 Museumsbesuche in ganz Österreich
Wien (orf) - Die dritte "Lange Nacht der Museen", zu der der ORF gestern, am Samstag, dem 5. Oktober 2002, in allen neun Landeshauptstädten, 17 weiteren Städten und Gemeinden sowie in Vaduz/Liechtenstein geladen hatte, war ein großer Erfolg und stellte einen neuen Rekord auf: 221.000 nächtliche Museumsbesuche wurden registriert.
Allein in Wien waren es 125.000. Mit einem Ticket durch die Nacht hieß das viel versprechende Motto. Insgesamt hatten mehr als 300 Museen ihre Pforten von 18.00 bis 1.00 Uhr Früh geöffnet. Im vergangenen Jahr hatte die "Lange Nacht der Museen" des ORF mehr als 200.000 Besuche.
ORF-Generaldirektorin Dr. Monika Lindner über den Erfolg der dritten "Langen Nacht der Museen": "Der ORF empfahl sich damit einmal mehr als Dienstleister für Österreich und identitätsstiftend als Vermittler österreichischer Kultur, ihres Erbes und ihrer vitalen aktuellen Entwicklung."
ORF-Programmdirektor Dr. Reinhard Scolik: "Mit der dritten ‚Langen Nacht der Museen' ist es dem ORF wieder gelungen, den Besuch von Österreichs Museen und ihren Schätzen zu einem ganz besonderen Ereignis zu machen - und so das Interesse eines breiten Publikums zu wecken. Der Erfolg einer solchen Aktion ist für den ORF am größten, wenn auch danach wieder mehr Besucher in die Museen gehen."
ORF-TV-Kulturchefin Dr. Haide Tenner: "Die ‚Lange Nacht der Museen' ist ein Modell dafür, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu Kunst und Kultur verführen kann."
ORF-Marketingchef Thomas Prantner, der gemeinsam mit Projektleiterin Mag. Petra Huemer und ihrem Team für die Organisation der "Langen Nacht" verantwortlich war, resümiert: "Zum dritten Mal ist es dem ORF gelungen, den Museumsbesuchern einen interessanten, unterhaltsamen und vielfältigen Abend zu bieten. 221.000 Besuche sind ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass der ORF mit dieser Initiative den Geschmack des kultur- und kunstinteressierten Publikums getroffen hat. Ich freue mich, dass wir durch eine Reihe von Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen, wie TV- und Radio-Spots, Plakaten, Anzeigen, Flyern, Events, Internet-Präsenz, Presseterminen und Berichterstattung in den eigenen Medien den großartigen Publikumserfolg des Vorjahres - rund 200.000 Besuche -übertreffen konnten. Der ORF dankt allen Museen, Mitarbeitern, Organisatoren und vor allem den Hauptsponsoren, Telekom Austria, Jacobs, dem stadt wien marketing service und Red Bull, ohne deren Unterstützung die dritte ‚Lange Nacht der Museen' nicht möglich gewesen wäre."
Der Einladung des ORF zum schwungvollen Start in die Museumsnacht im quartier 21 im Museumsquartier in Wien folgten unter anderem: der ehemalige ORF-Generalintendant Gerd Bacher, Ex-ORF-Informationsintendant Franz Kreuzer, Klubobmann-Stellvertreter Peter Schieder, Nationalratsabgeordnete Sylvia Paphazy, Bundesrat Stefan Schennach, ORF-Stiftungsrat Georg Pammer, Leichtathletin und ORF-Stiftungsrätin Steffi Graf, "News"-Geschäftsführerin Sissy Mayerhoffer, Ö1-Chef Alfred Treiber, Talk-Queen Barbara Karlich, "ZiB"-Anchorman Martin Traxl, ORF-Sportmoderator Rainer Pariasek und Robert Stoppacher (ORF-TV-Information). ORF-TV-Kulturchefin Haide Tenner, MuseumsQuartier-Kommunikationschefin Daniela Enzi und ORF-Marketingchef Thomas Prantner begrüßten die rund 300 Gäste.

Besucherzahlen in Österreich:
Wien: In der Landeshauptstadt registrierten 61 Museen 125.000 Museumsbesuche. Das größte Interesse weckte in Wien das Leopold Museum. An zweiter Stelle folgte das Kunsthistorische Museum. Den dritten Platz errang in Wien das Naturhistorische Museum.
Salzburg: Die 31 Museen in Stadt und Land Salzburg meldeten 30.000 Besuche. Die meisten Nachtschwärmer besuchten das Rupertinum, gefolgt vom Haus der Natur und der Residenzgalerie.
Steiermark: Die 37 beteiligten Museen in Graz verzeichneten 20.000 Besuche. Hier lag das Zeughaus vor dem Botanischen Garten und der Galerie art-rium.
Tirol: In Innsbruck waren 15 Museen beteiligt. 14.000 Besuche konnten registriert werden. Die meisten entfielen auf die Kaiserliche Hofburg. An zweiter Stelle lag das Stadtmuseum Innsbruck, an dritter das Schloss Ambras.
Kärnten: In Klagenfurt und Villach hatten 25 Museen ihre Pforten geöffnet und 10.000 Besuche wurden gezählt. Das beliebteste Museum war die Alpen-Adria-Galerie im Stadthaus, gefolgt von der Stadtgalerie Klagenfurt und dem Kunstverein Kärnten.
Oberösterreich: In Linz und Wels haben 19 Museen mitgemacht. 8.000 Besuche wurden registriert - die meisten in Turm 9 - Stadtmuseum Leonding, gefolgt vom Schlossmuseum Linz und dem Ars Electronica Center.
Vorarlberg und Liechtenstein: In Vorarlberg haben Schausammlungen in mehreren Städte mitgemacht: unter anderem in Bregenz, Feldkirch, Hard, Dornbirn, Hohenems, Gaschurn, Bludenz und in Vaduz in Liechtenstein insgesamt 26 Museen. Verzeichnet wurden 6.500 Besuche. Das beliebteste Museum war das Vorarlberger Landesmuseum, gefolgt vom Mohren-Braukeller in Dornbirn und dem Kunsthaus Bregenz.
Burgenland: In Eisenstadt waren 14 Museen dabei, die 4.500 Besuche zählten. Das meistbesuchte Museum war das Schloss Esterházy vor der Rathausgalerie und der Landessternwarte.
Niederösterreich: In St. Pölten, Krems, Wiener Neustadt, Asparn an der Zaya und Mödling hatten 22 Museen geöffnet und es wurden 3.000 Besuche gezählt. Auf der Beliebtheitsskala lag das Karikaturmuseum in Krems vor dem Stadtmuseum St. Pölten und dem Diözesanmuseum.

 
Weg frei für Produktion der VBW auf der Klagenfurter Seebühne
Entscheidung über Betreiber für 2004 heute getroffen, für 2003 in den nächsten 10 Tagen
Klagenfurt (lpd) - In der Frage über den künftigen Betreiber der Wörtherseebühne kam es heute zu einer Einigung. Ab den Jahr 2004 soll es für fünf Jahre zu einer Bespielung durch die Vereinigten Bühnen Wien kommen, wie Kulturreferent Landeshauptmann Jörg Haider mitteilte.
Haider sieht in dieser Lösung „große Vorteile für Kärnten, weil die Vereinigten Bühnen auf Grund ihrer professionellen Vermarktungsstrategie den Anteil der Nichtkärntner Seebühnenbesucher steigern könnten“.
Wer das Rennen für das Jahr 2003 machen wird, solle in den nächsten zehn Tagen entschieden werden. Die Vereinigten Bühnen wären jedenfalls bereit, die Seebühne schon im nächsten Jahr zu bespielen, wie deren Vertreter Wolfgang Hülbig in einem Gespräch mit Haider, Wirtschaftsreferent Karl Pfeifenberger und Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher mitteilte. Ob das Stadttheater Klagenfurt das Musical „Les Miserables“ 2003 produzieren wird, hängt laut Haider davon ab, ob Theaterintendant Dietmar Pflegerl zusichern kann, dass der Abgang aus den Produktionskosten den Betrag von 727.000 Euro nicht überschreitet. In Falle der Zusicherung würden das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt die Seebühne der Stadttheater-Produktion überlassen.

 
Fotografen selbst im Fokus
Goldenes Ehrenzeichen für Manfred Willmann, Fotopreis an Allen Sekula verliehen
Graz (mag) - Objektiv waren sicher beider Entscheidungen im Vorfeld getroffen worden - und so standen am Freitag (04. 10.) zwei, die normalerweise ihren Platz hinter den Kameras beziehen, selbst im Fokus der Objektive.
Manfred Willmann, kürzlich 50 Jahre alt gewordener Herausgeber der bekannten Zeitschrift "Camera Austria", wurde mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Landeshauptstadt Graz ausgezeichnet, der US-Fotokünstler Allen Sekula mit dem Camera Austria Preis, der nach den Empfehlungen einer internationalen Fachjury vom Grazer Stadtsenat beschlossen wird.

Manfred Willmann
In seiner Laudatio bezeichnete Bürgermeister Alfred Stingl den frisch gebackenen Ehrenzeichen-Träger Manfred Willmann "einen der hervorragendsten Kulturschaffenden der Stadt". "Was sich in dieser Region mit der Weiterentwicklung der Fotografie als Kunst getan hat, ist weitgehend ihm zu danken", begründete der Bürgermeister den einstimmigen Beschluss des Stadtsenats, dem Gründer und Herausgeber von "Camera Austria" das Goldene Ehrenzeichen der Stadt zuzuerkennen. Stingl verwies auf zahlreiche Ausstellungen und Vorträge Willmanns in aller Welt. Der Geehrte dankte und zeigte sich sichtlich erfreut - "obwohl ich mich um zehn bis zwanzig Jahre älter gefühlt habe, als ich erfahren habe, dass ich ausgezeichnet werden soll!"

Allen Sekula
Ebenfalls ein einstimmiges Votum des Stadtsenats lag nach dem Vorschlag einer internationalen Fachjury der Verleihung des Camera Austria Preises für zeitgenössische Fotografie an den US-Künstler Allen Sekula zu Grunde, teilte Stadtrat DI Dr. Gerhard Rüsch den zahlreichen Gästen der gemeinsamen Feierstunde für die beiden Fotografen mit. Der Camera Austria Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Eine Ausstellung mit Werken Sekulas wird übrigens heute Abend im Stainzerhof am Sparkassenplatz eröffnet. Der US-Fotograf dankte der Stadt für ihre Wahl: Er fühle sich "dankbar und sehr geehrt".

 

Die 40. Viennale zeigt heuer an dreizehn Spieltagen von nahezu 200 Filmen
Mailath-Pokorny kritisiert Bundesfilmförderung
Wien (rk)
- Anlässlich der Pressepräsentation der Viennale, die heuer zum 40. Mal stattfindet, kritisierte der Wiener Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny am Freitag (04. 10.) die Bundesfilmförderung. So wenig Bundesmitteln für den Film, wie derzeit, habe es noch nie gegeben.
Ohne Hilfe der Länder befinde sich Österreich hier am letzten Platz in der Europäischen Union. Die Regionalförderung durch Wien und Niederösterreich sei bereits höher als die Bundesunterstützung. Es gebe genügend Konzepte und Ideen, die man umsetzen könnte, damit Österreich wieder eine führende Rolle einnehmen könne.
Die Pressekonferenz fand gemeinsam mit dem Direktor der Viennale, Hans Hurch, und dem Direktor des Österreichischen Filmmuseums, Alexander Horwath, im Metro-Kino in der Innenstadt statt. Kulturstadtrat Mailath-Pokorny versicherte, dass das Metro auch künftig als Kino erhalten bleiben werde.
Die 40. Viennale zeigt heuer vom 18. bis 30. Oktober an dreizehn Spieltagen ein umfangreiches Programm von nahezu 200 Filmen. Viennale-Direktor Hurch meinte, die Viennale sei Österreichs wichtigstes internationales Filmfestival und eines der ältesten und bekanntesten im deutschsprachigen Raum. Im Hauptprogramm werden österreichische Erstaufführungen gezeigt. Es umfasst rund hundert neue Spiel- und Dokumentarfilme sowie rund zwei Dutzend Kurzfilme. Die Auswahl sei der Versuch, einen
Überblick über den aktuellen Stand des Weltkinos zu vermitteln.

Die Viennale-Kinos:

  • Gartenbau, 1., Parkring 12
  • Künstlerhaus-Kino, 1., Karlsplatz 5
  • Metro 1., Johannesgasse 4
  • Stadtkino 3., Schwarzenbergplatz 7

Das Viennale-Zelt im Stadtpark ist täglich von 18 Uhr bis 2 Uhr früh geöffnet. Ausgewählte Gespräche oder Filmdiskussionen werden hier abgehalten. Weiters gibt es eine Viennale-Ausstellung, "Yoko Ono - from my window" in der Galerie KlausEngelhorn22, 1., Stubenring 22.
Unter http://www.viennale.at/ findet sich das komplette Programm der Viennale mit Spielplan und ausführlichen Spielbeschreibungen sowie laufend aktualisierten Informationen zum Festival und allen Events. Die Webside bietet auch eine Filmdatenbank.

Vorverkaufsstellen und Preise
Das Einzelticket kostet 7 Euro, der 10er-Block, Tickets für zehn ausgewählte Vorstellungen 62 Euro, das 10er-Wahlabo für zehn beliebige Vorstellungen 65 Euro, der 20er-Block für zwanzig ausgewählte Vorstellungen 107 Euro, das 20er-Wahlabo für zwanzig beliebige Vorstellungen 115 Euro.
Vorverkaufsstellen: Hilton Vienna, 3., Am Stadtpark, täglich 10 bis 20 Uhr, Generali-Center, 7., Mariahilfer Straße 77-79, Mo-Fr. 10 bis 20 Uhr, Sa 10-17 Uhr, Schottentor-Passage, Mo-Fr 10 bis 20 Uhr, Sa 10-17 Uhr.

Publikumsgespräche in den Kinos
Publikumsgespräche und Diskussionen mit den zum Festival eingeladenen Filmschaffenden finden im Anschluss an die Filmvorführungen in den jeweiligen Kinos statt. Außerdem gibt es Publikumsgespräche im Viennale-Zelt. Die Termine für die Publikumsgespräche werden auf der Homepage der Viennale veröffentlicht.

Allgemeine Informationen: Viennale: http://www.viennale.at


 
"Stimmenkontraste" in der Minoritenkirche Krems-Stein
Außergewöhnliches Programm vom 4. bis 11. Oktober
Krems (nlk) - „Stimme als Verkörperung, Entkörperung, als Trost und Quelle der Kraft, als flammender Aufschrei, stolztrostiger Protest und unauslöschbar silberfeiner Glanz“ lautet das Motto des diesjährigen Kontraste-Festes von Klangraum Krems.
„Stimmenkontraste“ nennt sich dementsprechend das Programm, das vom 4. bis 11. Oktober in der Minoritenkirche Krems-Stein außergewöhnliche Hörerlebnisse präsentiert.
Den Beginn am Freitag markiert ein Doppelkonzert von Stepanida Borisova mit Pavel Fajt bzw. Elfi Aichinger & Friends. Am Samstag, 5. Oktober, folgen Cantus Graz und das Janus Ensemble, das dritte Doppelkonzert am Sonntag, 6. Oktober, bestreiten das norwegische Trio Mediaeval und das Eva Female Vocal Quartett aus Bulgarien. Den Abschluss bildet am Freitag, 11. Oktober, ein Schubert-Liederabend im Rahmen der Kremser Schubertiade.
Alle Konzerte der von der NÖ Festival GesmbH veranstalteten Reihe beginnen um 19.30 Uhr, die Ticket-Hotline erreicht man unter der Nummer ++43 / (0)2732 / 90 80 33 bzw. per e-mail unter tickets@minoritenkirche.at.

 
"Alfred Kubin - Aus meinem Reich".Meisterblätter aus dem Leopold Museum
Wien - Das Leopold Museum zeigt vom 5. Oktober 2002 bis 6. Januar 2003 in der Grafiksälen des zweiten Untergeschosses die Ausstellung "Alfred Kubin - Aus meinem Reich". Mit über 80 Werken wird im Rahmen dieser Präsentation erstmals die Kubin-Sammlung des Leopold Museum in einem großen Umfang der Öffentlichkeit gezeigt.
Die Ausstellung bietet einen monografischen Gesamtüberblick von der Frühzeit bis hin zum Spätwerk Kubins. Begleitet wird die Ausstellung durch Filme und Vorträge. Für Kinder und Jugendliche werden spezielle Vermittlungsprogramme angeboten.
In den 60er Jahren beginnt Rudolf Leopold Kubin zu sammeln. Die Einmaligkeit der vormals privaten Kubin-Sammlung besteht darin, dass Rudolf Leopold so genannte "Inkunabeln" Alfred Kubins erwerben konnte. Großteils handelt es sich dabei um Blätter, die in der Zeit zwischen 1899 und etwa 1912 entstanden sind. In dieser Schaffensperiode hat der phantastische Zeichner und Dichter Kubin zu seinen eigentlichen Bildthemen gefunden.
Aus der visionären Frühzeit (1900 - 1903) sind zahlreiche von Kubins bedeutendsten Werken zu sehen - z.B. "Das Grausen", welches später andere Künstler wie etwa den surrealistischen Filmemacher Luis Buñuel inspiriert hat, oder die Arbeit "Vergangenheit (Vergessen - Versunken)", in der ein vogelartiges Mischwesen unter dem "Druck der Vergangenheit" förmlich erstarrt. Die karge Szenerie wird durch den nahezu schwarzen Hintergrund symbolhaft verstärkt. "Der beste Arzt" ist für Kubin der Tod, der in Gestalt einer Frau den Kranken erstickt. Oder die metaphorische Zeichnung "Der Mensch" (1901), in der eine menschliche Figur, auf einem Rad sitzend, die Hände auf dem Rücken gefesselt, auf einer schmalen spiralförmigen Schiene, die aus dem Nichts herausführt und wieder in das Unendliche verschwindet, dahinrast. Der Mensch bekommt hier weder die Chance, seine "Lebensspur" selbst zu bestimmen, noch vermag er seine rasende Fahrt zu stoppen."Aus meinem Reich" (1899/1900) zeigt zwei Figuren in einer irrealen Traumlandschaft - ihnen gegenüber richtet sich ein gespenstisches Wesen auf; im Hintergrund ist ein übergroßer Fisch zu sehen, der sich ähnlich wie das unbekannte Wesen schwebend in der surrealen Landschaft fortbewegt. Vom Jahr 1906 sei besonders auf die Arbeit "Der Tod als Reiter" hingewiesen.
Mit dieser Ausstellung wird ein signifikantes Porträt von Kubins Schaffen gezeigt. Der Gesamtbestand von rund 300 Arbeiten Kubins in der Sammlung Leopold wird in nächster Zeit Gegenstand intensiver Forschung im Leopold Museum sein. Der Bestand der Kubin-Exponate soll in einem Gesamtkatalog wissenschaftlich aufgearbeitet werden, um die Basis für zukünftige Ausstellungsprojekte zu schaffen.

Ausstellungsdauer: 5. Oktober 2002 - 6. Januar 2003
Öffnungszeiten: Täglich außer Dienstag: 10 Uhr - 19 Uhr,
Freitag: 10 Uhr - 21 Uhr,
24.12.2002 und 31.12.2002 geschlossen
Eintritt: Euro 9, regulär
Führungen: Sonntags um 16 Uhr
Katalog: "Alfred Kubin. Die Sammlung Leopold", Hatje
Cantz, Verlag, Ostfildern, 2002, Hrsg. von
Rudolf Leopold, Romana Schuler für die Leopold
Museum-Privatstiftung, (deutsch/englisch).
Preis: Euro 16,80.

 
Premiere: "fake reports" von kathrin röggla
Wien (volkstheater) - "Es gibt eine Realität, die zu dramatisch ist, so dass wir sie nicht als Realität annehmen können." (Slavoj Zizek). Um sie annehmbar zu machen, müssen wir sie erst fiktionalisieren. Davon handelt "fake reports", das erste abendfüllende Stück der 1971 in Salzburg geborenen Autorin Kathrin Röggla, die den Prozess einer akuten Fiktionalisierung selbst miterlebt hat: in New York, Ground Zero, September 11th 2001.
Röggla geht in ihrer dramatischen Auseinandersetzung mit dem dramatischen Ereignis der Frage nach, "wie wir realität mithilfe der muster und vorstellungen produzieren, die wir von der wirklichkeit haben, und wie diese realität dann auf uns zurückschlägt". Sechs Schauspieler berichten, was sie gehört haben, verteilen Informationen. Sie erregen Aufmerksamkeit. Sie veröffentlichen Statements. Sie ziehen Vergleiche. Sie zählen Tote, Verletzte und Vermisste. Sie lügen, kalkuliert oder schockbedingt. Es geht um die kommunikativen Gesten, die unserer Unsicherheit und Panik zu Grunde liegen, um die gesellschaftlichen Riten, mittels derer man diese zu bändigen sucht; nicht nur darum, wie Diskurse - auch jenseits der Verständigungsabsicht - funktionieren, sondern auch wie sie ihrerseits Realität produzieren, besonders wenn "eine politik der angst entsteht" (Röggla).
Ob als Prosa, Hörspiel, Drama oder Hypertext - stets verhandeln Rögglas Texte das, was man lapidar "Gegenwart" nennt. Schon in den Romanen Niemand lacht rückwärts" (1995), "Abrauschen" (1997) und "Irres Wetter" (2000) wurde deutlich, dass es derzeit kaum eine andere Autorin gibt, die so nah am "Jetzt" dran ist, in ihrer Sprache so vehement ein Gefühl für die Zeit entwickelt und dieses Zeitgefühl "musikalisch", experimentell und ausgesprochen reflektiert umzusetzen versteht.


Forum U3
Premiere 16. Oktober 2002, 20.00 Uhr
Uraufführung
Kathrin Röggla
fake reports

Auftragsstück des Volkstheaters Wien
Mit Erwin Ebenbauer, Christian Kainradl, Raimund Merker,
Volker Schmidt, Günther Wiederschwinger, Leopold von Verschuer

Inszenierung Tina Lanik
Bühne und Kostüme Barbara Aigner
Dramaturgie Karl Baratta


Koproduktion mit dem steirischen herbst/kunsthaus muerz
Weitere Vorstellungen: 17., 18., 19., 21., 22., 23., 24., 25. 26. Oktober
2002, jeweils 20.00 Uhr

Vorstellungen kunsthaus muerz: 28., 29., 30. Oktober 2002

Kathrin Röggla, 1971 in Salzburg geboren, lebt seit 1992 in Berlin. Sie schreibt Prosa, Hörspiele, Theatertexte. 1995 mit dem Reinhard Priessnitz-Preis, 2000 mit dem Kolik-Literaturpreis, 2001 mit dem Sacher-Masoch-Preis und dem Italo Svevo Preis ausgezeichnet. Buchpublikationen: "Niemand lacht rückwärts" (1995), "Abrauschen"
(1997/2001), "Irres Wetter" (2000/2002) und "really ground zero" (2001).
"Irres Wetter" ist auch als CD im audiobuch Verlag (Freiburg) erschienen.
Im Oktober 2002 Premiere von "fake reports" im Volkstheater Wien und im kunsthaus mürzzuschlag (steirischer herbst) (Regie Tina Lanik).