Bartenstein: Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit im September leicht abgebremst
Um 13,8% bzw. 24.256 Personen mehr Arbeitslose als im September des Vorjahres
Wien (bmwa) - Trotz des weiter anhaltenden Arbeitskräftezustroms hat sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit
Ende September leicht abgeflacht. Mit 199.780 arbeitslos vorgemerkten Personen gab es gegenüber Ende September
des Vorjahres um 24.256 bzw. 13,8% mehr Arbeitslose (August 2002 gegenüber August 2001: +28.371 oder 16,6%).
Geschlechtsspezifisch differenziert zeigt sich, dass die Frauenarbeitslosigkeit mit +7.238 (+8,4%) auf 93.068 weiterhin
geringer zunahm als jene der Männer (+17.018; +19,0% auf 106.712). Gegenüber August 2002 ist die Arbeitslosigkeit
faktisch gleichgeblieben (Anstieg 0,0% oder + 96). Damit lag die Zahl der Arbeitslosen erwartungsgemäß
auch höher als im Vergleichszeitraum der Jahre 2000 und 1999, allerdings deutlich unter dem Wert vom September
1998 (202.519 vorgemerkte Arbeitslose). Die Beschäftigtenzahlen vom Hauptverband liegen derzeit noch nicht
vor; sie werden für Mittwoch (02. 10.) erwartet.
International gesehen hat Österreich weiterhin die drittbeste Arbeitslosenquote in der EU. Für den August
2002 (letzt verfügbarer Wert) weist EUROSTAT für Österreich eine Arbeitslosenquote von 4,2% aus.
Damit liegt dieser Wert nach wie vor deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 7,7% (Wert für Juli). Lediglich
Luxemburg mit 2,4% (Juli) und die Niederlande mit 2,8% (Juni) weisen eine niedrigere Arbeitslosenquote als Österreich
auf.
Darüber hinaus zeigten sich Ende September am Arbeitsmarkt folgende Tendenzen:
Arbeitslosendauer
Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitslosigkeitsepisode lag im September mit 113 Tagen (16 Wochen) um
6 Tage über dem Wert des Vorjahres, gegenüber September 2000 ist sie damit allerdings um 16 Tage und
im Vergleich zum September 1999 sogar um 20 Tage zurückgegangen.
Langzeitarbeitslosigkeit
Ende September waren 12.820 Personen länger als ein Jahr vorgemerkt. Damit liegt ihre Zahl um 2.693
bzw. 26,6% über dem Wert vom September 2001, allerdings nach wie vor deutlich unter dem vergleichbaren Wert
des Jahres 2000 (und zwar um 3.320 bzw. rund 21%). Die Zahl der über 6 Monate vorgemerkten Arbeitslosen lag
mit 42.886 derzeit um 9.548 (+28,6%) über dem Vorjahreswert. Der Anstieg hat sich damit, wie in den letzten
Monaten, weiter leicht abgeschwächt.
Jugendliche
Während die Arbeitslosigkeit der 15- bis 18-jährigen Jugendlichen mit einem Bestand von 4.803
gegenüber dem Vorjahr nur um 5,8% oder +262 gestiegen ist, entfällt der überwiegende Teil der Zunahme
weiterhin, wenn auch abgeschwächt, auf die 19- bis 24-Jährigen (+4.902 bzw. +19,5%). Im August 2002 war
die Jugendarbeitslosigkeit gegenüber August 2001 noch um 5.339 bzw. 23,1% gestiegen. Im internationalen Vergleich
der Jugendarbeitslosigkeit nimmt Österreich mit einer Jugendarbeitslosenquote von 7,1% (Wert für August)
weiterhin eine gute Position ein. Im EU-Durchschnitt beträgt die Jugendarbeitslosenquote 15,3% (Juli). Österreich
weist in der Folge nach den Niederlanden (5,7% im Juni) nach wie vor die zweitniedrigste Jugendarbeitslosenquote
in der Gemeinschaft aus, gefolgt von Irland (8,3%) und Dänemark (8,7% im Juli).
Lehrstellenmarkt
Die Zahl der Lehrstellensuchenden lag Ende September mit 6.101 um 618 (+11,3%) über dem Wert des Vorjahres.
Die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Lehrstellen betrug 2.887 (-595 oder -17,1%).
Zunahme der Altersarbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen ist um 4.926 (+12,9%) auf 43.067 gegenüber dem
Vorjahreswert angestiegen. Gegenüber dem Augustwert war ein leichter Rückgang um 146 (-0,3%) zu verzeichnen.
Im Jahresabstand nahm die Zahl der 50- bis 54-Jährigen mit +1.116 (+5,7%) deutlich unterdurchschnittlich zu.
Die Arbeitslosigkeit der 55- bis 59-Jährigen stieg mit +3.033 (+20,0%) und die der über 60-Jährigen
mit +777 bzw. +24,1% an. Der Anstieg der letztgenannten Gruppe ist neben der demographischen Faktoren weiterhin
auch auf die geänderten Zugangsbestimmungen in die vorzeitige Alterspension und den entsprechen den Begleitmaßnahmen
im Arbeitslosenversicherungsgesetz zurückzuführen.
Entwicklung nach Branchen
Die beiden Forschungsinstitute Wifo und IHS gehen in ihren aktuellen Prognosen von einer Verzögerung
der angekündigten Konjunkturerholung um 1 bis 2 Quartale aus. Das Wirtschaftswachstum wird daher im Jahresdurchschnitt
voraussichtlich knapp unter 1 Prozent liegen. Vor allem die Sachgüterinvestitionen und der private Konsum
entwickeln sich zur Zeit noch etwas verhalten. Die Bauinvestitionen zeigen sich dagegen etwas besser als noch im
Frühsommer erwartet worden ist. Diese Entwicklung kommt auch in der sektoralen Arbeitsmarktentwicklung zum
Tragen. In der Folge war Ende September ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Sachgütererzeugung um 6.150
(+19,2%) auf 38.159 zu verzeichnen. Im Bauwesen hat sich die Zunahme mit +2.071 (+9,3%) auf 24.256 weiter leicht
abgeschwächt. Zuwächse ver zeichneten Ende September auch eine Reihe von Branchen des Dienstleistungsbereiches.
Ähnlich den Vormonaten nahm dabei die Arbeitslosigkeit im Bereich Handel/Instandhaltung mit +3.373 (+9,8%)
erneut verlangsamt zu. Der Anstieg bei den unter nehmens bezogenen Dienst leistungen betrug 1.789 (+15,9%), im
Verkehr- und Nachrichtenwesen +1.016 (+14,5%) und bei den sonstigen öffentlichen und privaten Dienstleistungen
betrug die Zunahme 2.151 (+25,1%). Mit +7,0% (+1.830 auf 27.940) stieg die Zahl der vorgemerkten Personen im Fremdenverkehr
nach wie vor deutlich unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.
Entwicklung in den Bundesländern
Die Arbeitslosigkeitszunahme verteilt sich weiterhin auf alle Bundesländern. Die Bundeshauptstadt
Wien trug etwas mehr als über 32% des Gesamtanstiegs, wenngleich sie mit +7.872 (+12,8%) auf 69.332 leicht
unter dem gesamtösterreichischen Durchschnitt lag. Prozentuell be trachtet fiel die Zunahme in Vorarlberg
mit +21,9% (+1.230 auf 6.841) vor Oberösterreich (+17,8% bzw. +3.440 auf 22.778), Salzburg (+17,2%; +1.360
auf 9.246) und Niederösterreich (+15,5% bzw. +4.426 auf 32.905) am stärksten aus. Eine unter durchschnittliche
Zuwachsrate verzeichneten dagegen die Steiermark (+13,2%; +3.269 auf 27.984), das Burgenland (+13,0%; +655 auf
5.694) und Kärnten (+9,2%; +1.111 auf 13.218). Wie in den vergangen Monaten hat wieder Tirol mit einem Zuwachs
von +8,2% (+893 auf 11.782) den geringsten Anstieg an vorgemerkten arbeitslosen Personen.
Zwtl.: Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien
In allen Ausbildungskategorien waren im Jahresabstand Zunahmen der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Der
stärkste Anstieg in Absolutzahlen ist bei Personen mit Lehrabschluss (+8.201 oder +13,7% auf 68.170) sowie
bei Personen mit Pflichtschulabschluss festzu stellen (+8.080 oder +11,3% auf 79.442). Bei arbeitslosen Personen,
die über keine abgeschlossene Schulausbildung verfügen, hat sich der Bestand im Vergleich zum Vorjahr
um 1.111 (+14,7%) auf 8.657 erhöht. Auf diese drei Ausbildungskategorien entfallen damit rund 72% des Gesamtanstiegs.
Auch Absolventen einer höheren Schule (insbesondere z.B. AHS, HTL, und HAK) wiesen deutlich überdurchschnittliche
Zuwachsraten der Arbeitslosigkeit auf.
Schulungen des Arbeitsmarktservice
Mit 37.373 Personen lagen die Schulungsaktivitäten des Arbeitsmarktservice im September neuerlich
über dem Vorjahresniveau. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert betrug 3.293 bzw. +9,7%. Knapp 43%
der Zunahme entfiel dabei auf jugendliche Schulungs teilnehmer (15- bis 25-Jährige). Besonders stark stiegen
die Teilnehmerzahlen in der Steiermark (23,4%; +1.333), Salzburg (+18,4%; +203), Kärnten (+16,0%; +249) und
Wien (+15,8%; +1.713). Die Schulungsteilnehmer rekrutieren sich schwer punktmäßig aus den Berufsgruppen
Büroberufe (7.409), Metall-/Elektroberufe (5.018) Hilfsberufe (4.222) sowie Handel (4.772). Aus diesen Berufsgruppen
ergeben sich damit rund 57% aller in Schulung befindlichen Personen.
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Gusenbauer empört über Verantwortungslosigkeit von Schwarz-Blau: 35.000 Jugendliche sind ohne
Arbeit
Gusenbauer besucht ÖBB-Lehrwerkstätte
Wien (sk) - Bei seinem Besuch der ÖBB-Lehrwerkstätte am Dienstag (01. 10.)
machte SPÖ-Bundesparteivorsitzender Alfred Gusenbauer auf den richtungsentscheidenden Charakter der nächsten
Wahl "nicht nur für Österreich, sondern auch für die Eisenbahner" aufmerksam. Gusenbauer
wandte sich mit Entschiedenheit gegen "alle, die glauben, sie können die ÖBB zerschlagen: "Wir
Sozialdemokraten weichen keinen Milimeter, wir wollen, dass die Eisenbahn ein Ganzes bleibt."
Gusenbauer war voll des Lobes über die hohe Qualität der Lehrausbildung bei der ÖBB - eine Tatsache,
die in Österreich, bedingt durch die schwarz-blaue Kürzungspolitik "leider keine Selbstverständlichkeit
mehr" sei. Schwarz-Blau habe sich in der Bildungspolitik allein dadurch "ausgezeichnet", dass sie
die Chancen auf eine gute Ausbildung für alle - sei es im Bereich der Lehre oder auf der Universität
- verringert habe, kritisierte Gusenbauer. Das Ergebnis der verfehlten schwarz-blauen Bildungs- und Wirtschaftspolitik
empfand Gusenbauer als besonders bitter: "Heute stehen 35 000 österreichische Jugendliche ohne Arbeit
auf der Straße, das sind um 17,4 Prozent mehr als im Vorjahr."
"Wer kommt und verspricht, was er dann nicht halten wird, ist ein Scharlatan", sprach sich Gusenbauer
vehement gegen hohle Wahlversprechungen aus, die aufgrund der Budgetsituation nicht gehalten werden können.
Natürlich könne man sich nicht alles leisten, so Gusenbauer, aber man könne sehr wohl Prioritäten
setzen: "Ich gebe das Geld lieber für Pensionen, für die Schaffung von Arbeitsplätzen, für
Bildung und für Gesundheit aus, als für Abfangjäger." Wer die ÖVP wähle, bekomme
nicht nur die FPÖ, sondern auch die Abfangjäger dazu, bemerkte Gusenbauer - und schlussfolgerte daraus:
"Deshalb ist die nächste Wahl nicht nur eine Entscheidung zwischen zwei Parteien, sondern auch eine Entscheidung
über den Abfangjägerkauf."
Die Ankurbelung der Wirtschaft, ein Gesundheitssystem für alle, ein fairer Zugang zu einer qualitativ hochwertigen
Bildung und die Sicherstellung der Pensionen strich Gusenbauer als die "absoluten Prioritäten" der
Politik der SPÖ hervor. Unter Ankurbelung der Wirtschaft verstand Gusenbauer - was für die Eisenbahner
nicht unbedeutend ist - auch forcierte Investitionen in die Infrastruktur. "Das schafft Arbeit bei Bau und
Bahn und verbessert den Wirtschaftsstandort Österreich, was angesichts der bevorstehenden EU-Osterweiterung
von besonderer Bedeutung ist", betonte Gusenbauer.
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