Sichere Arbeitsplätze durch bessere Zusammenarbeit
"Bildungscluster" - eine gemeinsame Qualifizierungsoffensive des Bildungsministeriums
und der Wirtschaftskammer Österreich
Wien (bm:bwm) - Die Zusammenarbeit von Schulen und der Wirtschaft sichert Arbeitsplätze und
schafft neue Arbeitsplätze. Wenn die Schulen den Qualifikationsbedarf der Unternehmen kennen, können
sie flexibler darauf reagieren und entsprechende Schwerpunkte in ihrer Profilbildung setzen.
Das ist ganz besonders wichtig, um den unterschiedlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten in den Regionen Rechnung
zu tragen. Es ist nämlich ein Unterschied, ob jemand eine berufsbildende Schule in der steirischen Automobilcluster-Region
besucht, im touristisch geprägten Salzkammergut oder im Einzugsgebiet einer größeren Stadt, wo
beispielsweise der Dienstleistungssektor im Vordergrund steht.
Konjunkturpaket setzt neue Impulse für Wirtschaft und Schule
Der große Erfolg des österreichischen Ausbildungssystems zeigt sich darin, dass Österreich
nach den Niederlanden die zweitniedrigste Jugendarbeitslosigkeit innerhalb der EU aufweist.
Um diese anerkannte Berufsausbildung auch für die Zukunft zu sichern, hat die Regierung den „Pakt für
Jugend, Beschäftigung und Ausbildung“ beschlossen.
Ziel der österreichischen Bundesregierung ist es, für mindestens 40% der Jugendlichen einen Lehrstellenplatz
zu sichern.
Als Anreiz für die Unternehmen wird eine Lehrlingsausbildungs-Prämie von 1.000 Euro pro Jahr und Lehrling
eingeführt.
Um die Familien zu entlasten, wurde die Heimfahrtbeihilfe für Internatsschüler beschlossen. Dies ist
für Familien, die ihren Kindern einen Zweitwohnsitz für die Ausbildung finanzieren müssen, besonders
wichtig.
Bildungscluster optimieren die Zusammenarbeit
Bildungscluster sind freiwillige Zusammenschlüsse von Unternehmen und Bildungseinrichtungen auf regionaler
Ebene. Davon profitiert der Einzelne ebenso wie die Gemeinde bzw. Region und die Wirtschaft. Mit der verstärkten
Zusammenarbeit in Clustern wird ein innovativer Beitrag zum weiteren Ausbau des hohen Qualifikationsniveaus in
Österreich geleistet.
Gemeinsames Ziel des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur und der Wirtschaftskammer Österreich
ist es deshalb, in jeder Region einen solchen Bildungscluster zu etablieren, um die Zukunftschancen der jungen
Menschen zu sichern und die regionalen Wirtschaftsstandorte zu stärken.
Die Bildungscluster bringen folgende Impulse in die Regionen:
- Schüler und Studenten erhalten frühzeitig Informationen für ihre Berufswahl sowie die Möglichkeit
zur Praxiserfahrung in Unternehmen.
- Eltern verfügen über bessere Informationsmöglichkeiten und können eine zukunftsorientierte
Ausbildung ihrer Kinder besser sicherstellen.
- Lehrer und Direktoren erhalten unmittelbare Rückmeldungen aus den Betrieben und können beschäftigungsrelevante
Schwerpunktsetzungen schneller vornehmen.
- Die Unternehmen lernen die aktuellen Bildungsangebote besser kennen und können den aktuellen Qualifikationsbedarf
aus Sicht der Wirtschaft einbringen.
- Weiterbildungsinteressierte jeden Alters und jeder Berufsgruppe erhalten einen besseren Zugang zu hochwertigen
Bildungsangeboten, um sich beruflich weiterzuentwickeln und beruflich zu verändern.
Gemeinsames Bildungscluster-Büro schafft neue Möglichkeiten
Mit einer „One-stop-shop“-Anlaufstelle für alle Anfragen, einem gemeinsamen Webservice und einer gemeinsamen
Kooperationspartnerbörse erfüllen das Bildungsministerium und die Wirtschaftskammer den Wunsch von Schulen
und Unternehmen nach einer optimalen Unterstützungsstruktur für nachhaltige Partnerschaften.
Das Bildungsministerium stellt 3 Personen zur Verfügung, die die Clusterbildung betreuen und entsprechende
Beratung und Information anbieten werden. Auf Seiten der Wirtschaftskammer Österreich stehen ebenso 3 Personen
für die Betreuung dieses Bereichs zur Verfügung. Zudem wird die gesamte Büroinfrastruktur von der
Wirtschaftskammer zur Verfügung gestellt.
Das Bildungscluster-Büro wird auch vorhandenes Know-how verbreiten, damit neue Cluster von den Erfahrungen
anderer profitieren können. Schon jetzt hat Österreich „Best-practice-Modelle“ vorzuweisen, die beispielgebend
für weitere Entwicklungen sind.
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Erfolgsmodelle für neue Clusterbildungen
Das „Lernzentrum Lungau“ in Tamsweg ist ein Kooperations-Netzwerk, in dem sich zahlreiche Lungauer Unternehmen,
der Regionalverbund Lungau, Bildungseinrichtungen (Polytechnische Schule, Berufsschule und Pädagogisches Institut
Salzburg), die Wirtschaftskammer, die Arbeiterkammer, das AMS, die Firma EMCO (einem Hersteller von High-Tech-Werkzeugmaschinen)
und das BMBWK zusammengeschlossen haben.
Das Lernzentrum befindet sich an der Polytechnischen Schule Tamsweg, deren Unterrichtsräume für eine
Mehrfachnutzung adaptiert wurden. Auf Grund des umfassenden Bildungsbegriffs, der im „Lernzentrum Lungau“ umgesetzt
wird, ist eine zukunftsweisende Schnittstelle zwischen schulischer Ausbildung, Lehrerweiterbildung und beruflicher
Weiterbildung im Rahmen der Qualifikationsbedürfnisse der Region geschaffen worden.
Ein weiteres Beispiel sind die Höheren Technischen Lehranstalten, die Partnerschaften mit der Privatwirtschaft
eingegangen sind, um beispielsweise den Bedarf an Netzwerktechnikern zu decken. Die HTL Hollabrunn ist eine „CISCO
Regional Academy“, an der die erforderliche Infrastruktur und die fachliche Kompetenz der Lehrerinnen und Lehrer
nicht nur den HTL-Schülern, sondern auch weiterbildungsinteressierten Berufstätigen zur Verfügung
stehen. 70% des Lehrgangs werden unabhängig von Zeit und Ort via Telelearning absolviert, wodurch die Teilnehmer
die Fortbildung mit Schule, Studium und Beruf bzw. der Familie individuell vereinbaren können.
Bildungscluster sind neuer Impuls für lebensbegleitendes Lernen
Durch die verstärkte Kooperation von Bildungseinrichtungen und Unternehmen ergeben sich auch neue
Möglichkeiten für die berufliche Weiterbildung und das lebensbegleitende Lernen.
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur wendet jährlich rund 110 Mio. Euro für
die Schulen und Kollegs für Berufstätige auf. Dazu kommen die Mittel für die FH-Studiengänge
für Berufstätige, die rund 40 Mio. € pro Jahr betragen. Damit werden rund 6.500 berufsbegleitende Studienplätze
finanziert, das ist über ein Drittel aller Studienplätze an Österreichs Fachhochschulen.
Die Bildungscluster sind eine gute Grundlage, um die Bildungsangebote an den Schulen, Fachhochschulen und Universitäten
mit jenen der großen Erwachsensenbildungseinrichtungen – wie etwa den WIFIs, BFIs und Volkshochschulen –
besser abzustimmen, um auch für das lebensbegleitende Lernen neue Impulse zu setzen. Bildungscluster im Bereich
der Weiterbildung können deshalb die gemeinsame Nutzung von Ressourcen ebenso zum Ziel haben wie die gemeinsame
Fortbildung der Vortragenden oder eine gemeinsame Bildungsberatung, die auf die Bedürfnisse der Region zugeschnitten
ist. |
„Unternehmen – Bildung“ hat erfolgreiche Vorarbeit geleistet
Im Frühjahr 2001 wurde im Bildungsministerium die Initiative "Unternehmen Bildung" gegründet,
um die Kooperation und den Austausch zwischen Schulen und Unternehmen zu fördern. Im Rahmen dieser Initiative
wurden wichtige und erfolgreiche Vorarbeiten für die „Bildungscluster“-Initiative geleistet, und das Team
von „Unternehmen Bildung“ ist deshalb ein wichtiger Bestandteil des „Bildungs-cluster-Büros“.
Um den Status Quo der Zusammenarbeit zwischen den österreichischen Schulen und den Unternehmen festzustellen,
wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur vom Institut für Bildungsforschung
der Wirtschaft eine entsprechende Erhebung durchgeführt. Die Aktivitäten von 1.417 Schulen wurden ausgewertet
und zeigen folgendes Ergebnis:
- Rund 1.150 Schulen, das sind 18% aller österreichischen Schulen, verfügen über langfristige
Kooperationsmodelle mit Unternehmen;
- Wenn man die Berufsorientierungsaktivitäten mit einbezieht, wird dieser Anteil noch größer:
es sind dann 28% aller österreichischen Schulen.
- Die Kooperationen im Detail:
- Fast 3000 Schulen haben Kontakte zu Firmen auf Grund von Firmen-besichtigungen und Exkursionen;
- Rund 1.800 Firmen arbeiten mit Schulen im Bereich der Berufsorientierung zusammen; besonders eng ist der Kontakt
zu Firmen, in denen die Schüler eine „Schnupperlehre“ machen können;
- Die Einladung schulexterner Fachleute aus der Wirtschaft gehört in rund 1.000 Schulen zum Bestandteil
der Unterrichtsgestaltung;
- Etwa 760 Schulen geben Paten- und Partnerschaften mit Unternehmen an.
- In über 650 Schulen werden gemeinsam mit Unternehmen Projekte durchgeführt.
- In 300 Schulen ist die Weiterbildung von Lehrern in Unternehmen Teil der Personalentwicklung
Österreichs Schulen wünschen sich intensivere Zusammenarbeit
Die Studie „Kooperationen Unternehmen – Bildung“ hat aber auch zwei wichtige Wünsche der Schulen ergeben:
- Die Direktorinnen und Direktoren fast aller Schultypen wünschen sich eine neutrale Koordinationsstelle
zwischen Schule und Wirtschaft.
- Die Entwicklung einer gemeinsamen Plattform zum Informationsaustausch wird von fast allen Befragten gewünscht,
wobei diese Plattform beispielsweise eine Liste kooperationsbereiter Unternehmen gestaffelt nach Branchen und nach
Regionen enthalten soll.
Mit der Eröffnung des gemeinsamen Bildungscluster-Büros wird diesen Wünschen der österreichischen
Schulen voll entsprochen und eine optimale Betreuungsstruktur für nachhaltige Kooperationsprojekte zwischen
den Bildungseinrichtungen und der Wirtschaft geschaffen.
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