Politik der Woche vom 29. 10. bis 04. 11. 2002

     
Hilde Zach ist Bürgermeisterin der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck
Innsbruck (rms) - Ein denkwürdiger Tag, der 30. Oktober 2002, ein bemerkenswerter historischer Meilenstein für Innsbruck: Hilde Zach ist die erste Bürgermeisterin von Innsbruck und auch die erste Bürgermeisterin einer österreichischen Landeshauptstadt. Der Innsbrucker Stadtsenat wird sich künftig aus drei Frauen und drei Männern als amtsführende Stadträte und einer Frau in der Rolle der Opposition zusammensetzen. Insgesamt werden somit die Frauen im Innsbrucker Stadtsenat die Mehrheit haben.
Die Wahl-Sondersitzung des Gemeinderates im feierlichen Rahmen des Plenarsaales des neuen Innsbrucker Rathauses fand am 30. Oktober in Anwesenheit von Landtagspräsident Prof. Ing. Helmut Mader, Mitgliedern des Gemeinderates dieser und vergangener Perioden und zahlreicher Ehrengäste statt. Der einzige Wahlvorschlag lautete auf Hilde Zach. Vizebürgermeister DI Eugen Sprenger leitete den Wahlvorgang. Von 40 abgegebenen Stimmen waren 36 gültig, davon lauteten 30 auf "Ja."
Mit der Wahl der Bürgermeisterin stand auch die Wahl des Vizebürgermeisters auf der Tagesordnung. Der Wahlvorschlag lautete auf Dr. Michael Bielowski. Von den 40 abgegebenen Stimmen waren 37 gültig, 26 davon lauteten auf "Ja". Auf den frei gewordenen Stadtsenatssitz rückte Gemeinderätin Mag. Christine Oppitz-Plörer nach.
Landeshauptmann Dr. Herwig van Staa nahm zunächst als einfacher Gemeinderat an der Sitzung teil, um mitstimmen zu können. Anschließend nahm Landeshauptmann van Staa die feierliche Angelobung vor und überreichte der frisch gebackenen Bürgermeisterin einen Strauß mit weißen und roten Rosen.
Van Staa: "Ich habe Hilde Zach aus voller Überzeugung meine Stimme gegeben, weil sie Innsbruck liebt, die Menschen der Stadt kennt und sie ebenfalls liebt." Anspielend auf die an den Frontwänden stehenden Worte "IST" und SIND" des Künstlers Heinz Gappmayr hob van Staa hervor, dass der Einzelmensch im Mittelpunkt aller Bemühungen stehe, dieser sich aber nur in der Gemeinschaft entfalten könne, wofür die Stadtgemeinde die Rahmenbedingungen schaffen müsse. Viele Entscheidungen, die in Innsbruck getroffen werden, strahlten auf das ganze Land aus, das Land Tirol bilde mit allen Tiroler Gemeinden und auch mit der Landeshauptstadt Innsbruck eine Einheit. "Im kleinen Land Tirol müssen wir nun alle zusammen stehen, um die Schwierigkeiten, die die Zukunft bringen wird, zu meistern", mahnte der Landeshauptmann. Es brauche ein hohes Maß an Solidarität den Schwächeren gegenüber und in allen Grundsatzfragen ein Zusammenstehen über die Parteigrenzen hinweg.
Dem neu gewählten Vizebürgermeister Dr. Michael Bielowski attestierte LH van Staa Einsatzfreude, Engagement und eine besondere Beziehung zum Gemeinwohl.
Bürgermeisterin Hilde Zach dankte nach der Wahl für das Vertrauen, das in sie von einer so großen Mehrheit gesetzt wurde. "Es ist dies für mich eine große Stunde, in der ich die Verantwortung für Innsbruck übernehmen darf."
Ihr Dank galt aber in erster Linie Altbürgermeister ("diese Anrede fällt mir schwer") Landeshauptmann Dr. Herwig van Staa, für seinen außerordentlichen Einsatz für Innsbruck. "Ich bin sicher, er wird als Landeshauptmann im Landhaus für Tirol und die Menschen im ganzen Land viel bewegen. Der konservative und durch eine christliche Weltanschauung geprägte Herwig van Staa war Erneuerer und Bewahrer zugleich. Geistige Freiheit und Toleranz waren für ihn die wichtigsten Prämissen", so Bürgermeisterin Hilde Zach.
   
Brauner präsentiert Infokampagne "Mädchen stärken"
Information über Angebote für Mädchen in den Bereichen Ausbildung & Beruf, Freizeit, Spiel & Spaß
Wien (rk) - Mädchen sind in technischen und zukunftsorientierten Ausbildungen immer noch unterrepräsentiert. So betrug etwa der Frauenanteil an Fachhochschulen (FHS) des technischen Zweigs 1998/99 bei den StudienanfängerInnen nur 6,4%. Aus Gesprächen mit ExpertInnen und PraktikerInnen in den Schulen wissen wir, dass regelmäßige Information über Ausbildungsmöglichkeiten von enormer Bedeutung ist. Jede Sensibilisierungsmaßnahme dafür, dass die Berufswahl das ganze restliche Leben von Mädchen und jungen Frauen entscheidend beeinflusst, führt zu merkbar höheren Anmeldezahlen bei zukunftsorientierten Ausbildungseinrichtungen, wie etwa HTLs. Frauenstadträtin Mag. Renate Brauner bei der Präsentation der Infokampagne am Mittwoch (30. 10.): "Mädchen und junge Frauen finden in Wien bereits eine Vielzahl von Angeboten vor, die ganz auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Damit sie diese auch nützen können, müssen wir sie regelmäßig darüber informieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit der sehr auffälligen Infokampagne auf den Straßenbahnen noch mehr Mädchen für unsere Projekte begeistern können." Die Plakate bieten unter dem Motto "Mädchen checken Wien!" Informationen zum Wiener Töchtertag, zur Website www.jobs4girls.at und zu Selbstverteidigungsangeboten.

Zwtl.: Ausbildung und Beruf
Bei einer im Auftrag des Wiener Frauenbüros (MA57) von IFES im Februar 2002 durchgeführten Befragung zum Thema "Berufswahlmotive von Frauen" wurden 14- bis 20-jährige Wienerinnen sowie Eltern von 14- bis 20-Jährigen befragt. Dabei zeigte sich, dass die Berufswahl deutliche geschlechterspezifische Differenzen aufweist. Die Selbsteinschätzung der eigenen Eignungen und Fähigkeiten fokussiert sich bei den Mädchen auf klassische "weibliche" Kompetenzen wie kommunikatives Talent, sozialer Umgang und Einfühlungsvermögen. Der wichtigste Aspekt bei der konkreten Entscheidung für einen Ausbildungs- und Berufsweg ist zu 83 Prozent der Faktor Freude, Spaß und Selbstverwirklichung. Die Eltern, insbesondere die Mütter (Mutter: 86 Prozent, Vater: 73 Prozent), haben sich als die zentralen Ratgeberinnen für die Berufsfindung erwiesen. Wichtig sind dabei vor allem die Eltern als "Rolemodels": Je weniger diese in "klassischen" Arbeitsteilungen verhaftet sind, desto größer sind die Chancen, dass auch ihre Töchter einen weniger traditionellen Weg wählen werden. Um Mädchen über die traditionellen Berufslaufbahnen hinaus zu bewegen, muss im Elternhaus, in der Schule und in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit aktiv informiert und sensibilisiert werden. Frauenstadträtin Renate Brauner hat in diesem Bereich mit dem Internet-Projekt jobs4girls und dem Wienweiten Töchtertag bereits Maßstäbe gesetzt.
www.jobs4girls.at ist ein Internet-Projekt, das Infos über Jobs bietet, die nicht den traditionellen Rollenbildern entsprechen. Über 200 Berufe werden online von Frauen vorgestellt, die in diesen Berufen tätig sind. Hier erfahren Mädchen nicht nur was sie erwartet, sondern sie bekommen konkrete Tipps, können Fragen stellen und den Mut fassen, ihre Chancen zu ergreifen und auf ihre Stärken und Talente zu vertrauen.
Nachdem der erste Wiener Töchtertag als Pilotprojekt gemeinsam mit der Siemens AG und dem Verein Sprungbrett durchgeführt wurde, wird dieses erfolgreiche Projekt am 24. April 2003 auf ganz Wien ausgeweitet. Die erste Ankündigung erfolgt Ende Oktober im Zusammenhang mit der Mädchen-Infokampagne, die den ganzen November auf Straßenbahnen und Inseraten zu sehen sein wird. Der Töchtertag 2003 ist als Kooperation mit der Wiener Wirtschaftskammer geplant. Interessierte können sich unter www.toechtertag.wien.at informieren.

Freizeit, Spiel und Unterhaltung
Mädchen mehr (öffentlichen) Raum zu geben, war vor einigen Jahren der Beginn eines Mädchenschwerpunktes des Wiener Frauenbüros - entstanden sind daraus mit großem Erfolg die Mädchenparks oder der Mädchengarten in Simmering.
Mädchen stärken - das ist nun das neue Motto, denn mittlerweile ist es nicht mehr "nur" ein Park, der auf die spezifischen Bedürfnisse von Mädchen Rücksicht nimmt, sondern eine ganze Stadt. Bei der "Eroberung" des öffentlichen Raumes ist es aber ganz besonders wichtig, die Mädchen dafür "fit" zu machen. Denn Mädchen sind in ihrem (Schul)Alltag häufig "Neckereien" ausgesetzt, die aber oft Grenzverletzungen sind. Frauenstadträtin Brauner ermutigt alle Mädchen in solchen Situationen klare Grenzen zu ziehen: "Die Zeiten, in denen es als unweiblich oder nicht "mädchenhaft" galt, sich zu wehren, sind glücklicherweise vorbei".

Neue Infobroschüre und kostenlose Kurse zu Selbstbehauptung
Die neue Publikation des Wiener Frauenbüros "Geschlechtssensible Arbeit in der Schule für Mädchen mit Mädchen" von Hanja Dirnbacher richtet sich an alle LehrerInnen und SchülerInnen, die an ein gleichberechtigtes und gewaltfreies Miteinander in den Schulen interessiert sind.
Darüber hinaus verlost das Wiener Frauenbüro einen 10- stündigen Grundkurs für Mädchen ab 12 Jahren. Für fünf Wiener Schulklassen gibt es die einmalige Möglichkeit die Tipps der Publikation auch praktisch mit Autorin und Trainerin Hanja Dirnbacher zu üben. Dirnbacher kommt in die Schulen und zeigt, wie Mädchen cool und clever auf die täglichen Stänkereien von Buben reagieren können. Alle interessierten Mädchen und ihre LehrerInnen können einfach ein Email an das Frauenbüro der Stadt Wien frauen@m57.magwien.gv.at schicken. Für alle, die sich melden gibt es Informationspackages zum Thema Selbstbehauptung/Selbstverteidigung.
Die Informations- und Kommunikationstechnologien gelten zurecht als Zukunftsbereich. Sie bestimmen mittlerweile nicht nur in großem Ausmaß unser Freizeitverhalten, sondern haben auch das Berufsleben vieler Menschen revolutioniert. Frauen und Mädchen sollen in diesem Bereich dieselben Chancen wie Männer haben, ihre Potentiale möglichst "gewinnbringend" zu nutzen. Die hinlänglich bekannte Tatsache, dass Frauen und Mädchen die neuen Technologien noch selten als persönliche Chance für berufliche Qualifikationen wahrnehmen, erfordert eine breite Palette an Schulungs-, Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen. Männer haben erwiesenermaßen einen spielerischen Zugang, der ihnen einen selbstbewussteren Umgang mit neuen Technologien ermöglicht und eine gute Voraussetzung für spätere Qualifizierungswege ist.
Um dieser Entwicklung eine konkrete Maßnahme entgegen zu setzen hat Frauenstadträtin Brauner die Konzeption eines "Mädchen- Computerspieles" in Auftrag gegeben.
FemCity wird als Computerspiel konzipiert, dass a) den spielerischen Zugängen von Mädchen Rechnung trägt b) auf Rollenstereotypisierung verzichtet c) frauenpolitisch relevante Themen vermittelt d) eine anspruchsvolle Spielumgebung aufweist.
Das Computerspiel wird für 14-17 Jährige konzipiert und wird insbesondere für den Einsatz in Schulen geeignet sein. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Edeltraud Hanappi-Egger (derzeit an der WU für den Arbeitsbereich "Gender and Diversity in Organizations" verantwortlich) durchgeführt. FemCity wird voraussichtlich Juni 2003 fertiggestellt.
Der bereits traditionelle Frauenkalender des Wiener Frauenbüros war in den vergangenen Jahren der Kalender im Rahmen des Arbeitsschwerpunktes "Frauen sichtbar machen" historischen Frauen gewidmet. Im Jahr 2003 werden Jugendliche und die Überwindung von traditionellen Geschlechterrollen die Hauptrolle spielen. Gemeinsam mit der Gewerkschaftsjugend der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG) werden heuer nichttraditionelle (Lehr)berufe für Mädchen und Burschen vorgestellt. "Besonders erfreulich, dass die Anregung zu dieser Zusammenarbeit von der Gewerkschaftsjugend gekommen ist, denn sie zeigt, dass Mädchen und Burschen offen für neue Berufsbilder sind und dass es unsere Aufgabe ist, sie dabei zu stärken und zu stützen", so Brauner.
Der Kalender wird Ende November erscheinen und kann unter www.wien.gv.at/ma57/ bestellt werden. Mädchen werden z.B. in den Berufen Recyclingtechnikerin, Werkstoffprüferin, Bautechnische Zeichnerin, Informatikerin oder Vermessungstechnikerin zu sehen sein - Burschen als Krankenpfleger, Bürokaufmann und Kindergartenhelfer.
   
Der steirische Landesrechnungshof rechnet sich
Seit 20 Jahren besteht diese steirische Institution
Graz (lk) - Seit nunmehr 20 Jahren hat die Steiermark einen eigenen Landesrechnungshof und abgesehen von der Tatsache, dass es sich um den ersten dieser Art in ganz Österreich handelte, hat er als Institution der Bevölkerung enorm viel Geld erspart. Landesrechnungshofdirektor Dr. Johannes Andrieu rechnete das Zahlenbeispiel bei einer Enquete anlässlich des 20. „Rechnungshof-Geburtstages“ im Rittersaal des Grazer Landhauses vor: „Bei mehr als 400 Gebarungsprüfungen in den letzten 20 Jahren hat der Landesrechnungshof mindestens 1,7 Milliarden Schilling, das sind 129 Millionen Euro, an Einsparungen erzielt. Dazu kommen Einsparungen bei Projektkontrollen von mindestens 1,8 Milliarden Schilling, das ergibt zusammen 3,5 Milliarden Schilling oder 254 Millionen Euro.“
Installiert wurde der Landesrechnungshof im Jahre 1982 auf Grund eines im Landtag gefassten einstimmigen Gesetzesbeschlusses, womit erstmalig in Österreich eine unabhängige Kontrolleinrichtung auf Landesebene geschaffen wurde. Als bundesweite Besonderheit galt von Anbeginn an die sogenannte „begleitende Kontrolle“. „Diese Projektabwicklungskontrolle wurde“, wie Bundesrechnungshofpräsident Dr. Franz Fiedler bei der Enquete den Landesrechnungshof lobte, „nicht nur in der Steiermark erfunden, sondern auch ein steirischer Exportschlager in andere Bundesländer.“
Beeindruckendster Anlassfall für diese Art von Kontrolle war die Wiedererrichtung der Therme Loipersdorf nach dem Großbrand. Bekanntlich wurden bei Loipersdorf I aus den geplanten 80 Millionen Schilling nach der Endabrechnung mehr als 500 Millionen, bei Loipersdorf II – jetzt mit Landesrechnungshof – wurden die festgelegten Baukosten von 207 Millionen Schilling sogar unterschritten. Die Bauzeit ebenfalls.
In seinem Festvortrag „Landesrechnungshöfe – Gegenwartsprobleme und Entwicklungstendenzen“ sprach sich der Linzer Verfassung-, Verwaltungs- und Finanzspezialist Univ. Prof. Dr. Johannes Hengstschläger vehement für die Kontrolle von öffentlichen Mittel durch unabhängige Rechnungshöfe aus: „Während knapp vor dem Ersten Weltkrieg die Staatsquote bei 13 Prozent des Bruttonationalproduktes lag, nähert sie sich heute der 50-Prozent-Marke. Da ist Kontrolle ein demokratiepolitisches Anliegen.“
Dies sei besonders deswegen wichtig, so Präsident Franz Fiedler in Richtung Politik, „weil wir immer wieder sehen, dass Vorgaben, die sich die Politiker selbst auferlegen, nicht eingehalten werden.“ Und zum Vorwurf, der Rechnungshof würde Politik betreiben: „Ein Rechnungshof betreibt keine Politik, aber er misst die Politiker an ihren eigenen Vorgaben.“
Die Arbeitstagung der Rechnungshof-Direktoren endete mit einem gemeinsamen Beschluss bezüglich Installation einer Datenbank, mit deren Hilfe sowohl das Wissen als auch die Prüfungserfahrung bundesweit genutzt werden können.
   
DDr. Herwig van Staa als neuer Tiroler Landeshauptmann angelobt
Wien (lk) - In einem feierlichen Akt wurde am Montag (28. 10.) um 10.00 Uhr DDr. Herwig van Staa von Bundespräsident Dr. Thomas Klestil in den Amtsräumen der Präsidentschaftskanzlei der Wiener Hofburg als Tiroler Landeshauptmann angelobt. LH van Staa, der von seiner Tochter begleitet wurde, bedankte sich im Anschluss beim Bundespräsidenten und bei Bundeskanzler Wolfgang Schüssel für deren Wohlwollen dem Land Tirol gegenüber und bat auch für die Zukunft um eine gute Zusammenarbeit.
   
Bartenstein: Ältere Arbeitnehmer werden immer wichtiger
Demographische Entwicklung erzwingt Orientierung auf "Mitarbeitergeneration 45+" - Initiative "Arbeit & Alter"
Wien (bmwa) - "Angesichts der Tatsache, dass bereits 2010 die Altersklasse 45-59 die größte sein wird, wird sich die Orientierung auf das Wissen und die Erfahrung älterer Arbeitnehmer zu einem wichtigen Erfolgsfaktor in den Betrieben entwickeln", erklärte Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Martin Bartenstein bei der Enquete "Chancen für ältere Arbeitnehmer", die am Montag (28. 10.) vom Ministerium im Rahmen der Reihe "Arbeit der Zukunft - Zukunft der Arbeit im Haus der Industrie veranstaltet wurde.
Er begrüße daher die von Industriellenvereinigung und Arbeiterkammer ins Leben gerufene Initiative "Arbeit & Alter", die zu einer vernünftigeren und moderneren Beschäftigung mit dem Thema führen und die Wertigkeit des älteren Arbeitnehmers in der Arbeitswelt heben werde. Aufgabe der Politik werde es sein, in diesem Sinne Bewusstsein bildend zu wirken und begleitende Maßnahmen für ältere Arbeitnehmer zu setzen. Dazu gehören für Bartenstein die Altersteilzeit, die bereits erfolgte Erhöhung der Absetzbarkeit für Weiterbildungskosten von 9 auf 20% und deren Ausdehnung auf innerbetriebliche Ausbildungskosten. Auch die besondere Förderung der Ausbildung für Pflegeberufe sei dazu zu rechnen, da sich hier gerade für Ältere ein wichtiger Arbeitsmarkt eröffne. Aufgrund des demographischen Effekts, der stabilisierenden Wirkung der Altersteilzeit und der Auswirkung der Pensionsreform stehen im Vergleich zu September 1998 um rund 52.000 Personen im Alter über 50 mehr in Beschäftigung, ein Zuwachs von 12% (gegenüber einem Plus von 2,4% bei der Gesamtzahl der unselbstständig Beschäftigten).

Arbeitsmarktförderung für Ältere
Bartenstein verwies auf eine Reihe von Maßnahmen, mit denen das Arbeitsmarktservice älteren Menschen die Beschäftigungsmöglichkeiten sichert. Dazu gehören die neuen Regelungen für die Altersteilzeit, die derzeit von rund 19.000 Personen genützt werden, ein höheres Weiterbildungsgeld für Ältere (bei Inanspruchnahme der Bildungskarenz bis zur Höhe des Arbeitslosengeldes), die Verlängerung der höchstmöglichen Bezugsdauer von Arbeitslosengeld nach langer Berufstätigkeit und ein betriebliches Bonus-Malus-System für die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer/innen. Auch die Förderung frühzeitiger und zukunftsorientierter Anpassung der Mitarbeiterqualifikation zählt Bartenstein zur Sicherung der Beschäftigung älterer Menschen.
Bei der Förderung des beruflichen Wiedereinstiegs werde - so der Minister - das Hauptaugenmerk auf Männer über 50, Frauen über 45, Langzeitarbeitslose bzw. davon Bedrohte gerichtet. Hier könnten zeitlich befristete Lohnzuschüsse bis zu zwei Drittel der Lohn- und Lohnnebenkosten gewährt werden.
Besonders verwies Bartenstein auf das speziell für Ältere ausgerichtete Instrument der "Implacementstiftung", das weiter ausgebaut werden soll, um arbeitslose Personen in Abstimmung mit Unternehmen für konkrete neue Arbeitsplätze qualifizieren soll. Erste Erfahrungen zeigen dabei Vermittlungserfolge von rund 75%.
So wie die Verbesserungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zunehmend in die Unternehmenskulturen Eingang finden, müsse auch die Bedeutung älterer Arbeitnehmer für den Betrieb in einem modernen Personalmanagement Berücksichtigung finden. An die Sozialpartner richtete der Minister einen Appell, den nach wie vor zögerlichen Prozess für eine Abflachung der Lebenseinkommenskurve zu beschleunigen.

Aktuelle Förderzahlen
Im Jahr 2001 entfielen rund 21% aller Fördermittel des Arbeitsmarktservice Österreich auf Personen über 45 Jahre; das heißt rund 159 Millionen Euro wurden für Beschäftigungs-, Qualifizierungs- und Unterstützungsmaßnahmen eingesetzt. Die Ausgaben für aktive und aktivierende Arbeitsmarktpolitik insgesamt betrugen im Jahr 2001 rund 910 Millionen Euro. Im Jahr 2002 werden rund 1.000 Millionen Euro eingesetzt.

"ProdAge" - Productive Ageing für die Balance der Generationen
Dr. Rudolf Karazman von health@work Consulting Services an der Wirtschaftsuniversität Wien trat für ein "Productive Ageing" als Weg zu eine "3-Generationen-Unternehmen" ein. Nach einem Kippen der Alterspyramide werde es in den Unternehmen zu mehr Mitarbeitern über 40 als unter 30 Jahren kommen, was eine Anpassung der Unternehmenskultur und der Arbeitsprozesse an das älter Werden der Belegschaft und an die Verknappung junger Nachwuchskräfte zu einem wesentlichen Faktor für Unternehmenserfolg und Ertragslage der Unternehmen machen werde. Wichtig werde eine von gegenseitigem Respekt getragene Beziehung zueinander. Der Wert der Mitarbeiter müsse zu einer Unternehmenskomponente werden. Es sei wichtig, ein Bewusstsein für den Wert älterer Menschen im Arbeitsprozess zu schaffen und auch eine altersgerechte Personalvertretung zu installieren.

Praxisbeispiel Voest-Alpine
Direktor Heinz Rittenschober, Voest-Alpine, gab ein an der Praxis orientiertes Beispiel aus seinem Unternehmen, in dem seit rund eineinhalb Jahren Programme für das Behalten ätererer Mitarbeiter laufen: Geplante Erweiterungen des Unternehmens, die demographische Entwicklung in Richtung mehr alter und weniger junger Mitarbeiter, ein Wertewandel im Verhältnis zwischen der Belegschaft und dem Unternehmen sowie der in den Jahren 2005 bis 2010 drohende Abgang einer großen Zahl von Beschäftigten - verbunden mit der Notwendigkeit, das erworbene Know-How auf die neue Generation zu übertragen - habe das Programm zur Weiterbeschäftigung älterer Menschen zur "Chefsache" gemacht. Auch in den Tochterunternehmen werden Expertengruppen eingesetzt, wie die Arbeitskräfte gehalten werden könnten.
"Es stimmt zwar, dass mit dem Alterungsprozess die physische Leistungsfähigkeit abnimmt, dafür nimmt die geistig-soziale Komponente wesentlich zu, so dass unter dem Strich ältere Menschen dem Unternehmen mindestens ebensoviel bringen wie junge", erklärte Bartenstein abschließend.