Religion der Woche vom 29. 10. bis 04. 11. 2002

     
Schönborn: Schutz des ungeborenen Lebens ein Menschenrecht
Wiener Erzbischof plädiert bei Benefizveranstaltung des "Diözesanfonds für Schwangere in Not" für rechtliche Verbesserungen
Wien (kath.net/PEW) - Beim Schutz des ungeborenen Lebens geht es nicht um eine religiöse Frage und ein Sonderanliegen der gläubigen Christen, sondern um ein "elementares Menschenrecht". Dies betonte Kardinal Christoph Schönborn im Wiener "Haus der Industrie" bei einer Benefizveranstaltung des "Diözesanen Hilfsfonds für Schwangere in Not". Das Eintreten für den Lebensschutz, verbunden mit konkreter Hilfe, sei eine Pflicht, die sich aus dem Evangelium für jeden Christen ergibt. Dabei müsse die Offenheit für das Gespräch mit Andersdenkenden immer erhalten bleiben. Zugleich verwies Kardinal Schönborn darauf, dass nach der "kämpferischen Zeit" der ersten 25 Jahre der Fristenregelung heute zunehmend mehr Menschen unterschiedlicher Einstellung erkennen, dass es Zeit ist, "Verbesserungen beim Lebensschutz anzustreben". Die Suche nach rechtlichen Verbesserungen müsse jenen Raum haben, der "in einer Demokratie selbstverständlich ist". Der Wiener Erzbischof erinnerte daran, dass durch das Gesetz derzeit in Österreich und vielen anderen Ländern zwar Vermögensrechte des ungeborenen Kindes gesichert sind, nicht aber sein Recht auf Leben.
Kardinal Schönborn plädierte für eine umfassende "Kultur des Lebens", wie sie von Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika "Evangelium vitae" von 1995 gefordert wurde. Grundlage einer solchen Kultur sei es, "Staunen und Dankbarkeit über das als Geschenk empfangene Leben zum Ausdruck zu bringen". Dazu gehöre aber auch, das "Zusammenspiel von Leben und Freiheit" ernst zu nehmen.
Als "Zeichen der Hoffnung" für eine "Kultur des Lebens" nannte der Wiener Erzbischof u.a. die Beratungsstellen, wo Schwangere und junge Mütter in Not "moralische und materielle Hilfe" finden, das Pflege- und Spitalssystem, die Fortschritte in der Medizin. Zu diesen Hoffnungszeichen gehörten aber auch jene Bewegungen, die sich um "Sensibilisierung für das Leben" bemühen; in diesem Zusammenhang nannte Kardinal Schönborn insbesondere jene, die sich für das Lebensrecht der Ungeborenen einsetzen, gegen Folter und Todesstrafe auftreten und sich für die Umwelt und ihren Schutz engagieren.
Der Dienst am Leben gehöre zur echten Nächstenliebe, so Schönborn. Dabei komme es darauf an, "sich des ganzen Lebens und des Lebens aller anzunehmen", wie Papst Johannes Paul II. in "Evangelium vitae" formuliert habe. Kreativität sei gefordert, Hilfe dort anzubieten, wo sie gebraucht wird, sagte der Wiener Erzbischof. Aus dieser Kreativität sei der "Diözesane Hilfsfonds für Schwangere in Not" 1973 entstanden, daraus lebe er auch in der heute veränderten Situation. Wörtlich betonte der Kardinal: "Der Hilfsfonds verurteilt nicht, kommt nicht mit harten Forderungen, sondern mit helfender Hand und einem liebenden Herzen".
Der "Hilfsfonds" ist 1973 aus einer Initiative des Pastoralrats der Erzdiözese Wien entstanden. Die Vorsitzende des "Hilfsfonds", Katalin Haunold-Vatai, kündigte an, dass im Herbst 2003 die 30-Jahr-Feier stattfinden wird.
     
Aktion "72 Stunden ohne Kompromiss" war voller Erfolg
Mehr als 5000 Jugendliche waren österreichweit im Einsatz
Wien (dialog) - Bei Österreichs größter je da gewesener Jugend-Sozialaktion von katholischen Jugendgruppen in Kooperation mit der Caritas und Ö3 haben sich mehr als 5000 Helferinnen und Helfer beteiligt. Unter dem Motto "72 Stunden ohne Kompromiss" haben sich die Jugendlichen für 230 Sozialprojekte engagiert und freiwillig mehr als 300.000 Arbeitsstunden geleistet. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle Projekte abgeschlossen.
Punkt 17 Uhr startete am vergangenen Donnerstag die Aktion, die von einem "Pleiten-, Pech- und Pannendienst spezial" im ORF Hitradio Ö3 bis zur letzten Minute "on air" und online auf oe3.ORF.at begleitet wurde.
Jugendbischof Paul Iby hat im Burgenland elf Projekte persönlich besucht: "Die Tatkraft und Begeisterung, mit der die Jugendlichen am Werk waren, hat mich begeistert", so der Bischof. Der große Einsatz der Helferinnen und Helfer habe viel Atmosphäre geschafft und "bestätigt, dass die Jugend großes soziales Engagement besitzt". Diese Aktion müsse in irgend einer Form wiederholt werden, hofft Iby auf eine Fortsetzung des Projekts.
"Durch ihr Engagement haben die jungen Menschen Österreich reicher gemacht, reicher an Mitmenschlichkeit, reicher an Respekt voreinander", schwärmt Caritas-Präsident Franz Küberl von der Aktion. Sein Wunsch sei, "dass diese 300.000 Stunden Intensiverfahrung der Nächstenliebe und Nächstenhilfe ansteckend wirken - auf möglichst viele Menschen in Österreich!"
Nicht nur die Organisatoren von "72 Stunden ohne Kompromiss" zeigten sich von der großartigen Leistung der Jugendlichen begeistert. Die HelferInnen selbst hatten großen Spaß mit ihren Projekten: "Ich habe das Gefühl, in den drei Tagen etwas Tolles geleistet zu haben", erzählt die 17-jährige Johanna, die gemeinsam mit weiteren 20 Jugendlichen die Caritas-Notschlafstelle "Haus Elisabeth" in Graz ausgemalt hat.
Mit einem "Pleiten-, Pech- und Pannendienst Spezial" unterstützte Hitradio Ö3 die Aktion "72 Stunden ohne Kompromiss". Immer dann, wenn die Jugendlichen vor Ort nicht mehr weiter wussten, wandten sie sich an die Ö3 Redaktion. Probleme, wie zum Beispiel das Organisieren eines Mini-Baggers (Frauen-Krisen-Zentrums "Haus Lea" in Oberthalheim/Timelkam), von Bahntickets für insgesamt 18 Personen (Caritas-Gruppe Retz) oder die Gestaltung und Einrichtung des Aufenthaltsraumes im Caritas-Flüchtlingsheim Feldkirch konnten mit Hilfe der Ö3-Gemeinde gelöst werden. Rund 500 Anrufe wurden innerhalb der 72 Stunden vom Ö3-Hörerservice unter 0800600600 entgegengenommen und bearbeitet. Die "72 Stunden ohne Kompromiss"-Aktion wurde am Sonntag Abend mit drei Ö3-Discos in Wien, Burgenland und Tirol als Dankeschön an die Jugendlichen beendet.
"Ich bedanke mich bei allen Jugendlichen und Organisatoren für das tolle Engagement und die Bereitschaft zu helfen", so die Projektleiterin von "72 Stunden ohne Kompromiss" Andrea Geiger. "Es ist schön zu sehen, dass Helfen Spaß macht und unsere Jugendlichen großes soziales Engagement zeigen!"