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Bischof Sturm: Evangelische Kirche leistet solidarisch kritischen Dienst in
der Gesellschaft
Auf dem Reformationsempfang spricht sich der lutherische Bischof für eine erneuerungswillige
und lernfähige Kirche aus
Wien (epd Ö) - “Die Evangelischen Kirchen anerkennen und schätzen die Funktion, die die
politischen Parteien für das gesellschaftliche Leben haben. Sie begrüßen es, wenn sich Kirchenmitglieder
politisch engagieren und ihrem Auftrag zur Weltgestaltung aus Glauben nachkommen.” Das erklärte der evangelisch-lutherische
Bischof, Mag. Herwig Sturm, beim Empfang zum Reformationsfest der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich
am Mittwoch, 30. Oktober, in der Akademie der Wissenschaften in Wien. Sturm zitierte damit Passagen aus der Denkschrift
“Evangelische Kirchen und Demokratie”, die in der vorigen Woche von der Generalsynode verabschiedet wurde. Wenn
das Evangelium auf eine grundsätzlich politische Existenz des Menschen abziele, habe sich der christliche
Glaube auch in Form von Zivilcourage zu bewähren, sagte der Bischof. Zugleich betonte Sturm, dass sich die
Evangelische Kirche nicht an eine bestimmte Partei binden lasse. Die Verkündigung des Evangeliums müsse
“frei bleiben für den solidarisch kritischen Dienst an der Gesellschaft”, so der Bischof vor den rund 300
geladenen Gästen, darunter zahlreiche Spitzenrepräsentanten aus Kirche, Ökumene und Politik. Gekommen
waren u.a. die Kardinäle Dr. Franz König und Dr. Christoph Schönborn, Weihbischof Dr. Helmut Krätzl,
Oberin Prof. Christine Gleixner, Erzbischof Dr. Emanuel Aydin, der frühere deutsche Bundespräsident Dr.
Roman Herzog, Nationalratspräsident Dr. Heinz Fischer oder Verfassungsgerichtshofpräsident Dr. Ludwig
Adamovich.
Mehr Kirche durch mehr Kompetenz
Die Evangelische Kirche entwickle sich hin zu “mehr Kirche durch breitere Beteiligung unserer Gemeindeglieder,
mehr Kirche durch mehr Welt und mehr Kirche durch mehr Kompetenz”. Sturm: “Kirche als erneuerungswillige und lernfähige
Gemeinschaft, das ist evangelisch”. Dazu wolle auch das breit angelegte Projekt zur Organisationsentwicklung “Offen
Evangelisch” beitragen. “Wir wollen eine Kirche sein, die ihre Kinder nicht nur betreut oder versorgt, sondern
die ihr Leben vom Kind her gestaltet; eine Kirche für Kinder”, führte der Bischof weiter aus. Daher habe
die Synode A.B. auch das kinderoffene Abendmahl beschlossen.
Kirchen wollen das zusammenwachsende Europa mitgestalten
Eine große Herausforderung für die Kirchen sieht der Bischof auch im Zusammenwachsen Europas.
Dieser Prozess rufe die Kirchen zur “Beteiligung und Mitgestaltung” auf. Die Evangelischen Kirchen leisten durch
ihre vielfältigen Kontakte und Plattformen, wie etwa die Donaukirchenkonsultationen, ihren Beitrag. “Konstruktiv
einbringen” wollen sich die Evangelischen Kirchen auch mit ihrer synodalen Erklärung zum Thema Österreich
Tschechien, die auch von der Methodistenkirche mitunterzeichnet wurde. Damit soll die Kirchengemeinschaft über
Grenzen hinweg intensiviert werden, gegenseitiger Respekt wachsen und die Verständigung zwischen den beiden
Ländern vertieft werden.
Ökumene in Österreich ist für Sturm “eine faszinierende Sache”. 14 Kirchen würden mit einer
Stimme zu drängenden gesellschaftlichen Fragen Stellung beziehen. Derzeit wichtigster Vorgang sei der Prozess
“Ökumenisches Sozialwort”.
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Roman Herzog: "Die Religionsfreiheit ist wie ein Fieberthermometer"
Ehemaliger deutscher Bundespräsident beim Reformationsempfang in Wien
Wien (epd Ö) - ”Die Religionsfreiheit ist wie ein Fieberthermometer”, sagte der ehemalige deutsche
Bundespräsident, Dr. Roman Herzog, beim Reformationsempfang der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich
am 30. Oktober in Wien. Herzog sprach in der Akademie der Wissenschaften über ”Die Rolle der Grundrechte-Charta
im Erweiterungsprozess der Europäischen Union”. Herzog war bei der Entwicklung der Grundrechte-Charta der
Europäischen Union Vorsitzender der Kommission, die im Jahr 2000 die Präambel dazu entwickelt hat. Herzog:
”Wird die Religionsfreiheit nicht respektiert, dann werden auch die anderen Freiheiten der Menschen nicht respektiert.”
Es sei nicht einfach gewesen, die Religionsfreiheit in die Präambel der Grundrechte-Charta aufzunehmen, aber
in den kommenden Verhandlungen werde sie rechtsverbindlich gemacht, erwartet Herzog. ”Die Organe der Europäischen
Union werden dadurch gebunden sein, und gegenüber den Beitrittskandidaten wird diese Charta so etwas wie ein
Beichtspiegel sein.” Hier dokumentiere sich, ”wofür wir stehen und was wir vertreten”. Diese Frage müsse
man sich gefallen lassen. Die Antwort sei deutlich: ”Es ist der Wert des Individuums und die Würde des Menschen,
die Bedeutung seiner Freiheit. Das macht uns aus.” Der Text der Grundrechte-Charta sei zugegebenermaßen ”nicht
perfekt”, aber der Mensch sei ”auch nicht perfekt und mit Fehlern behaftet”, resümierte Herzog.
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Brunnen für die Seele – "dez" -Innsbruck erhält Diakoniepreis
2002
Wien (epd Ö) - Der “Brunnen für die Seele” im “dez”-Innsbruck erhält den Diakoniepreis
2002 der Evangelischen Kirchen. Bei dem Projekt handelt es sich eine ökumenische Seelsorgeeinrichtung im größten
Einkaufszentrum Westösterreichs. “Dieser Brunnen ist eine Anlaufstelle zum Ausruhen, Kraft schöpfen und
mit der Möglichkeit zu seelsorgerlichen Gesprächen”, sagte der Präsident der Generalsynode, RA Dr.
Peter Krömer, bei der Überreichung des Preises im Rahmen des Empfangs zum Reformationsfest am Mittwoch,
30. Oktober, in Wien. Interessant sei an diesem Projekt die Verbindung von kirchlicher Initiative und die Beteiligung
der Betreiber des Einkaufszentrums. Krömer: “Beiden geht es um den Menschen.” Auch die Kombination von Haupt-
und Ehrenamtlichen und die ökumenische Anbindung habe die Jury beeindruckt.
Der heurige Diakoniepreis in der Höhe von 7270 Euro - gesponsert wie auch im letzen Jahr von der Raiffeisenlandesbank
Oberösterreich - verteilt sich insgesamt auf drei Projekte. Ausgezeichnet wurde ferner das Wohnheim Salztor-Zentrum
der Heilsarmee in Wien. In diesem Wohnheim werden Obdachlose betreut. Die Idee des betreuten Wohnens als Lernwohnung
sei zu einem Therapiezentrum gewachsen, berichtete Krömer, der gemeinsam mit RLB-OÖ Generaldirektor Dr.
Ludwig Scharinger die Auszeichnung vornahm.
Weiterer Preisträger ist das Evangelische Alten- und Pflegeheim in der Grazer Nibelungengasse. “Das Projekt
will Menschen, die haltlos geworden sind, Halt im Leben geben”, so der Synodenpräsident. Menschen, die an
seniler Demenz oder an der Alzheimerkrankheit leiden, bekommen diesen Halt in der Tagespflege der Betreuungseinrichtung.
Seit zwei Jahren genießen zwölf Menschen dort zeichenhafte Hilfe in einer Tagesstruktur, die Orientierung
biete. Das besondere daran sei, dass auch den pflegenden Angehörigen Hilfe angeboten werde.
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