Der Euro ist kein Teuro: Österreich eines der Länder mit geringsten Europreiseffekten
Der Euroeffekt dürfte in Österreich lediglich ¼ Prozentpunkt betragen
- Starke Preissteigerung in einzelnen Bereichen nur teilweise eurobedingt - Österreich auch nach dem Euro
eines der preisstabilsten Länder
Wien (ba-ca) - Anlässlich des ersten Weltspartages mit dem Euro analysierten die Experten der
BA-CA den Einfluß der Euroumstellung auf die Preise in Österreich. Sie verglichen dabei die Preissteigerungen
in den letzten beiden Jahren in Österreich mit anderen europäischen Ländern, die den Euro nicht
einführten. Das Ergebnis: In Österreich dürfte die Euroeinführung im Durchschnitt kaum die
Preise erhöht haben. "Unsere Inflation lag in den letzten beiden Jahren nur ¼ Prozent höher
als in Nicht-Euro-Ländern", so Stefan Bruckbauer von der BA-CA. Österreich zählt damit neben
Deutschland, Frankreich, Belgien und Finnland zu jenen Ländern mit den geringsten Euroeffekten.
Nach der Analyse der BA-CA Volkswirte war dies jedoch nicht in allen Euroländern der Fall. So dürfte
der Euro im Durchschnitt in Italien zu einer Preiserhöhung um mehr als einen Prozent, in Spanien zwei Prozent,
in Irland, Griechenland und Portugal sogar mehr als zwei Prozent beigetragen haben. Allerdings haben manche dieser
Länder aufgrund ihres niedrigen Preisniveaus generell höhere Inflationsraten, was auch mögliche
Europreiseffekte "begünstigte".
Insgesamt sind die Preise in Österreich seit dem Herbst 2000 um 4 Prozent gestiegen, damit weniger stark als
im gesamten Euroraum mit 5,5 Prozent (ungewichtet). Im selben Zeitraum stiegen jedoch auch in den Nicht-Euro-Ländern
Westeuropas die Preise mit 3,7 Prozent nur wenig langsamer als in Österreich. Nach Meinung der Ökonomen
der BA-CA resultiert die in vielen Ländern vorhandene Skepsis hinsichtlich niedriger Euroeffekte auf der Tatsache,
dass es teilweise deutliche Preissteigerunge in manchen Bereichen gab. So stiegen in Österreich etwa die Kosten
für Bücher und Zeitungen mit fast 9 Prozent, für Reparaturen von Haushaltsgeräten mit 8 Prozent,
für den Friseur mit 7 Prozent, für den Gasthausbesuch oder Lebensmittel mit 6 Prozent, für häusliche
Dienstleistungen und Freizeitdienstleistungen mit 5 Prozent stärker als der Durchschnitt. Dies sind alles
Preissteigerungen, die im täglichen Leben stark spürbar sind, auch wenn sie weniger als die Hälfte
der Haushaltsausgaben ausmachen.
Gleichzeitig lag jedoch die Preissteigerung etwa beim Wohnen mit 2 ½ Prozent, bei Einrichtungsgegenständen
mit 3 Prozent, beim Verkehr mit 2 Prozent, bei der Bekleidung und bei der Nachrichtenübermittlung mit sogar
nur 1 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Dies sind jedoch im täglichen Leben nicht so stark spürbare
und vergleichbare Preise.
Dieser starke Anstieg der Preise von Dienstleistungen und Waren des täglichen Gebrauches ist jedoch kein Phänomen
des Euros. So stiegen zwar die Preise für den Friseur in Österreich seit Herbst 2000 um 7 Prozent und
im Euroraum um 10 Prozent, in den Nicht-Euro-Ländern jedoch um mehr als 10 Prozent. Auch im Gastgewerbe, bei
den Lebensmitteln und bei vielen Dienstleistungen lag die Preissteigerung seit dem Herbst 2000 im Nicht-Euro-Land
teilweise sogar spürbar über jener in Österreich.
Die höheren Dienstleistungspreise sind vor allem darauf zurückzuführen, dass in diesem Bereich Produktivitätssteigerungen
ungleich schwieriger sind als bei industriellen Gütern. Daher können im Dienstleistungsbereich steigende
Kosten nicht im vollen Umfang durch Produktivitätssteigerungen ausgeglichen werden. Durch die Euroeinführung
und die damit verbundene genauere Preisbeobachtung wurde dieses Phänomen stärker registriert als früher.
So stiegen die Preise in jenen Bereichen, die seit Herbst 2000 die höchsten Preissteigerungen hatten, großteils
auch im Zeitraum 1995 bis 2000 stärker als der Durchschnitt. So hatten etwa viele Dienstleistungen, der Friseur
oder das Gastgewerbe auch zwischen 1995 und 2000 Preissteigerungen über der durchschnittlichen Inflation.
"Die spürbaren Preiserhöhungen im Alltag sind großteils kein Phänomen des Euros. Es gibt
sie bereits seit Jahren, traten jedoch mit der Europreisdiskussion stärker ins Bewußtsein der Öffentlichkeit",
so Stefan Bruckbauer von der BA-CA.
Insgesamt hat die Euroeinführung nach Meinung der BA-CA damit keine Geldentwertung gebracht. "Besonders
Österreich war vorbildhaft beim Übergang auf den Euro", so Stefan Bruckbauer von der BA-CA. Dies
ist einerseits auf die genaue Preisbeobachtung und -berichterstattung andererseits aber auch auf das generell stabile
Preisniveau in Österreich zurückzuführen. Teilweise haben überdurchschnittliche Preiserhöhungen
in Bereichen, die von den Konsumenten täglich registriert werden, den Eindruck erweckt, der Euro war ein
Teuro. Diese Preissteigerungen lagen jedoch unter dem Eurodurchschnitt und teilweise sogar unter dem Durchschnitt
von Ländern ohne Euroeinführung und sind zudem großteils ein bereits Jahre andauerndes Phänomen.
Sie werden daher, nach Meinung der BA-CA, zu Unrecht mit der Euroeinführung in Verbindung gebracht.
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