Einstimmigkeitsprinzip in relevanten Steuerfragen muss fallen
Brüssel / Eisenstadt (evp-ed) - "Der europäische Binnenmarkt ist ohne Zweifel eine
Erfolgsgeschichte. Er ist aber nach wie vor nicht vollendet. Und mit der EU-Erweiterung steht der Binnenmarkt vor
einer neuen Bewährungsprobe. Österreich und unsere Unternehmen werden zu den Hauptprofiteuren der Erweiterung
zählen, denn diese sichert im erweiterte Binnenmarkt unseren Wirtschaftsstandort, unsere Arbeitsplätze
und unsere Unternehmen", sagte der Wirtschafts- und Währungssprecher der EVP-ED-Fraktion im Europäischen
Parlament Mag. Othmar Karas am Freitag (10. 10.) in seiner Rede vor dem Österreichischen
Beratertag in Eisenstadt. "Derzeit wird aber in der gesamten EU noch ein Großteil des Binnenmarktpotenzials
vergeudet. Es ist so, als hätte man einen Ferrari, würde ihn aber stets nur im zweiten Gang fahren",
kritisierte Karas.
Vor allem die Umsetzungsschwäche der beschlossenen Richtlinien durch die Mitgliedstaaten hindere Unternehmen
und Verbraucher daran, den vollen Nutzen aus dem Binnenmarkt zu ziehen. "Auch Österreich liegt mit 4,4%
Umsetzungsdefizit unter dem EU-Durchschnitt von 2,8%. Auch die Zahl der notwendigen Vertragsverletzungsverfahren
steigt. Die Verantwortung für die Umsetzung und damit für den Binnenmarkt liegt aber bei den Mitgliedstaaten
und nicht bei der Kommission", betonte der österreichische Europaparlamentarier. Seit 1992 seien durch
den Binnenmarkt ungefähr 2,5 Millionen neue Arbeitsplätze in Europa geschaffen worden, der Wohlstand
hat sich in diesem Zeitraum um 877 Milliarden Euro erhöht. "Das wären also ca. 5.700 Euro pro Haushalt
an Wohlstandsgewinn. Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Trotzdem ist die Kluft zwischen den Sonntagsreden
auf diversen EU-Gipfeln und der tatsächlichen Umsetzung des Beschlossenen eklatant - zum Schaden für
die Bürger", so Karas.
In den nächsten Jahren müsse daher die beschleunigte Umsetzung der Binnenmarktgesetzgebung Priorität
haben. "Wir haben die Chance, massiv von der Erweiterung und dem damit erweiterten Binnenmarkt zu profitieren,
aber nur dann, wenn sich alle am Riemen reißen und die in Brüssel mitbeschlossenen Maßnahmen zu
Hause auch rasch implementieren", forderte der EVP-Wirtschaftssprecher. Insbesondere forderte Karas die Aufgabe
des Einstimmigkeitsprinzips bei binnenmarktrelevanten Steuerfragen ein. "Die Steuersysteme der Mitgliedstaaten
müssen ebenfalls zum Funktionieren des Binnenmarktes beitragen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen
leiden unter den demnächst 25 verschiedenen Steuersystemen und den dadurch bedingten Reibungsverlusten und
Hindernissen für den grenzüberschreitenden Handel. "Die Einstimmigkeit im Rat bei Steuerfragen,
die direkt den Binnenmarkt betreffen, muss weg. Unterschiedliche Mehrwertssteuersysteme müssen harmonisiert
werden. Dann haben wir wirklich die Chance, das volle Potenzial des Binnenmarktes für Unternehmen und Verbraucher
nutzbar zu machen", sagte Karas abschließend. |