Im Medienverbund wird der Weg zum Buch erleichtert
Stuttgart (pte) - Die Verfilmung von Büchern ist nicht nur ein Marketingschub für das geschriebene
Vorbild, sondern auch ein Ansporn zum Lesen. Zwar habe der Harry-Potter-Boom nicht zu einem Leseaufschwung bei
Kinder- und Jugendbüchern geführt, aber "Literatur im Medienverbund" erleichtere vor allem
leseungeübten Kindern und Jugendlichen den komplexen Prozess des Lesens. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsprojekt
des Instituts für angewandte Kindermedienforschung (IfaK) der Stuttgarter Hochschule der Medien. Demnach können
Bücher, die auf Vorbildern in Film und Fernsehen beruhen, das Vergnügen am Lesen und die Bindung an das
Medium Buch verstärken.
Form und Funktion der Buchlektüre habe sich in der Mediengesellschaft verändert. Kinder- und Jugendbücher
verlieren im Medienalltag an Bedeutung. Kinofilme, Sitcoms und TV-Serien sowie PC-Spiele bieten heute den Kids
vorrangig Erlebnisqualitäten auf hohem Niveau. Kinder schätzen Bücher, Zeitschriften und Comics
vor allem dann, wenn sie dort Charakteren aus anderen Medien wieder begegnen. Ältere Leser erwarten von Büchern
ein beeindruckendes Medienereignis nochmals variiert zu erleben. Die auf Film und TV basierende "Medienverbundliteratur"
erleichtere vor allem leseungeübten Kindern den Zugang zum Lesen, weil die benutzten Fantasiebilder durch
das Filmerlebnis bereits vorhanden sind.
Medienverbundliteratur ist keine neue Entwicklung, betonen die Leiter des Forschungsprojekts, Ulrike Bischof und
Horst Heidtmann. Bereits in den 1920er-Jahren wurden Stummfilm-Stars zu Helden in Groschenheftserien, Filme und
TV-Serien boten schon immer Stoff für Kinderbücher und sonstige Literatur. Die Vermutung, dass der Zauberlehrling
Harry Potter zu einem Leseaufschwung bei Kindern geführt hat, enttarnt die Studie als Irrglauben. Nach Stückzahlen
wurden demnach 2001 und 2002 in Deutschland weniger Kinder- und Jugendbücher verkauft als in den späten
90er-Jahren. |