Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Oktober 2003
Wien (oenb) - Die österreichische Wirtschaft ist wie im Vorjahr auch im bisherigen Jahresverlauf
gedämpft, aber rascher als der Euroraum gewachsen. Das allgemeine Vertrauen in die zukünftige wirtschaftliche
Entwicklung ist in letzter Zeit gestiegen, gestützt vor allem auf die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den
USA und die Entwicklungen an den Finanzmärkten. Positive Impulse für die inländische Konjunktur
gehen auch von den historisch niedrigen Zinsen, dem derzeit schwachen Preisauftrieb und den konjunkturstützenden
Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung aus. Für das dritte Quartal lässt der OeNB-Konjunkturindikator
zwar noch ein moderates Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts in Österreich von 0,3% im Vergleich zum
Vorquartal (saisonbereinigt) erwarten. Für das vierte Quartal wird jedoch eine weitere Beschleunigung des
BIP-Wachstums auf 0,4% prognostiziert. Für das Gesamtjahr 2003 ergibt sich damit ein gegenüber der OeNB-Frühjahrsprognose
um 0,2 Prozentpunkte höheres Wachstum von 0,9%. Damit bestätigt sich die vorsichtig optimistische Konjunktureinschätzung
vom Frühjahr. Da derzeit für Österreich und den Euroraum nur vereinzelte harte Daten vorliegen,
die die Wachstumsbeschleunigung belegen, ist ihr Eintreten mit einer gewissen Unsicherheit behaftet.
Der Konjunkturindikator der Oesterreichischen Nationalbank lässt ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts
von 0,3% im dritten und von 0,4% im vierten Quartal 2003 (saisonbereinigt, jeweils im Vergleich zum Vorquartal)
erwarten. Gegenüber den entsprechenden Vorjahresquartalen beträgt das Wachstum damit 0,9 bzw. 1,0%. Insgesamt
wird das BIP-Wachstum im Jahr 2003 gemäß den vorliegenden Schätzungen 0,9% betragen und ist damit
gegenüber der OeNB-Makroprognose vom Frühjahr 2003 (0,7%) leicht nach oben revidiert.
Die vorläufigen VGR-Zahlen für die ersten beiden Quartale weisen ein Wachstum von 0,0 bzw. 0,3% aus.
Das Wachstum lag somit im zweiten Quartal um 0,1 Prozentpunkte über der Prognose vom Juli. Allerdings sind
die aktuellen VGR-Zahlen mit hohen Unsicherheiten behaftet, da seit Beginn des Jahres keine Ergebnisse aus der
Konjunkturerhebung von Statistik Austria vorliegen.
Kurzfristprognose für das reale Bruttoinlandsprodukt für Österreich
für das 3. und 4. Quartal 2003 (saisonbereinigt)
Die Wirtschaft im Euroraum entwickelte sich im ersten Halbjahr 2003 leicht rückläufig. Nach einer
Stagnation des realen BIP im ersten Quartal war im zweiten Quartal eine leichte Abnahme um 0,1% (jeweils zum Vorquartal)
zu verzeichnen. Allerdings zeigen wichtige Vertrauensindikatoren (IFO-Index, Economic Sentiment Indicator) zunehmende
Zuversicht der Wirtschaftsakteure. Die Hoffnungen auf eine Wirtschaftsbelebung stützen sich dabei insbesondere
auf die USA, die derzeit auf Grund des starken Anstiegs des öffentlichen Konsums in Folge des Irakkriegs kräftig
wachsen. Allerdings stellen die hohen Defizite des öffentlichen Sektors und in der Leistungsbilanz ein nicht
unerhebliches Risiko dar. Positive Signale kommen zudem aus Asien, wobei auch die Wachstumseinschätzungen
für Japan in den letzten Monaten kräftig nach oben revidiert wurden.
Die negativen Effekte der zahlreichen Schocks, denen die Weltwirtschaft in der letzten Zeit ausgesetzt war (Ölpreisanstieg,
Irakkrieg, Einbruch der Aktienkurse, Bilanzskandale, starke Dollarabwertung) dürften nun im Ausklingen sein
und sollten das Wachstum nicht weiter bremsen. Die Aktienkurse sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen.
Für die österreichische Exporttätigkeit hatte die Dollarabwertung in der ersten Jahreshälfte
eine spürbare Dämpfung gebracht, das Exportwachstum hat sich deutlich verlangsamt. Im Frühjahr war
dementsprechend eine Abnahme der realen Ausfuhren zu verzeichnen. Da sich jedoch die Importe als Folge der schwachen
Inlandskonjunktur ebenfalls nur sehr gedämpft entwickelten, ergab sich im bisherigen Verlauf des Jahres eine
ausgeglichene Leistungsbilanz. Das Vertrauen der Konsumenten und im Einzelhandel stieg in der ersten Jahreshälfte.
Das Vertrauen der österreichischen Industrie insgesamt ist noch von Vorsicht geprägt, der Vertrauensindikator
der Bauwirtschaft weist seit mehreren Monaten zunehmenden Optimismus auf. Die Investitionstätigkeit hat sich
- gestützt auf einen hohen Bedarf an Ersatzinvestitionen und günstige Finanzierungsbedingungen - zu Beginn
des Jahres 2003 leicht belebt. Auch vom öffentlichen Sektor gehen investitionsbelebende Impulse aus, wobei
insbesondere die Investitionszuwachsprämie und höhere Infrastrukturausgaben hervorzuheben sind. Die Erholung
des Bausektors setzte sich zu Beginn des Jahres fort und kann auch für die zweite Jahreshälfte erwartet
werden. Der private Konsum wächst vor dem Hintergrund der gedämpften Beschäftigungsentwicklung verhalten.
Die Beschäftigtenzahlen weisen jedoch für das zweite Quartal einen Anstieg der Beschäftigung aus.
Auch bereinigt um die stark steigende Zahl von Karenzgeldbezieherinnen und -beziehern, ergibt sich ein geringfügig
positives Wachstum der Beschäftigung, welches allerdings auch durch Schulungsmaßnahmen und Altersteilzeit
begünstigt wird. Ebenso stärkt die niedrige Inflation gegenwärtig die Kaufkraft der privaten Haushalte.
Der OeNB-Konjunkurindikator basiert auf den Ergebnissen zweier ökonometrischer Modelle (Zustandsraummodell
und dynamisches Faktormodell). Beim Zustandsraum-modell werden sechs ausgewählte Indikatoren (ifo-Geschäftsklimaindex,
Kreditvolumen, Anzahl der offenen Stellen, realer Wechselkursindex, Beschäftigung, PKW-Zulassungen) zur Schätzung
des BIP herangezogen. Das dynamische Faktormodell verwendet ein Set von 143 Indikatoren, aus dem mittels dynamischer
Zeitreihenverfahren die wesentlichsten treibenden Faktoren des Konjunkturzyklus extrahiert werden. Eine derartige
Methode wird auch beim EuroCOIN-Indikator des Centre for Economic Policy Research zur Schätzung des Euroraum-BIP
eingesetzt.
Die nächste Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikators ist für Jänner 2004 vorgesehen.
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