Eigenkapitalquote in Vorarlberg über Österreich-Durchschnitt – Vorletzter Platz bei
Risikokapitalfinanzierungen im Bundesländer-Vergleich
Dornbirn (ibat) - Ein Bundesländer-Ranking macht es deutlich: Die Vorarlberger Unternehmen scheuen
die Börse. Von 87 österreichischen Unternehmen, die im Amtlichen Handel und im Geregelten Freiverkehr
an der Wiener Börse notieren, stammen vier aus Vorarlberg. Es handelt sich dabei um die Grass Holding AG,
die Vorarlberger Kraftwerke AG, die Vorarlberger Volksbank und die Wolford AG. Vorarlberg liegt damit gleichauf
mit Tirol und Kärnten. Noch weniger Börseunternehmen haben nur Salzburg und das Burgenland, die auf jeweils
zwei Notierungen kommen. Zum Vergleich: Wien weist 51 börsenotierte Unternehmen auf, gefolgt von Ober- und
Niederösterreich mit jeweils zehn Notierungen. "Fünf bis zehn Unternehmen in Vorarlberg könnten
sich über einen Börsegang finanzieren", stellte Erich Obersteiner, Vorstand der Wiener Börse
AG bei einem Pressegespräch über das Finanzierungsverhalten Vorarlberger Unternehmen im Rahmen der ibet
2003 fest. Die ibet ist die größten Fachveranstaltung für Unternehmensfinanzierung und -beteiligung
in Österreich. Bis zu 20 Betriebe hätten zudem die Voraussetzung zur Ausgabe von Schuldverschreibungen
in Form von Unternehmensanleihen, die über den Kapitalmarkt gehandelt werden könnten", so Obersteiner
weiter. Unternehmensanleihen seien besonders für solche Unternehmen geeignet, die viel Kapital für die
Expansion benötigen, aber keine Firmenanteile abgeben möchten, ergänzte Obersteiner.
Die Mehrheit der Ländle-Unternehmen finanziert sich traditionellerweise über den klassischen Hausbankenkredit.
"Das wird sich aber durch Basel II ändern müssen. Obwohl Vorarlbergs Betriebe mit 32 Prozent Eigenkapital
deutlich über dem Österreich-Durchschnitt liegen, müssen sie nach Finanzierungsmodellen Ausschau
halten, die die Eigenkapitalquote weiter erhöhen," so Harald Pöttinger, Vorstand der Hypo Equity
Management AG aus Bregenz. Der Österreich-Durchschnitt liegt laut der KMU Forschung Austria bei rund 20 Prozent.
Obwohl ausreichend Kapital externer Investoren vorhanden sei, belegt Vorarlberg bei Risikokapitalfinanzierungen
den vorletzten Platz. Schlusslicht im Bundesländervergleich ist Kärnten. "Im Jahr 2002 wurden österreichweit
146 Millionen Euro durch Beteiligungsfinanzierer investiert. Vorarlbergs Betriebe sahen davon lediglich sechs Prozent,
also rund sechs Millionen Euro", sagte Pöttinger im Rahmen der ibet 2003.
Gründe dafür seien die hohen Erwartungen der Investoren und die Eigentümerstruktur der Ländle-Unternehmen.
Vorarlberger Betriebe seien fast ausschließlich in Familienbesitz, externe Kapitalgeber würden noch
kaum akzeptiert, so Pöttinger.
Die ibet findet dieses Jahr in Dornbirn statt. Rund 130 Entscheidungsträger aus Vorarlbergs Wirtschaft sowie
Investoren aus Österreich und der Schweiz informieren sich über Trends in der Finanzierung mittelständischer
Unternehmen. Darüber hinaus dient das Forum zur Kontaktanbahnung zwischen Unternehmern und Kapitalgebern.
Informationen: http://www.ibet.co.at |