Kärnten startet ab 2004 Pilotprojekt mit 1000-Euro-Pflegescheck
Klagenfurt (lpd) - Kärnten startet das von Landeshauptmann Jörg Haider initiierte Modell
„Altwerden zuhause“ mit einem Pflegescheck in Höhe von 1000 Euro. Ab 2004 soll es als Pilotprojekt in Klagenfurt
/Waidmannsdorf und in Steindorf am Ossiacher See begonnen und nach einer Erprobungs- und Evaluierungsphase flächendeckend
eingeführt werden.
Landeshauptmann und Seniorenreferent Jörg Haider betonte am Donnerstag (16. 01.) in
einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Landes-Seniorenbeauftragten Peter Harring, dass dieses Thema von Kärnten
aus nun österreichweit diskutiert werde. Kärnten werde hier wie beim Kinderscheck wieder neue Maßstäbe
setzen.
Der Landeshauptmann unterstrich die Wichtigkeit, einen Rechtsanspruch zu begründen, weil damit eine wichtige
Entlastung sowie Sicherheit für pflegende Angehörige sowie Pflegebedürftige geschaffen werde.
Wie Haider ausführte, bietet der 1000-Euro-Scheck bzw. Gutschein vielfältige Leistungen wie etwa einmal
wöchentlich eine Hauskrankenhilfe bzw. Pflegehilfe oder ein zweiwöchigen Aufenthalt in einem Pflegeheim,
um den Angehörigen Urlaub zu ermöglichen.
Weiters soll die sozialrechtliche Absicherung des pflegenden Familienmitglieds gewährleistet werden. Auch
eine kostenlose Schulung in Pflegehilfe sowie die Zur-Verfügung-Stellung von Pflegehilfsmittel aus einem zu
schaffenden Gerätepool ist inkludiert. Einen Rechtsanspruch für alle soll es ab 2004 nach der Konstituierung
der neuen Landesregierung geben, sagte Haider.
Über 70 Prozent, das sind rund 12.000 Menschen der zu Pflegenden werden in Familien gepflegt. Ein Heimplatz
würde dem Land pro Jahr mit rund 14.000 Euro ein Vielfaches kosten.
Morgen, Freitag, wird der Verein „Altwerden zuhause“ im Beisein von Staatssekretärin Ursula Haubner konstituiert.
Dieser Verein fungiert als Träger des für ein Jahr anberaumten Pilotprojektes, das vom Sozialministerium
finanziell getragen werden soll. Das Projekt umfasst rund 3000 Personen, die Kosten wurden mit 3 Mio. Euro angegeben.
Zugleich soll es wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden. Der Verein will vor allem Anstöße
und Hilfestellung für die Pflege daheim geben – durch Informationen für Angehörige in Form eines
Pflege-Not-Telefons und auch durch einen Gerätepool, wobei Hilfsgeräte für Pflegebedürfte zur
Verfügung gestellt werden.
Fixiert sei bereits die Kooperation mit dem Sanatorium Maria Hilf, das zu Pflegenden befristet Platz bieten soll.
Als weitere mögliche Standorte nannte der Landeshauptmann die Naturheilklinik Friesach, das LKH Laas oder
auch Möglichkeiten in Althofen.
Seniorenbeauftragter Harring dankte dem Landeshauptmann, die Pflege daheim zum zentralen Thema gemacht zu haben.
Er sagte, dass das Kärntner Modell auch im Bundesseniorenbeirat starke Beachtung finde. Viele sozialrechtliche
Verbesserungen seien erfolgt, dennoch sei noch viel zu tun.
Der Landeshauptmann wies auf weitere Initiativen und Verbesserungen zugunsten älterer Menschen hin. So sei
das Tarifsystem mit dem generellen Pflegezuschlag nach unten verbessert worden, aber noch weiter zu reformieren.
Die Altenfachbetreuung müsse österreichweit vereinheitlicht werden. Mit den Krankenversicherungen sei
eine Übereinkommen zu treffen, um Pflegemittel aus einem Gerätepool besser auszulasten, wofür eine
Meldepflicht zur Koordination hilfreich sein könnte.
Nach Ablauf der Pilotphase und Evaluierung des Pilotprojektes sollte ein eigenes Gesetz auf Landesebene zum Thema
Pflege daheim geschaffen werden. Für ältere Menschen sei in Kärnten auch der Seniorentausender (72
Euro) als Heizkostenzuschuss und die Gratis-Grippeschutzimpfung eingeführt worden. Vor allem werden in einer
Bauoffensive zwölf neue Alten- und Pflegeheime in allen Teilen Kärntens modernisiert bzw. neu errichtet.
Auch dem Bedarf an Tagesbetreuung und Kurzzeitpflegebetten müsse über Kooperationen verstärkt Rechnung
getragen werden. |