Schönborn: Papst ist Vorreiter einer »humanen Globalisierung«  

erstellt am
17. 10. 03

»Es wäre gefährlich für die wirtschaftliche und menschliche Entwicklung, wenn alle Begrenzungen verloren gehen«
Rom (kath.net/PEW/red) - Als Vorreiter einer "humanen Globalisierung" hat Kardinal Christoph Schönborn Papst Johannes Paul II. bezeichnet. Bei einer Begegnung mit internationalen Journalisten am Mittwochabend (15. 10.) in Rom sagte Kardinal Schönborn, es gehe dem Papst vor allem um eine Antwort auf die "große Herausforderung unserer Zeit", den "Graben zwischen arm und reich". Von besonderer Bedeutung sei in diesem Zusammenhang der ständig wiederholte Appell Johannes Pauls II., "Afrika nicht zu vergessen".
Der Papst habe die Vision der "einen Welt" schon vertreten, als das "bipolare Weltsystem" noch dominierend war, betonte der Wiener Erzbischof. Nach der "Wende" sei Johannes Paul II. in seiner Sozialenzyklika "Centesimus annus" mit aller Deutlichkeit für einen "gezähmten Kapitalismus" eingetreten, erinnerte der Wiener Erzbischof. "Es wäre gefährlich für die wirtschaftliche und die menschliche Entwicklung, wenn alle Begrenzungen verloren gehen", so Schönborn. Der Wiener Erzbischof betonte, dass es dem Papst sowohl in sozialethischen als auch in lebensethischen Fragen um eine "Kultur des Lebens" geht.

Der Papst habe in den bisher 25 Jahren seines Pontifikats "unglaublich viel" bewegt, "sowohl in der Kirche als auch in der Welt", unterstrich der Wiener Erzbischof. In der Zeit Johannes Pauls II. sei die katholische Kirche noch entschiedener "Weltkirche" geworden, der Papst habe aber auch deutlich gemacht, dass Evangelisierung zugleich soziales Engagement bedeuten muss. Prophetisch sei der entschlossene Einsatz des Papstes gegen den Krieg und für den Frieden. Johannes Paul II. mache aber auch deutlich, dass es ohne geistliche Vertiefung kein gesellschaftliches Engagement der Christen geben kann. "Die Menschen verstehen, dass der Papst in erster Linie ein Mann des Gebets, des spirituellen Lebens, ein 'Mann Gottes' ist", betonte der Kardinal. "Novo Millennio Ineunte", der große Entwurf des Papstes für ein pastorales Programm des 21. Jahrhunderts, habe gezeigt, dass Johannes Paul II. nicht "zurück" blickt, sondern "vorwärts" schaut.

Als die große Sehnsucht des Papstes bezeichnete Kardinal Schönborn die Einigung mit der Orthodoxie. Die Besuche Johannes Pauls II. in ostkirchlichen Ländern wie Rumänien, Griechenland und Armenien hätten einen "außerordentlichen Durchbruch" bewirkt. Auch in den Beziehungen zwischen römisch-katholischer und russisch-orthodoxer Kirche dürfe man nicht nur die wechselseitigen Schwierigkeiten sehen: "Es gibt auch Bereiche, in denen das Verhältnis sehr gut ist".
     
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