Arbeitsgespräch mit österreichischen Bundesräten über EU-Themen
Wien (pk) - Im Zeichen des bevorstehenden EU-Beitrittes Polens stand am Dienstag (14. 10.) ein
Arbeitsgespräch zwischen einer polnischen Parlamentarierdelegation unter Leitung des Senatsmarschalls Longin
Pastusiak und Mitgliedern des Außenpolitischen Ausschusses des österreichischen Bundesrates. Pastusiak
skizzierte dabei den Standpunkt seines Landes in der aktuellen Diskussion über die EU-Verfassung. Er unterstrich
die Forderung Polens nach einem Kommissar mit vollem Stimmrecht für jedes Mitgliedsland und deponierte zudem
den Wunsch nach Verankerung der christlichen Wurzeln Europas in der Präambel. Was die Sicherheitspolitik betrifft
gab er zu bedenken, der Aufbau militärischer Strukturen im Rahmen der GASP dürfe nicht zu einer Mini-Allianz
einiger weniger Staaten auf Kosten der Nato führen. Die Sicherheit Europas müsse auf zwei Säulen
basieren - einer europäischen und einer atlantischen, betonte Pastusiak. Kein Verständnis zeigte der
Senatsmarschall für Versuche, das im Vertrag von Nizza gefundene Entscheidungssystem schon vor dem Inkrafttreten
in Frage zu stellen. An weiteren Anliegen Polens nannte Pastusiak die Ausdehnung der Zwei-Drittel-Mehrheiten auf
einen größeren Kreis von Materien sowie die Ausarbeitung einer Ost-Dimension der Union.
Bundesrat Albrecht Konecny (S), der das Gespräch leitete, meinte, die internen Entscheidungsstrukturen der
EU, die für sechs Mitglieder konzipiert worden waren, würden schon bei 15 Staaten nicht funktionieren,
bei 25 "erst recht nicht". Wenn das Projekt Europa Chancen auf Erfolg haben soll, dann müsse allen
25 Akteuren klar sein, dass ein hohes Maß an Selbstbeschränkung erforderlich sei, sagte er. "Sonderbündeleien"
innerhalb der EU, rasche und langsame Geschwindigkeiten einzelner Staaten seien jedenfalls kein guter Weg, steht
für Konecny fest. Auch gehe es nicht an, dass ein einziges Land die Entwicklung der Union blockiere, warnte
er.
Weitere Themen des Gespräches, an dem auf österreichischer Seite die BundesrätInnen Anna Elisabeth
Haselbach (S), Vinzenz Liechtenstein und Franz Kühnel (beide V) sowie Engelbert Weilharter (F) teilnahmen,
waren das Verhältnis der EU zu Belarus und Russland, die durch die Erweiterung nun neu entstandenen Außengrenzen
und deren Sicherung, aber auch die Verteidigungspolitik der EU im Lichte der österreichischen Neutralität. |