Linz (mag) - Die moderne Medizin verlangt gerade wegen der zunehmenden Spezialisierung
der einzelnen Fachgebiete in komplexen Krankheitsfällen eine optimale Zusammenarbeit und Abstimmung im therapeutischen
Vorgehen. Aus diesem Grund sind die Vorteile eines Großkrankenhauses, welches alle SpezialistInnen in einer
Organisation vereinigt, oft lebensentscheidend für den/die Patienten/in.
Dem Zusammenwirken der Unfallchirurgie, der Chirurgie I und II, der Urologie, der Gynäkologie und des Zentralröntgeninstituts
(ZRI) verdankt Daniela P. (geboren 1981) ihre völlige Rehabilitation nach einem schweren Unfall.
Am Morgen des 20. Dezember 2002 war die Patientin mit ihrem PKW unterwegs, als sie aus ungeklärter Ursache
auf die linke Fahrbahnseite kam und frontal mit einem ihr entgegen kommenden PKW kollidierte.
Die Patientin wurde von dem in Vöcklabruck stationierten Notarzt-Team mit dem NAW (Notarztwagen) geborgen.
Laut Angaben der dortigen Notärztin war Daniela P. tief bewusstlos und massiv schockiert.
Nach erster notfallmäßiger Abklärung im LKH Vöcklabruck wurde die Patientin wegen ihrer
komplizierten Verletzungen ins Linzer AKh gebracht. Neben Schockbekämpfung und Kreislaufstabilisierung begann
gleichzeitig die genaue weitere Abklärung mittels Computertomographie. Hier kam der neue 16-zeilige Computertomograph
zur Anwendung. Dies erlaubt eine Abklärung vor allem der Schädelhirn- und Stammverletzungen innerhalb
weniger Minuten.
Dabei ergaben sich folgende Diagnosen:
- Schädel-Hirn-Trauma II° mit Rindenkontusionsblutungen links
- beidseitige Hämatopneumothorax mit multiplen beidseitigen Serienrippenfrakturen
- Oberarm-Bruch links
- Einrisse der Hauptschlagader (an zwei Stellen)
- multiple Leberrisse
- multiple Einrisse des Bauchfelles
- offene, irreguläre Beckenringfraktur mit vielfachen Verletzungen der Beckenorgane
- multiple Rissquetschwunden am Gesichtsschädel und Oberkörper
- Knöchelfrakturen beidseits
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
In Zusammenarbeit der Abteilung Unfallchirurgie mit den Kollegen der Chirurgie I (Herzgefäßchirurgie),
Chirurgie II (Bauch- und Thoraxchirurgie), Urologie, Gynäkologie sowie vom Zentralröntgeninstitut (ZRI)
wurde Daniela P. im Operationssaal sofort versorgt. Das Vorgehen wurde stets mit den Anästhesisten besprochen.
Zuerst wurde die aktivste Blutung - die Organzerreißung der Leber - vom Bauchchirurgen (OA Dr. Zauner) zum
Teil übernäht. Zur selben Zeit beschlossen die Kollegen der Chirurgie I (OA Dr. Müller) sowie des
ZRI (OA Dr. Pichler) die Aortenrupturen mit einem so genannten intraluminalen Stent (= gefäßstabilisierendes
Metallgitter, das sich in der Wand aufspreizt und so das Gefäß wieder abdichtet) zu versorgen. Da die
geeigneten Stents nur in der Universitätsklinik Innsbruck lagernd waren, mussten diese erst vom AKh-Team organisiert
werden.
Währenddessen stabilisierten Primarius Prof. Kwasny und OA Dr. Foltin von der Abteilung Unfallchirurgie notfallmäßig
die Oberarm- und Beckenfraktur der Patientin. Im Anschluss vernähte der Urologe OA Dr. Weinmüller die
eingerissene Blase und schloss auch die Harnröhre wieder an die Blase an. Von Kollegen der Gynäkologie
(OA Dr. Traum) wurde die Zerreißung des Darmes und der Vagina sowie der rechte Eileiter versorgt.
Nach rund zweieinhalb Stunden trafen mit dem Hubschrauber die benötigten Stents ein. Diese wurden in gemeinsamer
Arbeit von Kollegen der Chirurgie I (OA Dr. Müller) sowie einem Kollegen des ZRI (OA Dr. Pichler) implantiert.
Nach all diesen Maßnahmen stabilisierte sich die Kreislaufsituation der Patientin immer mehr. Zuletzt wurden
noch im OP die beiden Knöchelbrüche mit zwei Unterschenkel-Spaltgipsen notfallmäßig versorgt.
Nach diesem rund elf Stunden dauernden, interdisziplinären Eingriff konnte Daniela P. auf die operative Intensivstation
verlegt werden.
Heilung geht voran
In den folgenden Tagen verbesserte sich der Zustand der Patientin immer mehr. Die Verbände um die Leber wurden
mehrmals gewechselt, bis ein Heilungsprozess einsetzte.
Nach rund zwei Wochen war die Patientin soweit stabil, dass sie weitere notwendige Operationen risikoarm überstehen
konnte. Am Becken wurde noch der hintere Beckenring stabilisiert sowie die Knöchelfrakturen operativ versorgt.
Am 13. Jänner 2003 konnte die Patientin bereits wieder auf die Normalstation verlegt werden. Hier begann die
Mobilisierung mit Gymnastik im Bett. Nach einer Röntgenkontrolle zeigte sich, dass der Oberarmbruch schlecht
verheilte. Daher musste er durch eine Verplattung stabilisiert werden.
Nach über zwei Monaten, am 26. Februar 2003, konnte Daniela P. in gutem Allgemeinzustand das AKh wieder verlassen.
Sie wurde zur Rehabilitation nach Bad Häring überstellt.
Inzwischen ist die Patientin wieder voll genesen, geht ihrem Beruf nach beziehungsweise setzt ihre Ausbildung fort.
Die optimale Versorgung der „polytraumatisierten“ Patientin Daniela P. ist auf zwei wesentliche Faktoren zurückzuführen:
Einerseits auf die interdisziplinäre, medizinische Spitzenleistung des Linzer AKh, sowie auf die herausragende
Logistik der Abteilung Unfallchirurgie.
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