»Ariadna« soll in Europa zukunftsweisende Weltraumforschung fördern  

erstellt am
14. 10. 03

Paris (esa) - Werden künftige Sonden zur Bestimmung ihrer Position im interplanetaren Raum die Signale toter Sterne als astronomische Uhren benutzen können? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß künstliche Muskeln aus elektroaktiven Polymeren mechanische Teile in Raumfahrzeugen ersetzen werden?

Sind interstellare Bahnen denkbar, auf denen Raumfahrzeuge dereinst unter Nutzung des Schwerkraftgefälles zwischen benachbarten Sternen durch unsere Galaxis reisen werden?

Dies sind nur einige der phantasiereichen, futuristischen Ideen, die auf den von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) im Rahmen einer neuen Initiative namens „Ariadna“ veranstalteten ersten Aufruf zu Vorschlägen hin untersucht werden sollen.

Unter der Leitung eines Teams für Fortschrittliche Konzepte (ACT) des ESA-Büros für Zukunftsforschung soll „Ariadna“ die besehenden Verbindungen zwischen der ESA und der europäischen Hochschulforschung verstärken.

Die Initiative soll nicht nur mehr Gelegenheiten für Zusammenarbeit und Informationsaustausch zwischen der ESA, Hochschulen und Forschungsinstituten schaffen, sondern auch die ESA in die Lage versetzen, sich stärker als bisher an bahnbrechender Forschung zu beteiligen und damit eher die Rolle eines gleichberechtigten Partners als eines reinen Beobachters zu spielen.

„Im Team für Fortschrittliche Konzepte wollen wir uns auf das konzentrieren, was uns am meisten interessiert, nämlich herauszufinden, welche Forschung an den Universitäten durchgeführt wird, und selbst daran teilzunehmen“, sagt Andrés Gálvez, der Leiter des ACT im Europäischen Zentrum für Weltraumforschung und -technologie (ESTEC) in den Niederlanden.

„Am leichtesten läßt sich dies erreichen, indem man in Bereichen von gemeinsamem Interesse zusammenarbeitet“, erläutert er. „Dabei wird uns Ariadna helfen, zwischen der ESA und den Hochschulen den freien Fluß von innovativen Ideen und Informationen in Gang zu bringen und aufrechtzuerhalten.“

„Ariadna“ ist für kurze, kostengünstige Studien bestimmt, die den Anstoß zu radikal neuen Weltraumtechnologien geben sollen. Das Hauptinteresse gilt folgenden Bereichen:

  • Grundlagenphysik: Theoretische Forschung zu grundlegenden physikalischen Phänomenen und Bestimmung ihrer technologischen Auswirkungen auf Gebiete wie Gravitationsphysik und Quantenmechanik.
  • Fortschrittliche Energieversorgung: Forschungsvorhaben, die sich über photovoltaische Systeme (Sonnenzellen) hinaus mit Energieversorgungssystemen für künftige Weltraummissionen befassen. Hierzu gehören u.a. Untersuchungen zur Erzeugung von Energie im Weltraum und ihrer Weiterleitung zur Erde, z.B. durch satellitengestützte Solarkraftwerke.
  • Fortschrittliche Antriebe: Forschung zu innovativen Antriebssystemen für Raumfahrzeuge und nichtkonventionellen Systemen für den Zugang zur Umlaufbahn.
  • Missionsanalyse und -entwurf: Entwicklung von Flugbahnentwurfsstrategien und -werkzeugen sowie neuartigen Missions- und Systemkonzepten, die die Flugbahnen für Reisen durch das Sonnensystem revolutionieren könnten.
  • Mathematik und Informatik: Forschung zu zukunftsweisenden Computersystemen und Rechenwerkzeugen mit Schwerpunkt auf Verbesserungen des Missionsentwurfs, der Leistungen und der Ausbeute und effizienteren Arbeitsmethoden.
  • Biomimikry: Entwicklung von Methoden und Lösungen für weltraumtechnische Probleme durch Nachahmung von Pflanzen und Tieren. Diese biologisch inspirierte Forschung erstreckt sich auf Verhaltensmuster, Bauweisen und Werkstoffe, Mechanismen und Verfahren, Sensoren und Kommunikation, Überlebens- und Anpassungsfähigkeit.

Zur Vereinfachung des Verfahrens sollen nur Studien dreierlei Art durchgeführt werden:

  1. Kurze Studien von bis zu zwei Monaten Dauer mit einer Ausgabenhöchstgrenze von 15.000 Euro
  2. Mittellange Studien von bis zu 4 Monaten Dauer mit einer Höchstgrenze von 25.000 Euro
  3. Erweiterte Studien von bis zu 6 Monaten Dauer mit einer Höchstgrenze von 35.000 Euro.

Ein neuer Aufruf zu Vorschlägen ist etwa alle sechs Monate geplant, worauf an Forschungsinstitute und Hochschuleinrichtungen Aufträge für Arbeiten mit unmittelbarem Bezug zu den Zielen des ACT vergeben werden.

     
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