Innsbruck (rms) - Großformatige Tafeln des Sgraffitos am ehemaligen "Druckhaus" werden im
Zuge des Abrisses der Gebäude in der Erlerstraße abgelöst und später an neuen Stellen zu sehen
sein. Das Sgraffito, ein 42 Meter langes Bild aus verschiedenfarbigen Putzschichten entlang der Fassade Erlerstraße
5-7, zeigt jene Arbeitsabläufe, die im ehemaligen Druckhaus an dieser Stelle durchgeführt wurden. Es
überliefert damit historische Arbeitsmethoden von Druckerei und Buchbinderei, wie sie bis vor wenigen Jahrzehnten
üblich waren und ist ein Zeitzeuge für die Kunstform der Zwischenkriegszeit.
Das Sgraffito am ehemaligen "Druckhaus" wird im Zuge des Abrisses der Gebäude
in der Erlerstraße abgelöst und später an neuen Stellen zu sehen sein.
Foto: Medienservice / Andreas Ambrosi |
Da im Zuge der Errichtung des BTV Stadt-Forums der Gebäudebestand abgerissen wird, beratschlagte ein Gremium,
wie das Sgraffito erhalten werden kann: Stadt Innsbruck, Stadtarchiv, Restauratoren und die BTV suchten unter Mitwirkung
des ehemaligen Besitzers Buchroithner eine geeignete Lösung. Um großflächige Tafeln des 42 Meter
langen Kunstwerkes retten zu können, wird mit einer vergleichbaren Technik gearbeitet, mit der bereits Max
Weilers Fresken aus dem alten Innsbrucker Bahnhof abgelöst wurden. Es werden Trägerplatten vor dem Sgraffio
angebracht, die dann mittels verschiedener Restaurierungs- und Füllschichten mit dem Reliefbild verbunden
werden. Anschließend wird das so fixierte und gesicherte Putzkunstwerk von der Mauerwand mit großen
Seilsägen heraus geschnitten. Bürgermeisterin Hilde Zach und BTV Vorstandssprecher Peter Gaugg setzten
sich für diese bestmögliche Lösung ein: So werden nun sechs hochformatige Tafeln, die repräsentativ
die einzelnen Arbeitsschritte des Buchdruckes und der Buchbinderei dokumentieren, aus dem – im Original durch Fensterausschnitte
unterbrochenen – Wandbild herausgelöst.
Auf der Suche nach einer ausreichend großen Wand für die wirkungsvolle Präsentation der drei Meter
hohen Tafeln wurde man bereits fündig: Vier Tafeln werden im Eingangsbereich der neu entstehenden BTV Garage
zu sehen sein. Zwei Tafeln werden künftig den Innenhof der Wirtschaftskammer schmücken. Zu Dokumentationszwecken
wird das gesamte Werk in Bildform (durch Orthografie) festgehalten. Zudem wird das Sgraffito mittels modernster
3D-Scantechnik abgenommen, um der Reliefstruktur des Sgraffitos gerecht zu werden.
Wie entsteht ein Sgraffito?
Bei dieser Art der Bildgestaltung an einer Mauer werden verschiedenenfarbige Putzschichten übereinander angebracht.
Der Künstler hebt dann jene Farbschichten ab, die er nicht benötigt, bis die gewünschte Farbschicht
zum Vorschein kommt. Das Sgraffito an der Fassade des ehemaligen Druckhauses Buchroithner besteht aus bis zu sieben
Schichten.
Was ist auf dem Sgraffito zu sehen?
Der Salzburger Karl Reisenbichler führte diese Arbeit 1935 im Auftrag des damaligen
Druckereibesitzers Buchroithner durch. Das Sgraffito stellt die Arbeitsabläufe des Buchdrucks im Bleisatz
dar. Diese Drucktechnik war bis vor wenigen Jahrenzehnten üblich, bis sich der sogenannte Lichtsatz durchsetzte. |