Wien (wifo) - Die Zunahme der Prämieneinnahmen in der privaten Versicherungswirtschaft stand 2002 im
Einklang mit der nominellen Einkommensentwicklung. Durch Preissteigerungen erhöhte sich der Beitrag der traditionell
dominierenden Schaden-Unfallversicherung wieder. 2003 dürften die Prämieneinnahmen etwas stärker
zunehmen als das nominelle BIP. Der internationale Versicherungsmarkt war ebenfalls von einer Umschichtung zur
Nichtlebensversicherung geprägt.
In Österreich war die Lebensversicherung im letzten Jahrzehnt der Wachstumsträger der Versicherungswirtschaft.
Die Steuerbegünstigung langfristiger Kapitalversicherungsprodukte und der positive Renditeabstand zur Sekundärmarktrendite
bewirkten ein rasches Wachstum. Produktinnovationen wie die Einführung der fondsgebundenen Lebensversicherung,
der Dread-Disease- und der Pflegerentenversicherung unterstützten diese Entwicklung. Die schwache Zunahme
des nominellen verfügbaren Einkommens privater Haushalte, eine Verringerung der zugesagten Renditen, der beschleunigte
Kursrückgang an den internationalen Börsen und unter Umständen auch die Unsicherheit über die
Leistungsfähigkeit britischer und deutscher Lebensversicherer schlugen sich 2002 in einer Abnahme der Prämieneinnahmen
nieder.
Vor allem die Anbieter von Kapital- und Rentenversicherungen erlitten Einbußen, während die in Bezug
auf ihr Volumen weniger bedeutenden Versicherungsarten mit zumeist laufender Prämienzahlung Umsatzsteigerungen
verzeichneten. Die Entwicklung in der Rentenversicherung verdeutlicht dieses Bild: Während die Zahl der Risken
um 23% zunahm, gingen die Prämieneinnahmen um 16% zurück. Anstelle großer einmaliger Kapitalübertragungen
wurde eine Vielzahl zusätzlicher kleiner Verträge mit laufenden Prämienzahlungen gezeichnet. Dadurch
sank die durchschnittliche Prämie in der Rentenversicherung von 2.173 Euro im Jahr 2001 auf 1.489 Euro.
Insgesamt bevorzugten private Haushalte 2002 risikoarme und liquide Veranlagungsformen zum Vermögensaufbau
(Übersicht 1). Die von der Oesterreichischen Nationalbank publizierten Daten zur Geldvermögensbildung
der privaten Haushalte zeigen eine Konzentration auf Bargeld bzw. Sicht- und Termineinlagen. Diese Bankprodukte
stellten mit 7 Mrd. Euro den Großteil des Geldvermögenszuwachses von insgesamt 12,6 Mrd. Euro. Versicherungssparprodukte
sind mit 3,7 Mrd. Euro die größte Einzelkomponente. Ihr Anteil an der Geldvermögensbildung betrug
damit 29,5%. Die Lebensversicherungen machten mit 21,6% der Geldvermögensbildung einen bedeutenden Teil des
Versicherungssparens aus.
Angesichts der niedrigen erwarteten Renditen festverzinslicher Wertpapiere senkte die Finanzmarktaufsicht Österreich
mit Wirksamkeit ab 1. Jänner 2004 den gesetzlich zulässigen garantierten Höchstzinssatz für
Lebensversicherungen auf 2,75%. Für die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge gemäß §§
108g bis 108i EStG 1988 darf der Höchstzinssatz nur 2% betragen (BGBl. II Nr. 312/2003). Der variable Teil
der staatlichen Prämie für die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge und die Pensionszusatzversicherung
wird 2004 ebenfalls von derzeit 4% auf 3,5% gekürzt. Der staatliche Fördersatz für die private Altersvorsorge
wird also einschließlich des festen Förderungsbestandteils von 5,5% 2004 insgesamt 9% betragen. Gleichzeitig
wird der an die Höchstbemessungsgrundlage im ASVG gebundene höchstzulässige geförderte Betrag
vermutlich auf 1.900 Euro jährlich steigen. Dadurch steigt der höchstmögliche staatliche Zuschuss
2004 geringfügig auf 181 Euro. (Thomas Url) |