Demenz nicht einfach hinnehmen  

erstellt am
24. 10. 03

Witten/Herdecke (alphagalileo) - Noch immer wird die Demenz als natürlicher, nicht beeinflussbarer Alterungsvorgang angesehen. Die moderne Medizin betrachtet den Verfall der mentalen Fähigkeiten im Alter dagegen als behandlungsbedürftige Erkrankung mit hoher gesundheits-politischer Brisanz: Schon heute gibt es ca. eine Million Demenz-Kranke in Deutschland; bis zum Jahr 2050 wird eine Verdoppelung dieser Zahl erwartet.

Um die Autonomie der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten, bedarf es rechtzeitiger Diagnostik: Haus- und Allgemeinärzte können Frühsymptome erkennen und die notwendigen Untersuchungen einleiten. Dazu eignen sich einfache Testverfahren, in besonderen Fällen auch ein Computertomogramm oder eine Kernspintomographie. Doch wozu das alles, wenn sich der Verlauf der Erkrankung nicht aufhalten lässt? Aktuelle Studien zeigen: Nichtmedikamentöse Maßnahmen können Symptome wie Angst oder Unruhe positiv beeinflussen. Moderne Medikamente sind in vielen Fällen in der Lage, das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern - und damit die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen zu verbessern. Zusammengefasst und für die ärztliche Praxis aufbereitet wurden diese Studienergebnisse jetzt in der aktualisierten Leitlinie "Demenz" des medizinischen Wissensnetzwerkes evidence.de der Universität Witten/Herdecke.

Leitlinienautor und Allgemeinarzt Dr. Horst Christian Vollmar: "Über den Weg der Leitlinie wollen wir diese wichtigen wissenschaftlichen Fakten in die hausärztlichen Praxen bringen. Das Internet-Dokument enthält alle aktuellen Studien, die wichtigsten Test-Instrumente, praktische Empfehlungen und einen einfachen Handlungs-Algorithmus." Für Betroffene und Angehörige veröffentlichen die Wittener Mediziner eine passende Patientenleitlinie Demenz im Internet. Prodekan Dr. Martin Butzlaff: "Von einer wirklich effektiven Behandlung der Demenz-Erkrankung ist die Medizin noch weit entfernt. Dennoch sollten wir Mediziner umdenken und die Erkrankung nicht einfach hinnehmen. Ärzte und Betroffene sollten die Behandlungsoptionen zumindest kennen."
     
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