Paris (esa) - Das niederländische Solarauto Nuna II hat den World Solar Challenge, ein eigens für
Autos mit Solarantrieb veranstaltetes Rennen über 3010 km quer durch Australien, in neuer Rekordzeit gewonnen.
Vom Start in Darwin am Sonntag (19. 10.) bis zum Ziel in Adelaide am Mittwoch (22. 10.) benötigte Nuna II 31 Stunden und 5 Minuten und verbesserte damit den im
Jahr 2001 von seinem Vorgängermodell aufgestellten Rekord - 32 Stunden und 39 Minuten - um mehr als eineinhalb
Stunden.
Der Renner, der von der australischen Presse „Fliegender Holländer“ getauft wurde, stellte mit 96,8 km/h auch
bei der Durchschnittsgeschwindigkeit den Rekord des ersten Nuna-Wagens ein, der 91,8 km/h erreicht hatte. Trotz
zweier schnell behobener Reifenpannen legte Nuna II am dritten Renntag 830 km zurück, eine Strecke, die noch
nie ein Solarauto an einem Tag geschafft hatte. Am vierten und letzten Tag fiel eine weitere Bestmarke: Der Wagen
fuhr mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 110 km/h und stellte am Ende einen neuen Weltrekord auf.
Nuna II, das unmittelbar nach dem Start die Führung erkämpfte und sie nicht mehr abgab, wurde bereits
vor Rennbeginn als heißer Favorit gehandelt. Wie schon sein Vorgänger ist der stromlinienförmige
Solar-Flitzer mit fortschrittlicher Weltraumtechnologie ausgerüstet, die das Team über das Technologietransferprogramm
der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) erlangt hat. Dank dieser Technologie kann das Auto eine theoretische
Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h erreichen.
Die aerodynamisch verbesserte Außenhülle aus verstärktem Kunststoff verspricht hohe Stabilität
bei geringem Gewicht. Der Wagenkasten aus Kohlenstoffasern wurde auf der Oberseite und an den Kotflügeln mit
Aramid verstärkt, besser bekannt unter der Handelsmarke „Twaron“; diese Fasern werden hauptsächlich auf
Satelliten zum Schutz vor Einschlägen eingesetzt, jedoch zunehmend auch für Anwendungen auf der Erde,
z.B. für kugelsichere Westen, genutzt.
Die Außenhülle ist mit ursprünglich für Satelliten entwickelten Triple-Junction-Galliumarsenid-
zellen beschichtet; mit diesen Solarzellen lassen sich 20 % mehr Energie gewinnen als mit denen, die vor knapp
zwei Jahren Nuna zum Sieg verhalfen. Die ESA hat diese Zellen erst wenige Wochen vor dem Rennen zum ersten Mal
eingesetzt, nämlich als die Technologieerprobungsmission SMART-1 auf ihre Reise zum Mond geschickt wurde.
An Bord von Nuna II befinden sich außerdem Nachführeinrichtungen für den Punkt maximaler Leistung,
kleine Geräte, die auch bei weniger günstigen Bedingungen, etwa im Schatten oder bei Bewölkung,
ein optimales Gleichgewicht zwischen der von der Batterie und der von den Solarzellen gelieferten Energie gewährleisten.
Mit diesen Geräten sind auch zahlreiche Raumfahrzeuge ausgerüstet, beispielsweise die ESA-Sonde Rosetta,
die im Februar 2004 zu ihrem Rendez-vous mit dem Kometen Tschurjumow-Gerasimenko gestartet werden soll.
Gebaut wurde Nuna II von einem 12-köpfigen Studententeam der Universitäten Delft und Rotterdam. Auf dem
Weg zu seinem Ziel konnte dieses Team auf mehrere Partner zählen. So hat die ESA ihm neben der technischen
Unterstützung über ihr Technologietransferprogramm auch über ihr Büro für Bildungsmaßnahmen
unter die Arme gegriffen, das früher vom ehemaligen ESA-Astronauten Wubbo Ockels geleitet wurde. Ockels, der
für das Team als Berater fungiert, war bereits maßgeblich am Sieg des ersten Nuna-Rennwagens beteiligt. |