Leopold verlängert »Toulouse-Lautrec«  

erstellt am
22. 10. 03

Wien (leopold-museum) - Wegen des großen Erfolges verlängert Museumsdirektor Rudolf Leopold die Schau mit dem druckgrafischen Gesamtwerk des französischen Künstlers Henri de Toulouse-Lautrec aus der Sammlung Gerstenberg im Wiener Leopold Museum um weitere zwei Monate, bis zum 12. Januar 2004.

Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) gehört zu den herausragenden Grafikern der Kunstgeschichte. Sein druckgrafisches Werk entstand in nur einem Jahrzehnt: zwischen 1891 und 1901. Die Arbeiten geben einen faszinierenden Einblick in das Pariser Leben Ende des 19. Jahrhunderts; Lautrec schildert die "Belle Epoque" und die illustre Gesellschaft der Jahrhundertwende wie ein Journalist.

Parallel zur permanenten Schau mit Werken aus dem legendären "Wien um 1900" werden rund 360 Lithografien und Plakate, die etwa zur selben Zeit in der französischen Metropole entstanden, in einem Raum präsentiert, der dem Ballsaal des Pariser Moulin Rouge nachempfunden ist.

Weltberühmte Plakate und legendäre "Elles"-Serie
1891 wird Toulouse-Lautrec mit seinem ersten Plakat "Moulin Rouge. La Goulue" gewissermaßen über Nacht berühmt. Lautrec verwendet den Steindruck, die sogenannte Lithografie derart einfallsreich und suggestiv, dass mit ihm das Plakat seine genuine Form bekommt. Er wagt als Erster die Kombination aus freier Künstlergrafik und funktionsgebundener Gebrauchsgrafik: Bild und Text werden förmlich zusammengezwungen. Das Künstlerplakat an der Wende zum 20. Jahrhundert ist das erste technische Medium, das, indem es für etwas anderes wirbt, ganz offiziell für sich selbst Reklame macht. So wird Toulouse-Lautrec mit den Etablissements, auf die er hinweist, und mit seinen Lieblingen aus der Halbwelt selbst unsterblich.

Der Erfolg von Toulouse-Lautrecs Plakaten beim Publikum läßt die Farblithografie auch für Verleger von Künstlergrafik interessant werden. Lautrec erhält so beispielsweise den Auftrag für eine erotische Grafikmappe: Zehn Blätter stellen Prostituierte bei ihren alltäglichen Verrichtungen dar. Diese Mappe mit dem Titel "Elles" ("Sie", die Frauen) ist sowohl im Werk von Toulouse-Lautrec, als auch in der Kunst seiner Zeit einzigartig. Sie definiert sich inhaltlich aus einer menschlichen Nähe bei gleichzeitiger sozialer Distanz. (Sicherlich auch durch die Abstammung von einem alten Adelsgeschlecht aristokratisch geprägt.) Lautrec hebt in "Elles" das polarisierte Frauenbild seiner Zeit, die Unterscheidung in Heilige und Hure, auf. Aus seinem Blickwinkel werden Frauen unabhängig von Männern gesehen, sie sind primär auf sich selbst bezogen und posieren nicht für den Betrachter, den sie aber dennoch an ihrem Leben teilhaben lassen.

Sonderführungen und John Hustons Moulin-Rouge-Film
An jedem Freitag Abend um 19 Uhr führt Elisabeth Leopold, die Ehefrau des Sammlers Rudolf Leopold, zu "Leben und Werk von Henri de Toulouse-Lautrec". Weitere Sonderführungen finden am Samstag, Sonntag und Feiertag um 11 und 16 Uhr statt. Französisches Kino gibt es an jedem Samstag um 17 Uhr mit dem Film "Moulin Rouge" aus dem Jahr 1952 (Besetzung: José Ferrer, Colette Marchand, Suzanne Flon, Zsa Zsa Gabor, Regie: John Huston, Musik: Georges Auric, Dauer: 116 Min.) zu sehen.
     
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