Int. Tourismuskonferenz über die Zukunft Wiens im Städtetourismus und das Tourismuskonzept
»Wien 2010«
Wien (rk) - "Von 7,7 Millionen auf 10 Millionen Gästenächtigungen. Das ist unser Ziel
für die Tourismusstadt Wien im Jahr 2010", erklärte Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister
Dr. Sepp Rieder gemeinsam mit Wiens Tourismusdirektor, Mag. Karl Seitlinger, bei der Medienkonferenz anlässlich
der Internationalen Wiener Tourismuskonferenz, die am Montag (20. 01.) im Wiener
Rathaus stattfand. Bei der Konferenz wurde das neue Tourismuskonzept "Wien 2010: Dynamik für eine erfolgreiche
Destination" vorgestellt und von rund 400 Tourismusexperten diskutiert.
Das neue Konzept ist in enger Zusammenarbeit mit Experten aus der Hotellerie, aus Incoming Büros und Verkehrsunternehmen
sowie aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Stadtverwaltung entstanden. Neue Ideen für neue Tourismusattraktionen
sind genauso enthalten, wie die Formulierung jener Rahmenbedingungen, die geschaffen werden müssen, damit
Wien als Tourismusdestination im Wettbewerb mit anderen Städten weiterhin ganz Vorne mitmischt.
10 Millionen Nächtigungen brächten einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro
10 Millionen Nächtigungen würden einen Gesamtumsatz von etwa 3,2 Milliarden Euro bedeuten. Um
sie bis 2010 zu erreichen, müssten Wiens Nächtigungen jährlich durchschnittlich um mindestens 3,5
Prozent steigen. Voraussetzung dafür sind entsprechende Investitionen in die Infrastruktur für Schiene,
Straße und Flugverkehr, eine aktive Wirtschaftsstandort-Politik, die Wien als Tourismus-, Kongress- und Messestadt
noch attraktiver werden lässt sowie neue Attraktionen, die zusätzliche Gäste nach Wien bringen.
"Wiener Hofburg muss mehr genutzt werden"
"Bei vielen der im Konzept enthaltenen Maßnahmen haben wir mit der Planung oder Realisierung bereits
begonnen. Dazu gehören der Bahnhof Wien, das Projekt Prater Neu, das neue Messe- und Kongresszentrum, das
Neukonzept für die Vereinigten Bühnen oder das Programm für das Mozart-Jahr 2006. Wien als Tourismusstadt
hat aber auch viele zusätzliche Potenziale, die wir noch nutzen können. So dämmert das Areal um
die Hofburg heute noch im Dornröschenschlaf", so Rieder weiter.
Mit den Arbeiten am neuen Tourismuskonzept "Wien 2010: Dynamik für eine erfolgreiche Destination"
wurde im Herbst 2002 begonnen. Das Strategiepapier ist als "Work in progress" zu verstehen. Alle am Tourismus
der Stadt Interessierten sind eingeladen, ihre Meinungen, Ergänzungen, Ideen und Vorschläge einzubringen,
wobei zwei zentrale Fragen im Mittelpunkt stehen: Einerseits, welche Impulse, Innovationen und Maßnahmen
nötig sind, um Wachstum, Qualität und Attraktivität der Tourismusdestination Wien weiter zu steigern.
Andererseits werden die Schnittstellen zwischen (Tourismus)Wirt-schaft, Kultur, Eventveranstaltern, Stadt- und
Verkehrsplanung, Magistrat und Ministerien definiert, um mit neuen Kooperationen und Projekten das ambitionierte
Wachstumsziel erreichen zu können.
Internationale Tourismuskonferenz: 400 Touristik-Experten im Rathaus
Mehr als 400 Tourismusexperten nehmen an der Wiener Internationalen Tourismus-Konferenz teil. Namhafte Touristiker
präsentieren ihre Vorschläge, Strategien und Projekte, wie man Wiens Wettbewerbsfähigkeit im Städtetourismus
weiter verbessern kann. Anhand von Beispielen anderer europäischer Städte werden wesentliche Erfolgsfaktoren
im Städtetourismus reflektiert. Dazu waren namhafte Touristiker aus Amsterdam (Stefan G. M. Diender, Geschäftsführer
Amsterdam Tourist Board), Barcelona (Pere Duran, Geschäftsführer Turisme de Barcelona), Berlin Hans Peter
Nerger (Geschäftsführer Berlin Tourismus Marketing), Budapest (László Fekete, Direktor
Budapester Tourismusamt) und Prag (Vaclav Novotny, Direktor Prager Informationsservice) anwesend.
Mehr Nächtigungen durch Infrastrukturverbesserungen, neue Attraktionen, sonntägliche Ladenöffnung
Tourismusdirektor Mag. Karl Seitlinger erklärt, wie das hoch gesteckte Ziel von 10 Millionen Gästenächtigungen
realisierbar ist: "60 % der nötigen zusätzlichen Nächtigungen sollten - wenn sich internationale
wirtschaftliche Entwicklungen nicht nachteilig auswirken - aus der EU-Erweiterung und aus dem erwarteten durchschnittlichen
Wachstum im europäischen Städtetourismus erreicht werden können.", meint er, fügt aber
gleich hinzu: "Wien kann dieses Potential allerdings nur dann ausschöpfen, wenn gewisse Rahmenbedingungen
erfüllt sind: Dazu gehört die dringende Beseitigung von Defiziten bei Wiens Erreichbarkeit per Straße,
Schiene und Flug. Um mehr Erlebnistouristen anzuziehen, ist es nötig, neue Attraktionen zu schaffen - das
reicht vom Prater, dessen Neugestaltung zukunftsweisend und international unverwechselbar sein muss, bis zu neuen,
aufwändig inszenierten Musicals, für die auch weiterhin zwei Häuser sicherzustellen sind. Die Sonntagsöffnung
der Geschäfte ist ebenso ein 'must', ohne sie haben wir einen eklatanten Wettbewerbsnachteil. Auch ein effizientes
Leitsystem durch das vielfältige Angebot der Stadt fehlt Wien, und jüngste Entwicklungen zeigen, dass
die Sicherheit in der Stadt verstärkt werden muss. Schließlich muss auch eine echte Internationalisierung
im gesamtösterreichischen Tourismusmarketing erfolgen, und darunter verstehe ich eine, die auch Kampagnen
in kaufkraftstarken Märkten möglich macht."
Weitere 20 % der zusätzlichen Nächtigungen könnten laut Seitlinger durch ein stärkeres Wachstum
im Geschäfts- und Kongresstourismus bewirkt werden. Als Voraussetzungen dafür nennt er eine von Bund,
Wien, Niederösterreich und dem Burgenland offensiver betriebene Wirtschaftsstandort-Politik für die "Vienna
Region", Wiens Neupositionierung als Messestadt und Investitionen ins Kongressmarketing.
Zusätzliche 20 % könnten aus der nachhaltigen Wirkung von Sonderevents wie dem Mozart-Jahr 2006 und der
Fußball-EM 2008 resultieren: Der 250.Geburtstag von W. A. Mozart bietet Wien in idealer Weise Gelegenheit,
seine Kompetenz als "Musikhauptstadt" auszuspielen. Dazu muss sein Angebot internationales Aufsehen erregen
und sollte nicht nur die klassische Tradition widerspiegeln, sondern die Genialität Mozarts auch mit Wiens
zeitgenössischem Kreativpotential verbinden. Anlässlich der Fußball-EM sollte sich Wien als hochwertiges
Zentrum für Sporttourismus profilieren und für den Zuschlag weiterer Sport- Megaevents qualifizieren
können.
Hotellerie und Wirtschaftsforschung: Lifestyle-Tourismus ist unaufhaltsam, Kaufkraft von Herkunftsmärkten
entscheidend
Aus Sicht der Wiener Hotellerie bekräftig Gen.-Dir. Peter Peer, Präsident der Österreichischen
Hoteliervereinigung, einige der Anliegen besonders nachdrücklich: "Für uns ist das Image Wiens als
sichere Stadt mit hoher Lebensqualität von unschätzbarem Wert. Aktuelle Erfahrungen in unserer Branche
weisen darauf hin, dass verstärkte Investitionen in die Sicherheit notwendig sind, um es zu erhalten. Der
lang aufgeschobene Generalverkehrsplan ist ebenso dringend zu realisieren wie die Einkaufsmöglichkeit am Sonntag
- zumindest achtmal im Jahr - , insbesondere in Hinblick auf die EU- Erweiterung, denn in den Hauptstädten
von Tschechien, der Slowakei und Ungarn herrschen diesbezüglich keine Einschränkungen. Der Trend zum
Lifestyle-Tourismus ist unaufhaltbar, ihm ist durch entsprechende Angebote Rechnung zu tragen, und das Einkaufserlebnis
auch sonntags ist dabei ein ganz wesentliches."
Für Univ.-Doz. Dr. Egon Smeral vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung ist die Kaufkraft
in den jeweiligen Herkunftsländern der Touristen der entscheidende Faktor für den touristischen Erfolg
einer Destination: "Je stärker die Kaufkraft in einem Land wächst, desto eher sind dessen Einwohner/innen
bereit, Geld für Auslandsreisen auszugeben.", so der Wirtschaftsexperte, und: "Je mehr Reisende
aus Märkten mit rasch wachsender realer Kaufkraft eine Stadt besuchen, desto eher kann diese Stadt im Vergleich
zur Konkurrenz eine höhere Bettenauslastung bei höheren Zimmerpreisen erzielen." Er empfiehlt daher,
beim touristischen Marketing kaufkraftstarke Länder wie z.B. Großbritannien, die USA und Kanada besonders
zu berücksichtigen.
Tourismuskonzept Wien 2010 - ein work in progress
Seit Herbst 2002 wurde im Wien-Tourismus gemeinsam mit Experten aus der Hotellerie, von Incoming-Reisebüros,
und Verkehrsträgern, ebenso wie Fachleuten aus Kultur, Wirtschaft und Stadtverwaltung das Tourismuskonzept
Wien 2010 erarbeitet. Es enthält Vorschläge und Maßnahmenorientierungen für jene Bereiche,
in denen Entwicklungspotential für den Tourismus liegt. Das bei der Wiener Tourismuskonferenz einer breiten
Öffentlichkeit präsentierte Strategiepapier ist als "work in progress" gedacht. Der Wien-Tourismus,
lädt alle am Tourismus der Stadt Interessierten ein, Meinungen, Ergänzungen, Ideen und Vorschläge
dazu einzubringen und so an der dynamischen Entwicklung der Destination Wien mitzuwirken.
15 Schwerpunkte aus dem Tourismuskonzept Wien 2010
Hier sind aus dem knapp 40 Seiten starken Tourismuskonzept Wien 2010 jene Schwerpunkte angeführt,
die in der Entwicklungsstrategie für den Tourismusstandort Wien als besonders wichtig erachtet werden.
- Hauptbahnhof für Wien: möglichst rasche Errichtung, um Wiens Wettbewerbsnachteile im Schienenverkehr
zu reduzieren.
- Flugverkehr: Erhaltung von Austrian als Österreich-zentrierte Fluggesellschaft, gleichzeitig sollen Flughafenausbau
bzw. -management aber auch die Verkehrsentwicklung im Billigflugsegment ermöglichen.
- Straßenausbau insbesondere nach Norden und Osten, wo gravierender Defizite bei hochrangigen Straßenverbindungen
nach Ungarn, Tschechien und der Slowakei bestehen.
- Touristenbusse: Ein umfassendes Touristenbus-Konzept für Wien kann erst erstellt werden, wenn der Bund
über die Tiefgarage mit Busgeschoß unter dem Maria-Theresien-Platz entschieden hat.
- Aktive Wirtschaftsstandort-Politik für die Vienna Region von Bund, Wien, Niederösterreich und dem
Burgenland.
- Kongresstourismus soll durch verstärkte Investitionen ins Kongressmarketing vermehrt werden.
- Messetourismus soll durch Neupositionierung Wiens als Messestadt kräftige Impulse erhalten.
- Prater neu: Neugestaltung des gesamten Areals in der Art eines Themenparks als unverwechselbare, zukunftsweisende
Attraktion für den Erlebnistourismus.
- Fußball-EM 2008 offensiv dafür nutzen, Wien als qualitativ hochwertiges und innovatives Zentrum
für Sport-, Freizeit- und Unterhaltungstourismus hervorzuheben.
- Mozart-Jahr 2006:Wiens Angebot zu diesem Gedenkjahr soll unter den weltweiten Mozart-Angeboten klar hervorragen,
um Wiens Image als "Hauptstadt der Musik" international zu bekräftigen.
- Musicalstandort: Um diesen Wettbewerbsvorteil weiter entwickeln und international wettbewerbsfähig halten
zu können, sind zwei mit aufwändigen Musicals bespielbare Häuser unverzichtbar.
- Ladenöffnungszeiten: Ermöglichung der Sonntagsöffnung, um mit den Hauptstädten der EU-Beitrittsländer
Tschechien, Slowakei und Ungarn, die keine gesetzlich reglementierten Ladenschlusszeiten haben, konkurrieren zu
können.
- Leitsystem: Ein auch vom Kulturressort der Stadt Wien gewünschtes, bereits im Mozart-Jahr 2006 verfügbares
System, das es Gästen und Einheimischen erleichtert, sich im vielfältigen Angebot der Stadt zurechtzufinden.
- Sicherheit: Die von Gästen seit Jahrzehnten geschätzte polizeiliche Sicherheit in Wien soll durch
verstärkten Personal- und Mitteleinsatz der Bundespolizei auch weiterhin gewährleistet werden.
- Marketing: Zur Internationalisierung der touristischen Werbung für ganz Österreich soll das Budget
der Österreich-Werbung erhöht werden, um Kampagnen in Märkten mit stärkerer Kaufkraftentwicklung
zu ermöglichen.
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